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Stolperstein für Else Nathan
© Gesche Cordes

Else Nathan (geborene Seidel) * 1871

Isestraße 45 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1942 Theresienstadt
tot 30.8.1942

Weitere Stolpersteine in Isestraße 45:
Else Leopold, Lambert Leopold

Else Nathan, geb. Seidl, geb. 30.8.1871 in Zerbst, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort verstorben am 30.8.1942

Else Nathan aus Sachsen-Anhalt war mit Siegfried Nathan verheiratet. Die beiden hatten drei Kinder: Alice Marianne, später verheiratete Stern, den Sohn Richard Hermann und die jüngste Tochter, Erna, später verheiratete Schlesinger. Else Nathans Mann betrieb seit 1927 einen Tabakhandel. Die Geschäfte liefen allerdings schlecht und so sah sich das Paar gezwungen, Wohlfahrtsunterstützung zu beantragen. Siegfried Nathan litt unter Herzbeschwerden, seine Frau Else an einer chronischen Entzündung infolge einer Operation.

Die Wohlfahrtsakte des Ehepaares bietet ein erschreckendes Zeugnis dafür, wie diese mittellosen, kranken Menschen von der Behörde durch zynische Kommentare erniedrigt wurden und die Beamten medizinische Hilfe, wenn überhaupt, nur widerwillig bewilligten. Gesundheitlich schwer angeschlagen, zogen die beiden oft um, weil sie die Miete nicht zahlen konnten.

Im November 1938 wanderte Tochter Erna nach Südafrika aus, ein halbes Jahr später, im Juni 1939, floh die älteste Tochter Alice Marianne in die USA.

Als Siegfried Nathan 1940 verstarb, zog Else Nathan in das "Judenhaus" Haynstraße 7 und wohnte dort bei Levy zur Untermiete.

Im Januar 1941 wurde ihr die Wohlfahrtsunterstützung gestrichen. Vor ihrer Deportation nach Theresien­stadt am 15. Juli 1942 musste sie ins "Judenhaus" in der Beneckestraße 6, nahe am Bornplatz, umziehen. Eine Bekannte, die Witwe Auguste Behrens, erinnerte sich 1957 im Rahmen des sogenannten Wiedergutmachungsverfahrens an ihre letzte Begegnung mit Else Nathan: "Als ich darauf Frau Nathan auch am Bornplatz besuchte, erklärte sie mir ein oder zwei Tage vor ihrer Deportation, dass sie am nächsten Morgen nach Theresienstadt abgeholt werde. Ich erinnere, ihr noch eine Einholetasche gekauft zu haben. Dann verabschiedete ich mich von ihr, weil ich es nicht fertigbrachte, sie als gute alte Bekannte zum Transportwagen zu begleiten. Seitdem habe ich nie wieder was von ihr gehört." Else Nathan verstarb am 30. August 1942 im Krankenhaus in Theresienstadt. Ihr Sohn Richard wurde in Auschwitz ermordet.

© Maike Grünwaldt

Quellen: 1; 2; 4; 8; AfW 300871.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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