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Bertha Kleve (geborene Schlesinger) * 1889
Martin-Luther-King-Platz 3 (Eimsbüttel, Rotherbaum)
BERTHA KLEVE
GEB. SCHLESINGER
JG. 1889
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET
Weitere Stolpersteine in Martin-Luther-King-Platz 3:
Margarethe Altmann, Bela Anschlawski, Esther Ascher, Hannelore Ascher, Ellen Ingrid Berger, Hanni Bernstein, Karl Heinz Bloch, Hildegard Cohen, Nathan Dan Croner, Heinz Dessau, Zita Feldmann, Jacob Fertig, Hans Frost, Alice Gramm, Else Grunert, Julius Hamburger, Oskar Helle, Julius Hermannsen, Rebecca Hermannsen, Elchanan Jarecki, Peter Kopf, Erwin Kopf, Manfred Krauthamer, John Löw, Gerda Polak, Inge Polak, Erich Rosenberg, Mirjam Rothschild, Regine Rothschild, Rafael von der Walde
Alma Grellert, geb. Schlesinger, geb. am 12.10.1885 in Witten; deportiert nach Lodz am 25.10.1941
Wrangelstraße 10
Bertha Kleve, geb. Schlesinger, geb. am 14.12.1889 in Witten, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz
Martin-Luther-King-Platz 3, Rotherbaum
Alma Grellert war gebürtig aus Witten. Witten erhielt 1823 die Stadtrechte, wurde 1899 kreisfreie Stadt und gehörte zur preußischen Provinz Westfalen. Die Stadt liegt am Übergang vom unteren Sauerland zum niederbergischen Hügelland zwischen den Großstädten Dortmund, Bochum und Hagen. 1885, in Almas Geburtsjahr, wurde in Witten der Grundstein für eine Synagoge gelegt. In diesem Jahr hatte Witten 420 jüdische Einwohner, bei insgesamt knapp 25.000 Einwohnern.
Die Eltern von Alma Grellert waren Isaac und Friederike Schlesinger, geb. Mildenberg. Alma hatte mindestens drei Geschwister: die älteren Brüder Robert (geb. 1880) und Paul (geb. 1882) und die jüngere Schwester Bertha (geb. 1889). Die Familie lebte in Witten erst in der Kampstraße und in der Kirchstraße und dann, nachdem die Töchter geboren waren, in der Augustastraße 82, später auch in der Oststraße 5.
Alma Schlesinger hieß nach ihrer Heirat Alma Grellert. Als sie nach Hamburg kam, war sie wohl bereits geschieden. Vielleicht war sie nach Hamburg gekommen, weil ihre Schwester Bertha (Betty) hier lebte und gutbürgerlich verheiratet war. In die Hamburger Jüdische Gemeinde ist sie laut Kultussteuerkarteikarte am 5. Juni 1934 eingetreten. Als Adressen sind darauf Rappstraße 10, Grindelhof 19, dann 1935 Lübeckerstraße 43 II, Mühlendamm 44, Grindelberg 84 und Belowdamm 10 III eingetragen. Sie scheint immer zur Untermiete gewohnt zu haben. Von der Adresse Grindelberg 84 aus schrieb Alma Grellert 1938 einen Brief an die Stadt Witten wegen der vorgeschriebenen Annahme des Zwangsnamens Sara, den die Betroffenen selbst beantragen mussten. Am 5. Dezember 1938 wurde in Witten der Randvermerk zu dem Zwangsnamen in den Geburtenregistereintrag eingefügt. Zur Zeit der Volkszählung 1939 lebte sie schon zur Untermiete bei Garcia (s. Rosa Garcia) in der Wrangelstraße (während der NS-Zeit: Belowdamm), von wo sie auch deportiert wurde. Auf der Deportationsliste war als Beruf kaufmännische Angestellte eingetragen.
Die Schwester Bertha (Betty) Schlesinger hatte im Juni 1917 in Hamburg Max Kleve (eigentlich Samson Moses Kleve) geheiratet, der im selben Jahr wie seine Frau geboren worden war. Max Kleve hatte übrigens seinen Vornamen ganz offiziell ändern lassen. Im August genehmigte der Hamburger Senat die Namensänderung. Max war in Hamburg-Rotherbaum im Durchschnitt 57 III geboren worden. Seine Eltern hießen Adolph Kleve und Mathilde, geb. Heckscher. Max und Betty hatten eine Tochter Margot (geb. 1918), die im Dezember 1937 nach Essen heiratete. Mit ihrem ersten Mann Walter Kraus (geb. 1904) emigrierte Margot über die Niederlande nach Australien, nachdem ihr Mann aus dem KZ Dachau, wo er 1938 in Haft war, entlassen worden war. Margot wurde später geschieden und siedelte 1946 in die USA über, wo sie in zweiter Ehe verheiratet war. Die Familie Kleve lebte am Eppendorfer Baum 10 und 26. In der Eppendorfer Landstraße 4 hatte Max Kleve etwa seit 1913 eine Blumenhandlung betrieben, die Ende der 1920er Jahre verkauft wurde. Danach eröffnete er zwei weitere Blumenläden in Winterhude und Altona. Seit 1929 betrieben Kleves ein Maklergeschäft für Häuser und Wohnungen am Eppendorfer Baum 10, in dem sich auch Bertha Kleve engagierte. In der NS-Zeit wurde das Geschäft sehr schwierig, ab 1937 wurde Juden die Erlaubnis zum Makeln entzogen. Bertha konnte danach nur noch Zimmer vermitteln. Max Kleve, der sehr unter den Verfolgungsmaßnahmen litt, verstarb im Oktober 1938. Für Bertha Kleve liegt ein Stolperstein am Martin-Luther-King-Platz 3. Sie wurde am 11. Juli 1942 von der Adresse Papendamm 3 nach Auschwitz deportiert. Hier lebte sie unter schwierigsten Umständen in dem "Judenhaus", nachdem sie ihre Eppendorfer Wohnung hatte aufgeben müssen. Die Deportation nach Auschwitz überlebte sie ebenso wenig wie ihre Hamburger Leidensgenossen.
Almas und Berthas Bruder Robert kam am 15. April 1942 von Frankfurt ins Getto Theresienstadt, wo er am 4. Juli 1944 starb. Der Bruder Paul wurde von Gelsenkirchen deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Majdanek/Lublin ermordet. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs heißt es, er sei am 4. März 1943 von Drancy aus deportiert worden, was bedeuten würde, dass er zuvor nach Frankreich geflüchtet war.
© Susanne Lohmeyer
Quellen: 1; 4; 5; StaH 332-5 Standesämter, 9899 und 1322/1938; StaH 332-5, 9044 und 101/1889; StaH 351-11 AfW, 42451; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992e2 Band 3 Deportationsliste; HAB II 1926 und 1941; Stadtarchiv Witten Geburtsregister; Martina Kliner-Lintzen und Siegfried Papa, "… vergessen kann man das nicht", S. 63, 119, 240f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".