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Bereits verlegte Stolpersteine



Meta Freundlich (geborene Oppenheimer) * 1893

Eimsbütteler Chaussee 15 –17 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
META FREUNDLICH
GEB. OPPENHEIMER
JG. 1893
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Eimsbütteler Chaussee 15 –17:
Heimann Freundlich

Heimann Freundlich, geb. am 8.7.1882 in Gnesen, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Meta Freundlich, geb. Oppenheimer, geb. am 27.5.1893 in Hamburg, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert

Eimsbütteler Chaussee 15–17

"Heimi" nannte man ihn liebevoll: Heimann Freundlich war der jüngere Sohn des jüdischen Ehepaars Moritz Freundlich und Dorothea, geborene Levisohn. Und ebenso wie seinen drei Jahre älteren Bruder Paul (siehe ders.) zog es auch ihn aus ihrem Heimatort bei Posen in die Großstadt Hamburg, wo Paul Freundlich bereits 1909 an der Fruchtallee, Ecke Vereinsstraße, eine Apotheke gekauft hatte. Heimann lernte das Klempnerhandwerk, legte die Meisterprüfung ab und kam 1919 in die Hansestadt. Dort eröffnete er 1923 in der Agathenstraße 7, gleich um die Ecke von der Weidenallee, eine Klempnerwerkstatt.

In Hamburg lernte er die elf Jahre jüngere, ebenfalls jüdische Meta Betty Oppenheimer kennen. Deren Mutter Henriette "Henny" Oppenheimer war am 7. August 1863 in Dirschau bei Danzig als Henriette Guth zur Welt gekommen. Da Meta schon in Hamburg zur Welt kam, dürfte die Familie auf jeden Fall bereits 1893 dort gelebt haben. Seit 1913 jedenfalls wohnte sie in der Lappenbergsallee 24 in Eimsbüttel. Damals war Meta zwanzig, ihr Bruder Max ein­und­zwanzig, ihre Schwester Frieda neunzehn und das Nesthäkchen, die kleine Paula, fünf Jahre alt.

Am 28. Mai 1920, einen Tag nach ihrem 27. Geburtstag, heiratete Meta Oppenheimer in Hamburg den acht Jahre älteren jüdischen Kaufmann Siegmund Lichtenstein, der damals schon lange im mecklenburgischen Grabow lebte. Rund zwei Jahre später wurde die Ehe vom Mecklenburgisch-Schwerinischen Landgericht jedoch für nichtig erklärt, also als niemals existent. Ein solcher Vorgang war damals nur möglich bei Formfehlern, bei Geschäftsunfähigkeit, Bewusstlosigkeit oder "vorübergehender Störung der Geistestätigkeit eines Ehegatten" bei der Eheschließung, bei Verstoß gegen das Verbot der Doppelehe sowie der Verwandten- oder Verschwägertenehe oder bei einer Ehe zwischen "Ehebrechern". Acht Jahre später, 1928, heirateten Meta Oppenheimer und Heimann Freundlich. Nach der Hochzeit gab Meta ihren Beruf als Verkäuferin auf, in dem sie lange Jahre tätig gewesen war, und arbeitete fortan im Klempnereibetrieb ihres Mannes. Sie erledigte die Büroarbeiten, vor allem die Buchhaltung. Zugleich engagierte sie sich lange Jahre ehrenamtlich in einem jüdischen Umfeld, darunter in der Frauengruppe des jüdischen Handwerkervereins. Kinder bekam das Ehepaar nicht.

1929 starb Meta Freundlichs Vater im Alter von vierundsechzig Jahren, und die Mutter gab die Wohnung in der Lappenbergsallee auf. Ganz in der Nähe der Werkstatt ihres Schwiegersohns fand sie eine neue Bleibe: im Hochparterre des jüdischen Nanny-Jonas-Stiftes in der Agathenstraße 3, das vor allem Witwen Unterkunft bot.

Heimann Freundlichs Klempnerei lief seit ihrer Eröffnung von Jahr zu Jahr besser. Das blieb zunächst auch nach der nationalsozialistischen "Machtergreifung" 1933 so. Er erledigte unter anderem alle in der Apotheke seines Bruders anfallenden Klempnerarbeiten, erhielt Aufträge in Gebäuden, welche die Deutsch-Israelitische Gemeinde verwaltete, und war auch sonst vor allem für Glaubensgenossen tätig. Die Jüdische Gemeinde versuchte so, jüdische Betriebe zu unterstützen und rief auch die Mitglieder zu einem solchen Verhalten auf. Vermutlich wurde im Familienkreis aber zunehmend über mögliche Konsequenzen der wachsenden Bedrohung für Juden beraten.

Meta Freundlichs jüngste Schwester Paula war seit Dezember 1934 mit Martin Neumann verheiratet. Der aus Ostpreußen stammende gelernte Verkäufer hatte bereits von Oktober 1933 bis Oktober 1934 einen Tischlerkurs bei der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe in der Beneckestraße absolviert (heute Campus der Universität Hamburg) – mit dem Ziel, nach Palästina auszuwandern. Ende 1934 zogen Paula und Martin Neumann vorübergehend zu Henriette Oppenheimer in die Agathenstraße, im Dezember 1935 bestiegen sie in Triest das Schiff nach Haifa. Auch Metas älterer Bruder Max Oppenheimer, inzwischen als Kaufmann tätig, verließ Deutschland. Zusammen mit seiner Frau und den beiden 1927 bzw. 1929 geborenen Kindern gelang ihm 1939 die Flucht nach New York.

Frieda Oppenheimer dagegen blieb in Hamburg. Auch für Paul Freundlich und seine Frau Irma kam eine Auswanderung offenbar nicht in Frage, obwohl die Schikanen der Behörden gegen ihn 1935 existenzgefährdende Ausmaße angenommen hatten und er 1936 seine Apotheke aufgeben musste. Heimann und Meta Freundlich schließlich entschieden sich erst für eine Flucht, als es schon zu spät war.

Zum 31. Dezember 1938 wurde die Klempnerei Freundlich aufgelöst, als Treuhänder fungierte der Rechtsanwalt Hermann Breiholdt, Jungfernstieg 30. Knapp zwei Monate später forderte dieser Heimann Freundlich auf, Schulden und Außenstände zu begleichen. Außerdem schätzte der Obermeister der Klempnerinnung den Wert von Alt- und Neumaterial des Betriebs und verkaufte nach einem Innungsbeschluss alles weiter. Der Erlös: 297,98 Reichsmark (RM). Mehr blieb Meta und Heimann Freundlich von der geschäftlichen Existenz nicht übrig, die sie über Jahre hinweg gemeinsam aufgebaut hatten. Das reichte gerade zur Deckung des Lebensunterhalts für einen Monat. Beide hatten lange in der Eimsbütteler Chaussee 15 gelebt. 1938 kündigten sie – wahrscheinlich aus finanziellen Gründen – die Wohnung und zogen zur Untermiete in die Bellealliancestraße 60. Im Januar 1939 konnte Metas Bruder Max noch sein Altonaer Grundstück verkaufen, auf dem Meta und Heimann Freundlich eine Hypothek von 5.000 RM hatten – genau die Summe, welche die Grundstückskäuferin Else Mehlhorn entrichten sollte. Doch Ende Mai 1939 war das Geld noch immer nicht eingegangen. Wie sollte es weitergehen? Auch der Betrag aus der Abwicklung der Klempnerei ließ auf sich warten. Die ohnehin äußerst bescheidenen Rücklagen des Ehepaars, das inzwischen in der Hudtwalckerstraße 37 bei Metas Bruder Max wohnte, schrumpften zusehends, die Möglichkeit einer Auswanderung rückte in weite Ferne. War der Plan damals schon der Hoff­nungslosigkeit gewichen? Fast verzweifelt klang der Brief, mit dem sich Heimann Freundlich schließlich an den Oberfinanzpräsidenten wandte und ihn bat, die Auszahlung der überschüssigen Summe aus der Betriebsabwicklung baldigst befürworten zu wollen, da er sich in einer Notlage befände und die Auswanderung sich noch länger hinauszögere. Zwar traf das Geld bald darauf endlich ein, auch bekamen Meta und Heimann Freundlich im Juli, September und Oktober 1941 noch Wirtschaftshilfe vom Jüdischen Religionsverband Hamburg, doch einen Ausweg gab es für sie nicht mehr. Beide wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert.

Für Meta Freundlich liegt ein Todesnachweis vor, Heimann Freundlich gilt ebenso als verschollen wie Metas Schwester Frieda, die 1941 gleichfalls nach Minsk verschleppt wurde.

Metas Bruder Max überlebte die Shoah zusammen mit seiner Familie in New York, ihre Schwester Paula starb 1957 in Jerusalem an den Folgen einer Krebserkrankung. Lange Jahre hatte sie, so die Diagnose ihres Arztes, an "hochgradiger nervöser Überreiztheit" gelitten und war arbeitsunfähig gewesen. Paulas Ehemann Martin Neumann kehrte 1963 zusammen mit seiner zweiten Frau nach Hamburg zurück; Paulas und seine gemeinsame Tochter Rina, die vermutlich 1938 geboren wurde, blieb in Israel.

Der Antrag von Max Oppenheimer sowie von Martin und Rina Neumann auf Wiedergutmachung wegen Freiheits- und Berufsschaden im Hinblick auf Meta Freundlich wurde im April 1961 mit der Begründung abgelehnt, dass diese laut § 1356 (alt) BGB als Ehefrau zur Mitarbeit im Betrieb des Mannes verpflichtet gewesen sei und ihre Mitarbeit nicht über das hinausging, "was in diesen Kreisen an Mitarbeit der Ehefrau üblich gewesen ist".

© Frauke Steinhäuser

Quellen: 1; 2 (R 1939/2673); 4; 5; 8; StaH 241-1 Gerichtsvollzieherwesen 550; StaH 332-5, Standesämter, 8750 u. 452/1920 sowie 9091 u. 1301/1893; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, Abl. 2008/1, 5737 u. 15631; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 390 Wählerliste 1930; ebd., Ordner 42/1; ebd., 487 Fasc. 3; StaH 621-1/85 Konsulent Walter Schüler, 180; Adressbücher; Baumbach u. a. "Wo Wurzeln waren"; Engelhardt, Missglückte Regelung.

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