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Bereits verlegte Stolpersteine



Leonie Israel (geborene Zuckermann) * 1894

Isestraße 53 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Isestraße 53:
Willy Curland, Heinz Egon Curland, Alfred Israel, Edith Israel, Hans Israel, Ruth Israel, Aron Hertz Israel, Auguste Lichtenhayn, Auguste Pollak, Peter Pollak, Renate Pollak, Eva Schreiber, Rosa Wolff

Aron Hertz Israel, geb. 20.1. 1863, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, am 26.10.1942 dort gestorben
Alfred Israel, geb. 20.3.1893 in Hamburg, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Leonie Israel, geb. Zuckermann, geb. 19.7.1894, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Hans Israel, geb. 17.2.1922, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Ruth Israel, geb. 9.3.1924, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, am 28.6.1944 weiterdeportiert
Edith Israel, geb. 14.7.1928, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Auguste Lichtenhayn, geb. Israel, geb. 22.8.1899, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, am 10.11.1942 gestorben

Aron Hertz Israel war der Patriarch einer großen Familie. Zwischen 1891 und 1913 wurden ihm und seiner Ehefrau Franziska, geb. Halberstadt, drei Söhne und eine Tochter geboren. Die Familie wohnte in der Isestaße 41. Als "Hauptkollekteur" der Hamburger Staatslotterie hatte Aron Hertz Israel ein gutes Einkommen, von dem er seine Familie ernähren konnte. Schon zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft musste er diese Stellung aufgeben.

Ob die Israels sich schon früher mit dem Zionismus beschäftigt hatten, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wanderten der älteste Sohn Max und sein Bruder Heinz, Jahrgang 1913, schon kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Palästina aus.

Während Max als Arzt arbeitete, hatte Heinz 1933 gerade eine Lehre im Textilfach beendet. Sein Vater sorgte dafür, dass er in Tel Aviv die Landwirtschaftsschule "Mikveh Israel" besuchen konnte. Beide überlebten die NS-Zeit, Max blieb in Israel, Heinz ging später in die USA. Mit den Eltern blieben der Sohn Alfred mit seiner Familie und die Tochter Auguste zurück.

Alfred hatte nach der Realschule in einer großen Exportfirma eine kaufmännische Lehre absolviert. Im Ersten Weltkrieg hatte er als Frontsoldat gekämpft und war mehrere Male verwundet worden. Noch vor dem Krieg, eher aber wohl danach, machte er sich als Handelsvertreter in der Textilbranche selbstständig. Die "OHG Alfred Israel" wurde "arisiert". Am 3. Mai 1940 war sie offiziell erloschen.

Spätestens seit 1936 bemühten sich Aron Hertz und Franziska Israel mit aller Kraft darum, die Papiere für die Auswanderung nach Palästina zusammenzubekommen. Sie wollten ihren Lebensabend mit ihren Söhnen verbringen. Beide waren sie über 70 Jahre alt und gesundheitlich angegriffen, weshalb sie besonders auf die medizinische Unterstützung durch Max hofften. Aron Hertz Israel beabsichtigte, sich dort in ein Unternehmen einzukaufen, um so den Lebensunterhalt zu bestreiten.

1937 erhielten sie die "Unbedenklichkeitsbescheinigung" für eine Informationsreise nach Palästina, die einmal verlängert wurde und bis März 1938 galt. Sie fuhren jedoch nicht.

Seit Sommer 1936 wohnten sie nicht mehr in der Ise-, sondern in der Hartungstraße, wo Franziska Israel am 26. September 1938 starb. Aron Hertz Israel zog zu seinem Sohn Alfred in die Isestraße 53. Er wohnte dort zusammen mit Alfreds Familie, der Schwiegertochter Leo­nie, geb. Zuckermann, und den drei schulpflichtigen Kindern Hans, Ruth und Edith.

Außerdem lebte auch seine Tochter Auguste in der Wohnung. Ihr Ehemann, Adolf Lichtenhayn, mit dem sie seit 1923 verheiratet war, wanderte 1938 allein nach China aus. Die Ehe wurde 1940 geschieden. Ihr Sohn Werner besuchte bis 1939 die Talmud Tora Schule und ging dann mit der Jugend Aliyah nach Palästina.
Offenbar musste Alfred Israel während der letzten Monate in Hamburg "Pflichtarbeit" in einem Krankenhaus leisten.

Am 25. Oktober 1941 kam der Deportationsbefehl ins Getto Lodz. Er galt für Alfred Israel, seine Frau Leonie und die Kinder Hans, Ruth und Edith, sowie seine Schwester Auguste. Von dort erhielt die Familie den Befehl zur "Aussiedelung im Mai 1942 wie mehr als 10 000 andere "Bewohner". Es hieß, sie würden zu einem Arbeitseinsatz an einem anderen Ort transportiert werden. Viele von ihnen stellten einen Antrag auf Ausnahme von dieser erneuten Deportation, von der sie nicht wussten, aber vielleicht ahnten, dass sie in den Tod ging, so auch Alfred Israel. Er begründete seinen Antrag "Laut beigefügter Abschrift besitze ich das Eiserne Kreuz und das Verwundeten-Abzeichen. Mein Sohn ist als Feuerwehrmann bei der Feuerwehr tätig, und fehlt daher in der Ausreiseaufforderung. Meine Frau und Töchter sind zu jeder Arbeit bereit. Ich bitte höflichst, mich mit meiner Familien von der Ausreise zu befreien und nicht zu trennen." Der Antrag erhielt den Stempel "UWZGLEDNIONE," das heißt "berücksichtigt". So blieb der Familie zu diesem Zeitpunkt die Fahrt in den Tod erspart: Die Transporte gingen nämlich direkt in das Lager Chelmno/Kulmhof, nicht in ein Arbeitslager. In Chelmno wurden die Ankömmlinge sofort mit Gas ermordet. Die Auszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg scheinen anerkannt worden zu sein, und für den Sohn Hans die Tatsache, dass er bei der Feuerwehr beschäftigt war. Wer eine wichtige Arbeit nachweisen konnte, hatte Chancen auf Rückstellung – anders als diejenigen, die der ihren Antrag damit begründeten, sie seien zu schwach für einen Transport und schwere Arbeit.
Wie lange Familie Israel in Lodz noch am Leben war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Nur das Todesdatum von Auguste Lichtenhayn ist bekannt. Sie starb November 1942 in Lodz. Von Ruth wissen wir, dass sie am 28. Juni 1944 nach Chelmno gebracht und dort ermordet wurde. Bis zu ihrem Tod hat sie vermutlich im Kindergarten gearbeitet.
Hans ist möglicherweise noch in das Konzentrationslager Flossenbürg verbracht worden. Ein Eintrag vom 4. August 1944 weist darauf hin.
Aron Hertz Israel hatte also miterleben müssen dass ihm sechs seiner Kinder und Kindeskinder, das jüngste gerade einmal 13 Jahre alt, genommen wurden. Er blieb allein zurück. Wie andere ältere Juden wurde er in das "Judenhaus" Beneckestr. 6 einquartiert. Der Deportationsbefehl nach Theresienstadt erreichte ihn am 15. Juli 1942 in der Grindelalle 21. Er starb noch im selben Jahr, am 26.10.1942, in Theresienstadt.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; 2; 8; AfW 200163; 220899; USHMM/Lodz/Ordner Hamburg(Neubauer); Auskunft per E-Mail von Fritz Neubauer am 09.04.2014.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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