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Bereits verlegte Stolpersteine



Rahel Ortheiler (geborene Würzburger) * 1879

Isestraße 15 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Isestraße 15:
Julie Behrens, Moses Möllerich

Rahel Ortheiler, geb. Würzburger, geb. 29.3.1879 in Bieringen/Württemberg, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert

Rahel Ortheiler lebte mit ihrem Ehemann Albert und den beiden Söhnen Hans und Fritz in Marktbreit am Main im bayrischen Unterfranken. Albert Ortheiler besaß dort eine Weinhandlung. 1914 zog die Familie Ortheiler in den Stadtteil Gerthe nach Bochum um. Albert Ortheiler übernahm das Haushaltswarengeschäft "Heimann & Co" in der Lothringerstraße. Rahel führte den Haushalt und kümmerte sich um die Söhne. 1933 wurde Albert Ortheiler von Angehörigen der SS ermordet. Im Rahmen des sogenannten Wiedergutmachungsverfahrens berichtete sein Sohn Fritz 1956, dass sein Vater von diesen aus seinem Geschäftshaus geholt worden war. Am 7. Juli 1933 wurde ihm die Leiche des Vaters im Krankenhaus "Bergmannsheil" in Bochum gezeigt. Der Tote wies Spuren von Gewalt und Misshandlungen auf. Albert Ortheiler wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Bochum beigesetzt.

Rahel Ortheiler war nun gezwungen, von einer kleinen Rente zu leben und ihre Söhne allein zu erziehen. Das Grundstück der Familie musste sie später verkaufen. Sie floh schließlich nach Hamburg und fand eine Bleibe in der Isestraße bei Moritz Möllerich, dem Mann ihrer 1937 verstorbenen Schwester Jettchen. Rahel konnte dort als Wirtschafterin arbeiten. Ihre bei­den Söhne emigrierten nach Afrika. Rahel Ortheiler blieb in Hamburg zurück und erhielt, wie auch ihr Schwager, Moses Möllerich, den Deportationsbefehl zum 25. Oktober 1941 nach Lodz. Ihr kleiner Haushalt wurde im Dezember 1941 versteigert.

Erhalten geblieben ist ein letztes handschriftliches Dokument von Rahel Ortheiler, in dem sie versuchte, einer weiteren Deportation zu entgehen. Im Getto von Lodz stellte sie am 2. Mai 1942 einen Antrag auf "Befreiung von der Aussiedlung" an die zuständige Kommission. Darin gab sie an, herzkrank und dadurch pflegebedürftig zu sein. Weiter hoffte sie auf Verschonung, weil ihr verstorbener Mann während des Ersten Weltkrieges das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen bekommen hatte. Wie viele andere Gettobewohner glaubte sie, dass die bevorstehende "Aussiedlung" einen Arbeitseinsatz beinhaltete. Ihre attestierte Krankheit war für die Verant­wortlichen jedoch ein Grund mehr, sie, wie in Wahrheit geplant, zur Ermordung nach Chelmno zu schicken.

Der Sohn Hans verstarb 1944 in Nairobi. Ihr Sohn Fritz Ortheiler erlebte das Kriegsende in Südafrika.

© Maike Grünwaldt

Quellen: 1; 4; 8; AfW 070408; USHMM, RG 15083, M 300/386-388. Quellen: 1; 4; 8; AfW 070408; USHMM, RG 15083, M 300/386-388.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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