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Bereits verlegte Stolpersteine



Herbert Mitz * 1889

Isestraße 86 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
HERBERT MITZ
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
LODZ
TOT 23.2.1942

Weitere Stolpersteine in Isestraße 86:
Erna Bragenheim, Erna Bragenheim, Martin Bragenheim, Emma Hinrichs, Jeanette Ostwald, Sophie Ostwald, Senta Schwarz

Herbert Mitz, geb. am 27.5.1889, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, dort verstorben am 23.2.1942

Der in Hamburg geborene Herbert Mitz war der Sohn aus der zweiten Ehe von Jaques Mitz mit Rosalie, geb. Treifel. Aus dessen erster Ehe mit Cäcilie, geb. Louis, stammte ein weiteres Kind, der neun Jahre ältere Oskar, Herberts Halbbruder.

Als Erwachsene heirateten Oskar die evangelische Marie Schmidt aus Wandsbek und Herbert die aus Iserlohn stammende Grete Weinberg.

Die jüdische Familie Weinberg war seit 1888 in Iserlohn ansässig. Gretes Vater Sally besaß seit 1896 ein Modegeschäft in der Wermingser Strasse. Mit seiner Frau Jenny, geb. Jonas, hatte er eine Tochter, die am 7.4.1891 geborene Grete. Nach der Hochzeit mit Herbert Mitz ver­ließ Grete Iserlohn und zog zu ihrem Mann nach Ham­burg in die Bossdorfstraße 4. 1937 verlegte das kinderlose Paar seinen Wohnsitz in die Isestraße 86.

Als Prokurist bei der Dresdner Bank und später als Vertreter für die Firmen Kalbfell sowie Jacobsen und Sohn, die mit Blumen handelte, sorgte Herbert für ein regelmäßiges Einkommen, von dem alle anfallenden Kosten beglichen werden konnten. Daneben gelang es ihm, sich ein Sparguthaben von 3250 RM zu erwirtschaften und 500 RM in Wertpapieren der Dresdner Bank anzulegen. Ab 1940 war es den beiden nicht mehr erlaubt, ihr Vermögen selbst zu verwalten.

Laut "Sicherungsanordnung" vom 19. Januar 1940 wurde die gesamte Summe auf ein "beschränkt verfügbares Sicherungskonto" eingezahlt. 211 RM mussten für Miete und Lebensunterhalt ausreichen. Herberts verwitwete Schwiegermutter Jenny Weinberg hatte Iserlohn verlassen und lebte seit 1939 mit im Haushalt des Ehepaars, sodass sie noch einen geringen Betrag zur Unterstützung beisteuern konnte. Als sie jedoch 1940 verstarb, fiel dieser Beitrag weg. Herbert Mitz musste um eine Erhöhung des "Freibetrags" auf 260 RM ersuchen, was letztendlich auch genehmigt wurde.

Ihrer Tochter hatte Jenny Weinberg 1125 RM vererbt, auch dieses Geld wurde auf das "Sicherungskonto" überwiesen. Beträge, die das zugelassene Limit von 260 RM überstiegen, mussten von der Devisenstelle genehmigt werden, einen solchen Antrag bezüglich der Auszahlung eines Teils der Erbschaft, musste auch Grete Mitz stellen. Sie schrieb: "Ich bitte höflichst um Mitteilung, wann ich über die obigen Rmk 600 verfügen darf." Ab April 1941 wurde Grete zum Arbeitseinsatz in einer Fabrik verpflichtet, wie ein Brief an die Devisenstelle vom 4. April belegt. Ihr Lohn wurde nicht ausbezahlt, sondern wie­derum auf das "Sicherungskonto" überwiesen und stand damit der Familie nicht zur Verfügung. Gleiches galt für Herbert Mitz, der im Kaufhaus Rasch & Jung beschäftigt war.

Am 10. Oktober 1941 starb Grete Mitz und wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Für Grabstein und Inschrift berechnete der beauftragte Steinmetz Dannemann in Fuhlsbüttel 229 RM, die Genehmigung, das Geld überweisen zu dürfen, musste der Witwer wiederum bei der Devisenstelle einholen.

Nicht lange nach dem Tod seiner Frau stand Herbert Mitz auf der Liste für den Transport am 25. Oktober 1941 nach Lodz. Er sollte für eventuelle "Ausfälle" einspringen, was letztlich auch passierte. Im Getto Lodz angekommen, wurde ihm ein Quartier im Zimmer 10 des Hau­ses Rauchgasse 37 zugewiesen. Dort wohnte er mit seiner ebenfalls deportierten Cousine, der Schneidermeisterin Sylvia Mitz aus Hamburg.

Herbert Mitz überlebte nur wenig länger als ein halbes Jahr im Getto, er starb schwer krank am 22. Februar im Alter von 53 Jahren. Sylvia Mitz hatte ihn und andere Kranke gepflegt. Noch im Mai 1942 stellte sie einen Antrag auf Befreiung von der angekündigten "Aussiedlung". Sie gab an, sich intensiv um Arbeit als Schneiderin bemüht zu haben, doch sie erfuhr in den Werkstätten des Gettos, dass keine Deutschen mehr eingestellt würden.

Ihr Antrag auf Befreiung wurde abgelehnt – "ODMOWA" – am 10. Mai 1942 ist sie im Vernichtungslager Chelmno ermordet worden. Ein "Stolperstein" an ihrer letzten Adresse in der Moltkestraße 57 in Hamburg soll an sie erinnern.

© Eva Decker

Quellen: 1; 2; 4; 8; Stadtarchiv Iser­lohn, Geburtsregister, 217/ 1891; USHMM, RG 15083, M 300/265-266; Susanne Lohme­yer, E-Mail vom 26. November 2009.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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