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Max Renner * 1876

Grindelhof 64 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Grindelhof 64:
Ernst Reinhold Ascher, Nanni Ascher, Chana Ascher, Carl Cohn, Carmen Cohn, Hans Cohn, Julius Cohn, Gertrud Ehrenberg, Inge Ehrenberg, Lotte Ehrenberg, Blanka Ehrenberg, Manfred Lewinsohn, Richard Lewinsohn

Max Renner, geb. am 10.3.1876 in Altona, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, ermordet

Grindelhof 64

Max Renner war der Sohn von Eduard und Rosalie, geborene von Halle. Er lebte seit dem 14. Dezember 1918 in Hamburg und gehörte seit dem 28. Februar 1938 als zahlendes Mitglied zur Jüdischen Gemeinde. Er hatte zwei Schwestern: Frieda, geboren am 20. Mai 1878, und Erna, geboren am 9. November 1881. Im Ersten Weltkrieg wurde er von 1915 bis 1918 erst als Musketier (einfachster Dienstgrad der Infanterie), später hinter der Frontlinie als Armierungssoldat (Soldat, der nicht aktiv an den Kampfhandlungen teilnahm) eingesetzt und mit dem Ehrenkreuz ausgezeichnet.

1897 hatte er das Geschäft seines Vaters als Rechtskonsulent übernommen, im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 aber kein steuerpflichtiges Einkommen mehr erzielt. Bei Rechtskonsulenten handelte es sich um juristische Laien, die meist ärmeren Mandantinnen und Mandanten juristischen Rat gaben, ohne sie jedoch vor Gericht anwaltlich vertreten zu können. Max Renner blieb ledig und hatte keine Kinder. Am 6. Juli 1931 stellte der inzwischen mittellose 56-Jährige einen Aufnahmeantrag bei der Wohlfahrtsbehörde. Ein Jahr später wurde er wegen Unterschlagung in Tateinheit mit Untreue zu 100 Reichsmark (RM) auf Bewährung verurteilt, obwohl ihm die Kriminalinspektion einen Betrug schwer nachweisen konnte.

Er zog häufig um: vom Großneumarkt 56 in die Blücherstraße 15, von dort in die Bundesstraße 35a, dann in den Grindelhof 89 und schließlich in den Grindelhof 64. Stets lebte er zur Untermiete in einem möblierten Zimmer. Die Kultussteuerkartei erwähnt zudem die Adressen Vereinsstraße 7 und Hirtenstraße 53.

1936, die Nationalsozialisten waren bereits seit drei Jahren an der Macht, bemühte sich Max Renner um eine Ausnahmeerlaubnis "zur geschäftsmäßigen Besorgung von Rechtsangelegenheiten gem. Art.1 §1 des Gesetzes zur Verhütung von Missbräuchen auf dem Gebiete der Rechtsberatung vom 13. Dezember 1935" und verwies darauf, dass es sich bei seinem Gesuch nicht um die Errichtung eines neuen Betriebes, sondern um die Genehmigung der "Fortsetzung eines seit 58 Jahren alten Betriebes und zwar einer alten Inkassopraxis" handele. Ihm wurde jedoch lediglich eine Frist zur Abwicklung der laufenden Aufträge bis zum 30. September 1936 zugebilligt. Da er offenbar trotzdem als Rechtskonsulent tätig war, wurde er 1936 wegen "unerlaubter Rechtshilfe" zu 20 RM verurteilt.

Seine Mutter Rosalie starb mit 84 Jahren am 23. Oktober 1937. Seine Fürsorgeakte bei der Wohlfahrtsbehörde wurde am 6. September 1939 der Sonderdienststelle B übergeben. Damit wurde Max Renner als Jude und Wohlfahrtsempfänger in den zwei Jahren bis zu seiner Deportation unter besondere Beobachtung gestellt, von nichtjüdischen Wohlfahrtsempfängern separiert und möglicherweise auch zu Pflichtarbeit gezwungen.

Am 8. November 1941 wurde er nach Minsk deportiert und ermordet.

Stand: Juli 2017
© Dieter Wolf

Quellen: 1; 5; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge – Sonderakten 1726; StaH 213–11 Staatsanwaltschaft – Landgericht A15467/30 u. 4656/37; Sta HH 213–1 Hanseatisches Oberlandesgericht 1303; Lohalm: Völkische Wohlfahrtsdiktatur, S. 403–409.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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