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Siegfried Salomon * 1873
Sierichstraße 56 (Hamburg-Nord, Winterhude)
HIER WOHNTE
SIEGFRIED SALOMON
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 24.8.1942
Weitere Stolpersteine in Sierichstraße 56:
Gertrud Penkert, Martha Salomon
Siegfried Salomon, geb. am 15.4.1873 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 ins Getto Theresienstadt, dort am 24.8.1942 gestorben
Martha Cerchen Salomon, geb. Waldheim, geb. 21.4.1879 in Altona, gestorben am 21.2.1942 in Hamburg (Suizid)
Siegfried Salomon war der Sohn von Joseph Salomon und seiner Frau Jeannette, geb. Salomon. Die Familie gehörte der jüdischen Religion an.
Gemeinsam mit seiner Frau Martha hatte Siegfried zwei Kinder: Marfriede Jeannette (geb. 4.12.1907) und Hans (geb. 25.2.1913). Das Ehepaar wohnte mit seinen Kindern – und nach deren Auszug allein – in einer großen Mietwohnung in der Sierichstraße 56.
Siegfrieds Vater Joseph Salomon hatte 1875 gemeinsam mit seinem Bruder Michel die Firma J. & M. Salomon, Exportagentur in Porzellan, Glas und Steingut (Adresse Barkhof, Haus 2) gegründet. Der Sohn erbte 1917 die Teilhaberschaft und führte die Firma gemeinsam mit seinem Onkel weiter. Außerdem war er Mitglied und beeidigter Sachverständiger des Vereins ehrbarer Kaufleute. Nach dem Tod seines Onkels in den späten 1930er Jahren versuchte er, die Exportagentur allein fortzuführen, war aber durch die Boykottgesetze der Nationalsozialisten bald gezwungen, die Firma aufzulösen.
Über die dann folgende Zeit schrieb seine Tochter Marfriede 1955 in einem Brief:
"Nach allen ... bekannten Schikanen, wie: Arbeitsverbot, Verbot öffentliche Lokale zu betreten und öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, Radio und Telefon zu besitzen, sich in einer Leihbibliothek zu abonnieren etc. etc. wurden meine Eltern, die durch Kälte, Nahrungsmangel, Luftangriffe und die immer größere moralische Bedrückung bereits dem Zusammenbruch nahe waren, Ende Januar oder Anfang Februar 1942 durch ein Rundschreiben aufgefordert, ihre Wohnung aufzugeben und alle darin befindlichen Möbel und sonstigen Objekte zur Auktion zur Verfügung zu halten. Silber- und Schmuckgegenstände sowie Pelze waren ihnen bereits früher enteignet worden. ... Es wurde unseren Eltern außerdem mitgeteilt, dass sie Ende Februar 1942 in das ‚Altersheim’ von Frau Meier-Ahrens in Hamburg, Grindelhof 101, übersiedeln müssten."
Einzige Stütze in dieser Zeit war die nichtjüdische Hausangestellte Anna Possehl, die weiter für die Salomons tätig war.
Nach der Aufforderung die Wohnung zu verlassen, versuchte das Ehepaar Salomon, sich gemeinsam das Leben zu nehmen. Martha Salomon starb, ihr Mann wurde von der Hausangestellten und einem Arzt wieder ins Leben zurückgeholt. In einer Zeugenaussage nach dem Krieg berichtete die Hausangestellte, dass gleichzeitig mit dem Sarg von Martha Salomon die inzwischen versteigerten Möbel aus der Wohnung getragen wurden. Siegfried Salomon zog wie befohlen in den Grindelhof (s. a. Paul Löwenthal) und wurde von dort aus am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Zuvor war er gezwungen worden, sein letztes Geld für den sogenannten Heimeinkaufsvertrag hinzugeben, mit dem den zum Abtransport Bestimmten vorgegaukelt wurde, sie hätten in Theresienstadt ein komfortables Wohnrecht erworben. Er hat die Verschleppung nur um einen Monat überlebt.
Die Tochter Marfriede war schon in den 1930er Jahren nach Dresden gezogen und emigrierte 1937 nach Italien. Als die dortige faschistische Regierung 1938 die deutsche antijüdische Gesetzgebung übernahm und damit begann, die jüdische Bevölkerung zu drangsalieren und in deutsche Konzentrationslager zu verschleppen, musste Marfriede Salomon untertauchen, überlebte aber die Verfolgung. Der Sohn Hans wanderte 1935 nach Kolumbien aus.
© Ulrike Sparr
Quellen: 1; 4; 8; AfW 150473, Amtliches Fernsprechbuch Hamburg, 1932.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".