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Bereits verlegte Stolpersteine



Elsa von der Walde (geborene Loewenberg) * 1893

Innocentiastraße 21 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Innocentiastraße 21:
Marianne Goldschmidt, Jette Israel, Rafael von der Walde, Caroline von der Walde, Max von der Walde, Simon von der Walde

Simon van der Walde, geb. am 24.7.1924 in Emden, deportiert ins Getto Minsk am 8.11.1941
Max van der Walde, geb. am 4.10.1890, deportiert ins Getto Minsk am 8.11.1941
Elsa van der Walde, geb. Löwenberg, geb. am 19.9.1893, deportiert ins Getto Minsk am 8.11.1941
Caroline (Karoline) van der Walde, geb. am 28.1.1921, deportiert ins Getto Minsk am 8.11.1941
Raphael (Rafael) van der Walde, geb. am 30.6.1932, deportiert ins Getto Minsk am 8.11.1941

Innocentiastraße 21; Martin-Luther-King-Platz 3

Simon van der Walde stammte aus einer weitverbreiteten Familie, deren Angehörige ihren Namen oftmals abgewandelt hatten: im Emsland, der Region seiner Herkunft, lautet er zumeist van der Walde, an der Mosel regelmäßig von der Walde. In amtlichen oder nichtamtlichen Verzeichnissen werden auch "von" und "van" immer wieder verwechselt.

Simons Vater, Max Menachem van der Walde, war der Sohn von Hermann Hirsch Naftali van der Walde, geboren am 8. Mai 1850 in Emden, und seiner Ehefrau Caroline, geb. Hartogsohn, geboren am 1. August 1862 ebenfalls in Emden. Max, in Emden geboren am 4. Oktober 1890, wuchs offensichtlich in einer streng religiösen Familie auf, wie eine Annonce Vater Hermanns aus dem Jahre 1901 ahnen lässt, in der nach einer Lehrstelle für Max’ älteren Bruder Jacob gesucht wird "in einem Alteisen- Engros- oder Metallgeschäft, event. Exportgeschäft, welches am großen Schabbat geschlossen ist."

Max van der Walde heiratete in erster Ehe Else (Elsa) Löwenberg, geboren am 19. September 1893 in Hannover. Die Ehe blieb kinderlos und wurde geschieden.

In einer zweiten Ehe verband sich Max mit Gretchen de Beer, geboren am 27. Juni 1893 im Emden, Tochter von Simon der Beer und Sophie, geb. Philipson, beide geboren in Emden. Dieser Ehe entstammten drei Kinder: Karoline Mirjam, geboren am 28. Januar 1921, Simon Michael, geboren am 24. April 1924, und Rafael Hirsch, geboren am 30. Juni 1932; alle drei waren in Emden zur Welt gekommen.

Wann die Familie nach Hamburg zog, ist nicht bekannt. Es muss nach Rafaels Geburt gewesen sein und vermutlich, um den Gewalttaten der Nationalsozialisten in der kleinen Stadt Emden zu entgehen und in der großen Stadt Unterschlupf in gewisser Anonymität zu finden. Dies scheint ihnen in gewissem Maße auch gelungen zu sein.

Gretchen van der Walde starb - nur 45jährig - in Hamburg am 6. Februar 1938. Max ging bald eine weitere Beziehung ein: mit Käthe Lanzer, geb. Pels, geboren am 2. Januar 1909 in Emden. Sie war die geschiedene Frau des promovierten Juristen Robert Lanzer (geb. 23. Dezember 1985 in Wien, Tod nach dem 6. April 1942 im Ghetto Izbica).

Aus der Verbindung von Max van der Walde und Käthe Lanzer ging die Tochter Tana hervor. Ihr Leben währte nur kurz: geboren am 30. April 1941 in Berlin, starb sie am 4. Juli 1942 ebenda – unter welchen Umständen ist nicht bekannt. Käthe Lanzer lebte zuletzt in Berlin-Wilmersdorf.

Erst mit dem Befehl zur Deportation am 8. November 1941 und aus den dazu von der Geheimen Staatspolizei erstellten Listen erfahren wir noch ein wenig mehr zum Leben der Familie (alle männlichen Personen bekamen darin als weitere Vornamen ein "J." für "Israel", die weiblichen ein "S." für "Sara"). Zur "Evakuierung" aufgerufen und listenmäßig erfasst wurden:
Max van der Walde; zu ihm gab es keine Berufsangabe, seine Wohnadresse lautete "Innocenciastr." (Innocentiastraße) 21. Max war in den Deportationslisten 1 und 2 unter den Nummern 953 bzw. 889 verzeichnet.

Elsa van der Walde, geb. Löwenberg, als Beruf wurde "Heimleiterin" genannt. Tatsächlich befand sich in den Jahren 1935 bis 1940 an der auch für sie angegebenen Anschrift Innocentiastraße 21 lt. den Adressbüchern von 1935 bis 1940 der Israelitische Humanitäre Frauen-Verein in Hamburg e.V., in der Ausgabe für 1941 wird für die Hausnummern 19 und 21 ein Heim für jüdische Mädchen und Frauen verzeichnet, für 1942 nur im Haus 19. Fand hier die ganze Familie während ihrer Hamburger Zeit Unterschlupf und Schutz? Damit hätte die von Max geschiedene Else großherzig gehandelt sowie sich selber und den Geflohenen mit einem kleinen Einkommen geholfen.

Simon van der Walde fand sich in den Listen der zu Deportierenden unter den Nummern 956 bzw. 893; als Wohnung wird der Steubenweg 36, als Beruf Praktikant angeführt. Bereits am 3. Februar 1941 war der Geheimen Staatspolizei gemeldet worden, dass Simon Michael Israel van der Walde im Vorbereitungslager Rissen (am Steubenweg!) eingetroffen sei. Das belegt, dass der junge Simon im "Umschulungsheim", wie das Haus im Adressbuch für Altona 1938 genannt wurde, an einem Hachschara-Programm teilnahm. Allerdings stand Simon van der Waldes Namen nicht in der Liste der Jugendlichen, die sich bei Auflösung des Vorbereitungslagers am 7. Juli 1941 noch dort befunden haben; er muss das Haus also zuvor verlassen haben und kam später durch die Einweisung der Gestapo erneut dahin.

Auch der neunjährige Rafael van der Walde stand auf den Listen 1 und 2 mit den Nummern 955 bzw. 892. Als Wohnung wird bei ihm der Papendamm 3 angegeben; dort befand sich eines der beiden Häuser des Paulinenstifts, einer Einrichtung für Waisenkinder, wo auch Kinder versorgt wurden, deren Eltern dies aus unterschiedlichen Gründen nicht leisten konnten.

Karoline van der Waldes Name befand sich im Anhang zur Liste 1 unter "freiwillig zur Evakuierung gemeldet"; sie hatte dort die Nummer 46 erhalten. Sie wollte mit der übrigen Familie gehen, nicht ahnend, was sie erwartete. Als ihr Beruf wurde "Hausangestellte" verzeichnet – eventuell hatte sie im Heim für Jüdische Frauen und Mädchen eine Anstellung.

Am 8. November 1941 verließ der Transport DA 51 mit insgesamt 968 (960) Menschen die Stadt Hamburg und brachte sie in den Tod.

Auch Käthe Lanzer wurde deportiert, am 29. November 1942 von Berlin nach Auschwitz, ein Transport mit 998 dem Tod entgegen fahrenden Menschen.

Auf dem jüdischen Friedhof in Emden erinnern drei 1990 eingeweihte Granittafeln mit den Namen der 465 jüdischen Opfer der NS-Gewalt aus dieser Stadt; auf ihnen sind auch Max, Karoline, Simon und Raphael van der Walde verzeichnet; ebenso findet sich dort der Name von Käthe Karoline Lanzer.

Stand: November 2021
© Friedemann Hellwig

Quellen: Staatsarchiv Hamburg, Film 1254, Bl. 137 StaHH, Film 1254, Bl. 137; https://www.geni.com; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ (Zugriff Nov. 2018); Hinweise Ruth Miller; www.alemannia-judaica.de (Zugriff Nov. 2018); Liste der Deportationen aus Hamburg siehe http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd.html.

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