Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Rosa Kahn (geborene Buxbaum) * 1903

Loogestieg 17 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Lodz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Loogestieg 17:
Gertrud Breslauer, Fritz Kahn

Fritz Kahn, geb. 20.3.1893 in Trier, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 16.11.1942 dort gestorben
Rosa Kahn, geb. Buxbaum, geb. 21.6.1903 in Regensburg, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 28.6.1942 nach Chelmno weiterdeportiert

Loogestieg 17

Fritz und Rosa Kahn waren seit dem 24. April 1935 verheiratet. Er war der Sohn des Trierer jüdischen Ehepaares Jakob und Rosa Kahn (sic!), selbst eine geborene Kahn (geb. 1851). Seine Mutter wohnte während ihrer letzten Jahre bei ihm in Hamburg und wurde von ihm versorgt, bis sie hoch betagt im September 1940 starb.

Rosa Kahn, die Frau von Fritz, war die Tochter der Regensburger Juden Bernhard und Rita Buxbaum, geborene Gerstle.

Fritz Kahn war ein sehr erfolgreicher Kaufmann. Rosa betätigte sich als Herstellerin kunstgewerblicher Produkte und als Näherin.

Von seinem Kontor in der Großen Reichenstraße 15/17 aus organisierte er in großem Stil den Handel mit Webereierzeugnissen und -einrichtungen im In- und Ausland, besonders nach England, Belgien und den Niederlanden. Für den renommierten Webstuhlhersteller Schaufuß und Grimm aus Reichenbach im Vogtland vermittelte er darüber hinaus die Lizenzen für die Patente der Firma.

Als antisemitische Schikanen und Verfolgungen immer mehr zunahmen, nutzte Kahn seine weitverzweigten Verbindungen und bereitete die Emigration vor. Ende 1937 erwarb er bei Schaufuß und Grimm die Generallizenz für die Patente der Firma in Belgien und setzte das Auswanderungsverfahren in Gang. Daraufhin ließ die Zollfahndungsstelle die Büros von Geschäftspartnern Kahns durchsuchen und bezichtigte ihn, Vorschriften der Devisenbewirtschaftung umgehen zu wollen. Sein Vermögen wurde unter "Sicherungsanordnung" gestellt (14. Juli 1938), sein Pass eingezogen (30. Juli 1938). Die Firma Schaufuß und Grimm wollte sich nun aller Probleme mit dem Juden entledigen und kappte die Beziehung zu ihrem einst so nützlichen Agenten. Eine noch unbeglichene Provision von 7600 RM für Kahn musste auf Anordnung des Oberfinanzpräsidiums Hamburg auf ein Sperrkonto eingezahlt werden und war damit seiner Verfügung entzogen. Der Versuch, aus Deutschland zu entkommen, war gescheitert.

Am 25. Oktober 1941 wurden Fritz und Rosa Kahn ins Getto Lodz deportiert.

Rosa wurde am 28. Juni 1942 "zur Arbeit" weiterdeportiert, wie es auf ihrem Abmelde-Formular hieß. Der Vermerk verschleierte die Tatsache, dass am 28. Juni der Transport 78 nach Chelmno abging, zur Ermordung der Deportierten. Rosa Kahn hatte die Transportnummer 669, sie wurde 39 Jahre alt.

Fritz starb, wie das Formular "Abmeldung" festhielt, am 16. November 1942 an Wassersucht. Wassersucht gilt als eine Folge von Hunger. Fritz Kahn wurde 49 Jahre alt.

© Johannes Grossmann

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaH 314-15 OFP, R 1938/900; 522-1 Jüd. Gemeinden Abl.1993, 15; Archiwum Panstwowe, Lodz (Getto-Archiv), PL-39-278-1011-1109.tif und 1145.tif (Rosa Kahn), PL-39-278-1011-1163.tif und 1164.tif (Fritz Kahn); USHMM, RG 15083, M301/1307-1310, Fritz Neubauer, Universität Bielefeld, E-Mail vom 27.6.2010.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

druckansicht  / Seitenanfang