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Käthe Maass (geborene Elsbach) * 1887
Blumenstraße 37 (Hamburg-Nord, Winterhude)
HIER WOHNTE
KÄTHE MAASS
GEB. ELSBACH
JG. 1887
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Weitere Stolpersteine in Blumenstraße 37:
Emma Goldberg, Hugo Goldberg, Adolf Maass
Adolf Maass, geb. 9.10.1875 in Borgholzhausen, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz, dort ermordet
Käthe Maass, geb. Elsbach, geb. 2.8.1887 in Herford, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz, dort ermordet
Käthe und Adolf Maass stammten beide aus jüdischen Elternhäusern. Käthe Elsbach war die Tochter eines Wäschefabrikanten. Sie heirateten 1911 und bekamen drei Kinder: Herbert (später Edward Arthur Marsden, geb. 14.3.1912), Lisa (verh. Maasse, geb. 7.12. 1916) und Gerhard Adolf (geb. 16.7.1918).
Adolf Maass trat nach dem Abitur als Lehrling in das Bremer Stammhaus der 1890 gegründeten Spedition Kühne und Nagel ein. Schon nach eineinhalb Jahren konnte er seine Lehre beenden und wurde mit einer eigenen Abteilung betraut. Im Jahre 1902 schickte ihn der Firmengründer August Kühne zur Gründung einer Niederlassung nach Hamburg. Mit brennendem Ehrgeiz, großem Geschick und Erfolg widmete er sich dieser Aufgabe und wurde 1910 Teilhaber der Firma. 1928 wurde ihm am Hamburger Zweig von Kühne & Nagel einen Anteil von 45% vertraglich zugesprochen. Der Firmengründer starb 1932, seine Söhne Alfred und Werner übernahmen das Geschäft, wobei Alfred das Hamburger Haus leitete und sein Bruder im Stammhaus in Bremen blieb. Ebenfalls 1932 kam es zu einer geschäftlichen Auseinandersetzung zwischen den Brüdern Alfred und Werner Kühne und Adolf Maass. In der Folge verließ Maass die Firma im April 1933 ohne Abfindung. Wieweit dabei auch politische Gründe eine Rolle spielten, bleibt unklar. In der Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Firma Kühne & Nagel wird das Wirken von Adolf Maass durchaus gewürdigt. Zu seinem Ausscheiden heißt es dann: "Im April 1933 scheidet Adolf Maaß aus, um als Teilhaber in eine Großhandelsfirma seiner Verwandtschaft einzutreten. Alfred und Werner Kühne führen die Firma als Alleininhaber weiter." Werner Kühne wurde am 1. Mai 1933 Parteimitglied. In den 1940er Jahren profitierte die Firma Kühne & Nagel erheblich durch den Transport so genannten "Judengutes", des Hausrats der Deportierten aus ganz Europa, den sich der NS-Staat angeeignet hatte.
Adolf Maass trat in das Importunternehmen Lipmann & Co ein und erhielt dort eine leitende Position. Auch in dieser Firma gab es einen "arischen" Teilhaber, der 1935 versuchte, das Unternehmen unter seine Kontrolle zu bringen. 1936 kam es zu einer Teilung der Gesellschaft und zum Verlust der Einfuhrkontingente und 1938 schließlich zur Liquidation. 1938 wurde Adolf Maass gezwungen, sein Aufsichtsratsmandat in der von seinem Schwiegervater gegründeten Elsbach AG in Herford aufzugeben.
Gleichzeitig begann die Ausplünderung der wohlhabenden Familie durch die NS-Gesetzgebung: Das Vermögen wurde gesperrt und die "Judenvermögensabgabe" in Höhe von 35.000 RM festgesetzt. Der der Familie zustehende Förderzins aus einer Erdölförderung bei Celle musste direkt auf ein Konto beim Hamburger Oberfinanzpräsidenten abgeführt werden.
Nach der Pogromnacht 1938 wurde Adolf Maass verhaftet und verbrachte mehrere Wochen im KZ Sachsenhausen. Die daraufhin erwogenen Auswanderungspläne des Ehepaares zerschlugen sich durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Sommer 1941 mussten sie ihr aufwendig eingerichtetes Haus in der Blumenstraße unter Wert verkaufen, der Erlös ging ebenfalls auf ein Sperrkonto. Auf irgendeine Weise gelang es ihnen, dem Transport am 25. Oktober 1941 nach Lodz zu entgehen: Ihre Namen auf der Deportationsliste wurden von Hand durchgestrichen. Ende 1941 wurden sie aber zwangsweise in das "Judenhaus" Bogenstraße 25 umquartiert. Am 15. Juli 1942 folgten sie dann dem Deportationsbefehl nach Theresienstadt.
Wenige Tage später (Transport ab Hamburg vom 19. Juli 1942) trafen dort auch Adolfs Schwestern Bertha (geb. 27.3.1874 in Borgholzhausen) und Emma Goldberg (geb. 9.4.1877 in Borgholzhausen) sowie Emmas Ehemann, der Kaufmann Hugo Goldberg (geb. 17.12.1875 in Arnsberg/Westf.) ein. Bertha wurde auf der Steuerkarte der jüdischen Gemeinde als "Berufsberaterin" und "glaubenslos" geführt und hatte in der Schenckendorfstr. 1 gelebt. Sie hatte vor ihrer Deportation noch eine besondere Schikane zu erdulden, die zur Anlage einer Strafakte über sie führte. Am 12.6.1942 schrieb sie an die Aufsichtsbehörde der Gestapo: "Die jüdische Gemeinde Hbg. [...] forderte mich auf, meine Wohnung zu kündigen, und innerhalb einiger Tage zu verlassen. Ich bitte die Aufsichtsbehörde der Geheim. Staatspolizei inständig, mir in dem Zimmer, das ich bewohne, einen weiteren Aufenthalt gütigst zu gestatten. Dieses Zimmer bewohne ich seit fast 28 Jahren, teile die weiteren Gelasse mit einer Dame 12 Jahre, mit der anderen 11 Jahre. Zu meinem Alter habe ich allerlei Gebrechen, die ein Verlassen der gewohnten Umgebung, für die noch kurze Zeit meines Lebens, doppelt erschweren. Seit Dezember musste ich im Hause bleiben. Anbei d. Atteste [...]" Die Reaktion auf dieses Schreiben war ein Besuch durch den SS-Mann Vogeler und den Kriminalsekretär Botz. Sie stellten fest, dass neben dem Namensschild der Judenstern fehlte, durchsuchten daraufhin die Wohnung und fanden noch einige silberne Besteckteile, die zu besitzen Juden zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erlaubt war. Bertha Maass wurde verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis überführt. Am 7.7.1942 wurde sie per Strafbefehl zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Ihr Schwager Hugo Goldberg ging daraufhin zur Gestapo und erreichte, dass sie aus dem Gefängnis entlassen und am 19. Juli 1942 mit den anderen Familienmitgliedern nach Theresienstadt deportiert wurde. Bereits am 26. September 1942 wurde sie von dort nach Treblinka überführt und ermordet. Das Ehepaar Goldberg war vor der Verschleppung zuletzt im "Judenhaus" Ostmarkstraße 24 (heute: Hallerstraße) untergebracht worden. Hugo Goldberg starb am 3. November 1943 in Theresienstadt, seine Frau Emma wurde am 15. Mai 1944 nach Auschwitz gebracht und dort ermordet.
Mit dem gleichen Transport gelangten auch Adolf und Käthe Maass nach Auschwitz und wurden wahrscheinlich sofort nach der Ankunft ermordet.
Die Kinder des Paares hatten mit Hilfe der Eltern rechtzeitig auswandern können und haben so die Verfolgung überlebt: Herbert Maass machte 1930 sein Abitur am Johanneum und studierte bis zum Referendarexamen 1933 Jura in Hamburg. Die Ernennung zum Rechtsreferendar wurde ihm verweigert, er konnte aber noch 1934 seine Promotion abschließen. Noch im selben Jahr wanderte er nach England aus. Dort wurde er nach Kriegsausbruch auf der Isle of Man, später in Australien, als "enemy allien" interniert. In den 1940er Jahren bot man ihm an, in die britische Armee einzutreten. Um ihn und seine Familie zu schützen, falls er in deutsche Gefangenschaft geraten sollte, legte man ihm eine Namensänderung nahe, er wählte den Namen Edward Arthur Marsden. Unter diesem Namen wurde er zunächst in Indien eingesetzt. 1947 konnte er als Mitglied der Allierten Kontroll Kommission für Deutschland in seine Heimat zurückkehren. Er ließ sich in Herford nieder und war als Jurist an einem Restitutionsgericht tätig.
Die Tochter Lisa beendete ihre Schulzeit im März 1933 an der Firgau-Schule in der Sierichstraße 53. Sie begann eine Ausbildung zur Säuglingsschwester, durfte aber in Deutschland keinen Abschluss mehr machen. Sie legte ihr Examen 1936 in England ab. 1937 kehrte sie noch einmal zu einer Zahnbehandlung nach Hamburg zurück. Bei der Einreise wurde ihr Pass konfisziert. Erst zu ihrer Auswanderung nach New York im Dezember 1938 erhielt sie ihn zurück.
Gerhard Maass verließ 1936 das Heinrich-Hertz-Realgymnasium am Voßberg ohne Abitur und begann eine kaufmännische Lehre. Nach einem Zwischenaufenthalt in Stockholm emigrierte er 1938 nach Kanada.
Stand: 22.5.2015
© Ulrike Sparr
Quellen: 1; 4; 5; 8; AfW 091075; AfW 140312; AfW 070216; AfW 160718; BArch, NSDAP-Gaukartei; Tel. Ausk. Standesamt Bremen-Mitte und Standesamt Kronberg/Ts. am 10.03.2008; Tel. Ausk. Fr. E. Küchling-Marsden, 14.10.2010; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Bd. 1 und Bd. 5; StaH 213-11, 5306/42; Amtliches Fernsprechbuch Hamburg 1932; 1890–1965 Kühne & Nagel 75 Jahre, o. O., 1965 (Firmenfestschrift); Henning Bleyl, Der Lohn der Spedition, in: taz, 30.1.2015; ders., Aus Mangel an Relevanz, in: taz, 6.2.2015; ders., Lasten der Vergangenheit, in: taz, 30.3.2015.
Für den Hinweis auf die Verhaftung von Bertha Maass danke ich Christoph Bitterberg.