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Eva Emma Mathiason (geborene Levy) * 1900

Schäferkampsallee 29 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1943 Theresienstadt
1944 Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Schäferkampsallee 29:
Dr. Rudolf Borgzinner, Martha Dessen, Heinrich Harth, Meyer Jelinewski, Margaretha Magnus, Gertrud Stillschweig, Clara Streim, Emma Weiland

Eva Emma Mathiason, geb. Levy, geb. am 27.7.1900 in Hamburg, deportiert nach Theresienstadt am 23.6.1943, deportiert nach Auschwitz am 4.10.1944 und ermordet

Schäferkampsallee 29

Die Eltern von Eva Emma Mathiason hießen Alexander und Emma Levy, geb. van Son. Der Vater Alexander Levy starb 1938, die Mutter überlebte. Eva Emma Mathiason war eine Nichte von Regina van Son, die ebenfalls von Hamburg aus deportiert wurde und von der Briefe an die Verwandten erhalten und veröffentlicht sind. Für Regina van Son liegt ein Stolperstein in der Binderstraße 13.

Am 28. Mai 1920 hatte Eva Emma Levy den Haus- und Hypothekenmakler James Mathiason (geb. 16.9.1885) geheiratet. Ihr Mann war der Sohn von Eduard Mathiason und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Feuchtwanger. Bis zur Hochzeit hatte Eva Emma im Lehmweg 9 bei den Eltern gewohnt. Ihr Mann hatte zum Zeitpunkt der Hochzeit die Adresse Hansastraße 57. James Mathiasons Geschäftsadresse war bis Mitte der 1930er Jahre Gerhofstraße 19 und dann Königstraße 21/23 Nähe Gänsemarkt. Die Königstraße gibt es heute in der Innenstadt nicht mehr, sie ist heute Teil der Poststraße.

Das Ehepaar bekam drei Töchter: die Zwillinge Edith und Gerda (geb. 26.3.1921) und Elisa­beth (geb. 12.12.1922). Alle Kinder reisten am 1. Dezember 1938 – vermutlich mit einem Kindertransport – nach England aus. Der Vater folgte ihnen im März 1939. Ursprünglich hatte er auf einem Fragebogen für Auswanderer angegeben, er wolle mit seiner Tochter Edith nach Palästina auswandern. Edith war Küchenpraktikantin im Jüdischen Altersheim und lernte nähen. Auch Eva Emma sollte eigentlich nach Palästina emigrieren. Der Grund dafür, dass sie in Hamburg blieb, war vielleicht, dass sie ihre Mutter nicht allein lassen wollte. Alle drei Töchter haben überlebt und geheiratet. Die jüngste Tochter übersiedelte später in die USA.

Vor 1933 lebte die Familie in gutbürgerlichen Verhältnissen in Harvestehude. Als Adressen tauchen auf den Steuerkarten auf: Hansastraße, Brahmsallee 11, Werderstraße 7 und Johns­allee. Seit Anfang der 1930er Jahre wohnte das Ehepaar Mathiason mit den Töchtern bis 1937 oder 1938 in der Werderstraße 7. Im November 1938 wurde James Mathiason mit einer "Sicherungsanordnung" belegt.

Nach der Emigration ihres Ehemannes musste sich Eva Emma Mathiason mit finanziellen Problemen aus dessen Geschäften auseinandersetzen, wobei sie sich von dem jüdischen "Konsulenten" Ernst Kaufmann beraten ließ. Die völlige Entrechtung jüdischer Bürger durch den Staat senkte auch bei nichtjüdischen Geschäftspartnern die Hemmschwelle, so dass diese sich mitunter an jüdischen Geschäftspartnern schadlos hielten. Das Vermögen der Mathiasons wurde eingezogen. Dazu gehörten Grundstücke in Hamburg, z. B. am Gänsemarkt. Das Grundstück Gänsemarkt 24/25 besaß Eva Emma gemeinsam mit Alexander und Leonhard Levy. Gekauft wurde es von der benachbarten Firma Girardet & Co. Eva Emma Mathiason hatte einen Schwager Zygmunt Weissmann, gegen den in Kattowitz ein Devisenstrafverfahren anhängig war. In diesem Zusammenhang wurde ihr Vermögen verpfändet. Zu einer Inan­spruchnahme des Vermögens kam es jedoch nicht. Immerhin musste Eva Emma Mathiason 3100 Reichsmark an jüdische "Konsulenten" zahlen, die mit dem Fall befasst gewesen waren.

Nach der Emigration ihres Mannes wohnte Eva Emma Mathiason zusammen mit ihrer Mutter bis September 1941 in der Brahmsallee 25 (bei Perlmann). Anfang 1942 erkrankte sie schwer und verbrachte viele Wochen im Jüdischen Krankenhaus in der Johnsallee 68. Am 14. September 1942 musste sie ins "Judenhaus" in der Schäferkampsallee 29 ziehen. Dort erhielt sie den Deportationsbefehl nach Theresienstadt, eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde.

Die Mutter Emma Levy starb erst 1953 in Israel. Sie war 1944 im Rahmen eines von der Gestapo "genehmigten" Austausches mit einer Gruppe nach Palästina gereist. Im Gegenzug wurden nichtjüdische Deutsche aus der Internierung in Palästina nach Deutschland entlassen.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (FVg 9197); R1938/3310; R1940/330); 4; 5; 8; StaH 332-5 Standesämter, 8741 und 365/1920; StaH 351-11 AfW 270700 Mathiason, Eva Emma und 220786 van Son, Else (zu Mathiason, geb. Levy, Eva Emma); StaH 621-1/84 Konsulent Ernst Kaufmann, 79; HAB II 1920, 1928, 1937; Jürgen Sielemann, Aber seid alle beruhigt; Amtliche Fernsprechbücher Hamburg.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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