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Bereits verlegte Stolpersteine



Paul Mendel 1938
© Privatbesitz

Paul Michael Mendel * 1873

Loogestieg 10 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1942 Theresienstadt
ermordet 21.11.1942

Weitere Stolpersteine in Loogestieg 10:
Edwin Horowitz, Anna Mendel

Anna Mendel, geb. Arnheim, geb. 28.12.1878 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort am 4.1.1944 gestorben
Paul Michael Mendel, geb. 28.10.1873 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort am 21.11.1942 gestorben

Loogestieg 10

Der Bankdirektor Paul Michael Mendel stammte aus der Familie des wohlhabenden Importkaufmanns Moritz Mendel (1837–1893). Dessen Vorfahren waren um 1780 aus Mähren nach Hamburg eingewandert. Auch die Familie der Mutter Rosa, geb. Joelsohn (1835–1915), gehörte zu den alteingesessenen. Die Adresse Admiralitätsstraße 81 galt für die Firma, Großhandel mit Steinkohle und Jutesäcken, wie auch für die Wohnung, in der Paul und seine älteren Brüder, der spätere Privatlehrer und Journalist Joseph Mendel (1870–1933) und der spätere Genossenschaftskaufmann und hamburgische Senator Max Mendel (1872–1942), bis 1898 lebten. Wie seine Brüder besuchte Paul Michael das Realgymnasium des Johanneums, wahrscheinlich bis zur Mittleren Reife.

Seine Ausbildung zum Bankkaufmann führte zur Anstellung bei der Commerz- und Discontobank in Hamburg. Seit 1908 hatte er dort eine Leitungsfunktion mit Pensionsanspruch. 1920 erteilte ihm das Unternehmen, das nun als Commerz- und Privat-Bank AG im Handelsregister eingetragen war, die Prokura. Sie erlosch 1927 mit der Berufung von Paul Michael Mendel in den dreiköpfigen Vorstand der Firma Liquidationskasse in Hamburg AG. An dieser Spezialbank für die Abwicklung von Waren-Termingeschäften hatte die Commerzbank einen bestimmenden Kapitalanteil. Im Juni 1934 schied Paul Michael Mendel aus dem Bankvorstand aus, nachdem dessen langjähriger Sprecher, Arthur Friedländer, schon ein halbes Jahr vorher zurücktreten musste.

Bis dahin hatte Paul Michael Mendels Berufsweg zu wachsendem Wohlstand geführt. 1901 heiratete er Anna Arnheim, Tochter des Hamburger Kaufmanns Leopold Arnheim (1840–1921) und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Salomon, (1852–1929). Wahrscheinlich hatte Anna eine höhere Mädchenschule besucht; sie war an bildender Kunst interessiert und Amateurmalerin.

Anfangs wohnte das Ehepaar in der Gosslerstraße 73 (heute das Teilstück Eppendorfer Weg zwischen Hoheluftchaussee und Eppendorfer Baum), seit 1910 am Loogestieg 17 in einer großen Etagenwohnung. Die Ehe blieb kinderlos. Gemälde, Graphik und Kleinplastik namhafter moderner Künstler schmückten die Wohnung. Durch Vermittlung des Direktors der Hamburger Kunsthalle Gustav Pauli begann Paul Mendel 1920 bedürftige Künstler zu unterstützen. Namentlich Otto Rodewald (1891–1960) gehörte zu den geförderten Malern.

Nach dem erzwungenen Ruhestand wurden mehrmals die Versorgungsbezüge gekürzt. Eine Folge war 1935 der Umzug in eine kleinere Wohnung im Loogestieg 10, der 1940 eine geteilte Wohnung in der Isestraße 115 folgte, und schließlich die Einweisung im Februar 1942 in zwei Zimmer in der Heilwigstraße 46.

Am 19. Juli 1942 wurde das Ehepaar gemeinsam mit Pauls Bruder Max und dessen Frau und Schwiegermutter nach Theresienstadt deportiert.

Paul starb dort nach vier Monaten großer Entbehrungen. Anna lebte noch 13 weitere Monate im Lager. Kurz vor ihrem Tod gelang es ihr, eine Postkarte nach Berlin mitzugeben, die von dort per Post eine Verwandte in der Isestraße erreichte. Die damit ausgelöste Hoffnung auf ein Wiedersehen aber zerrann mit den Nachrichten nach Kriegsende.

© Ulrich Bauche

Quellen: 1; 3; 4; AB 1899–1939; Verzeichnis Hamburger Börsenfirmen (abgeschl. Mitte Feb. 1933); Amtsgericht Hamburg Handelsregister, A 2, Bd. 1, HRB Nr. 37, Commerz- und Disconto-, bzw Commerz- und Privat-Bank, und Anschlüsse, ebenso A 2, Bd. , B 5, Nr. 269: Liquidations-Casse Hamburg AG.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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