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Friedrich Haas * 1907

Roonstraße 13 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)

1941 Riga
ermordet

Friedrich Haas, geb. am 26.2.1907 in St. Goar, deportiert aus Hannover nach Riga am 15.12.1941

Roonstraße 13

Friedrich Haas hatte seinen Lebensmittelpunkt nie in Hamburg. Er lebte nur kurze Zeit in der Stadt. Wenige Spuren darüber finden sich auf der Kultussteuerkarteikarte. Die Einträge beziehen sich auf die Jahre 1932/33 und 1933/34. Er arbeitete als Sozialhelfer und wohnte nacheinander in der Roonstraße 13, Roonstraße 5 und der Kleinen Rosenstraße 5. 1932/33 zahlte er geringe Beträge als Kultussteuer, für 1933/34 musste er keine Steuern zahlen. Im August 1933 zog Friedrich Haas von Hamburg nach Mainz und dann nach Hannover.

Jahre später, 1941, als er von dort nach Riga deportiert wurde, war er Lehrer in der Jüdischen Gartenbauschule in Ahlem am Stadtrand von Hannover. Die Schule, ein philantropisches Projekt, war im 19. Jahrhundert von dem Hannoveraner Bankier Moritz Simon gegründet worden. Bis 1933 war es nicht das Ziel der Schule gewesen, Juden für das Leben in Palästina auszubilden. In den 1930er Jahren bestand Ahlem aus einer Volksschule und mehreren Lehrwerkstätten. Ab wann Friedrich Haas als Lehrer dort tätig war, ist nicht bekannt. Von den 1001 Hannoveraner Juden, die am 15. Dezember 1941 deportiert wurden, hatten 32 die Gartenbauschule in Ahlem als letzte Adresse angegeben, darunter neun schulpflichtige Kinder. Außer der Lehrerin Meta Schloss und dem Direktor Rosenblatt wurden auch alle Lehrer, die für den Unterricht in Ahlem eingeteilt worden waren, nach Riga deportiert. Die Gartenbauschule Ahlem diente zudem als Sammelstelle für den Transport nach Riga. Die Einlieferung der Betroffenen zog sich über mehrere Tage hin. Die ersten kamen bereits am 10. Dezember. Überlebende erinnern sich an furchtbare Zustände, an das schlechte Wetter und die mangelhafte Organisation. Die Unterbringung von 1.000 Personen war unmöglich. Sie drängten sich in allen Räumen, auch in den Gewächshäusern. Der Abtransport von Ahlem begann am Morgen des 15. Dezember 1941 – einem Montag. Lastwagen fuhren die Menschen zur Sonderrampe am Lindener Bahnhof Fischerhof. Drei Tage später erreichte der Zug das Getto in Riga, das die SS kurz zuvor von einheimischen Bewohnern geräumt hatte.

Die Familie von Friedrich Haas lässt sich bis zurück ins Jahr 1800 in St. Goar und den mittelrheinischen Nachbarorten Hirzenach und Boppard zurückverfolgen. Ende des 19. Jahrhunderts ergriffen die Kinder verschiedene Handwerksberufe (Putzmacherin, Buchbinder, Küfermeister). Die Eltern Samuel und Henriette Haas waren nachweislich arm. Sie besaßen zwar ein Haus in St. Goar, es war aber mit Hypotheken belastet und es fiel ihnen offenbar schwer, es im Familienbesitz zu erhalten. Trotzdem schufen sie für ihre acht Kinder eine ausreichende Lebensgrundlage.

Friedrich Haas‘ Bruder Otto lebte in Triberg/Schwarzwald und wurde bereits am 22. Oktober 1940 mit seiner Ehefrau Frieda und seinem Sohn Siegfried über Villingen nach Gurs deportiert. Diese frühe Deportation betraf 6.500 Juden in Baden und der Saarpfalz, deren Gauleiter den Befehl gegeben hatten, sie nach Frankreich zu deportieren. Die Spur der Familie lässt sich weiter verfolgen über Rivesaltes, Drancy, Auschwitz. In einer Triburger Akte wird der Lehrer Friedrich Israel Haas, wohnhaft in Hannover, erwähnt, der noch am 11. November 1940 persönliche Gegenstände bei seinem Bruder eingestellt haben soll.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 4; 5; 8; Ahlem. Die Geschichte einer jüdischen Gartenbauschule. Hrsg. von Hans-Dieter Schmid, Bremen 2008; Niedersächsisches Landesarchiv – Hauptstaatsarchiv Hannover, Ham. 210 Acc 160/98 Nr. 10 + 11; Recherchen von Doris Spormann, St. Goar (Brief vom Mai 2007).

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