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Eduard Müller * 1911
Holstenglacis 3 (Untersuchungsgefängnis) (Hamburg-Mitte, Neustadt)
1942 verhaftet
enthauptet 10.11.1943
Weitere Stolpersteine in Holstenglacis 3 (Untersuchungsgefängnis):
Heinz Jäkisch, Bernhard Jung, Karl-Heinz Keil, Hermann Lange, Johann Odenthal, Johannes Prassek, Rudolf Schöning, Karl Friedrich Stellbrink, Walter Wicke, Walerjan Wróbel
Eduard Andreas Paul Müller, geb. am 20.8.1911 in Neumünster, hingerichtet am 10.11.1943 im Untersuchungsgefängnis Hamburg-Stadt
Holstenglacis 3 (vor dem Untersuchungsgefängnis)
Eduard Müller war das jüngste von sieben Kindern und wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Neumünster auf. Sein Vater, der Schuhmacher Eduard Müller, der vor der Eheschließung 1896 zum katholischen Glauben konvertiert war, hatte die Familie nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg verlassen. 1934 soll er als Rangierer bei einer Privatbahn verunglückt sein. Die Mutter Karoline, geb. Hundeshagen, musste sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen.
Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Eduard Müller 1925 zunächst das Tischlerhandwerk. Er war in der katholischen Jugendbewegung aktiv und wäre gern Priester geworden. Seine frühere Lehrerin und der Neumünsteraner Kaplan Bernhard Schräder (geb. 1900, gest. 1971) förderten ihn und besorgten Geldgeber, sodass er 1935 sein Abitur am "Spätberufenen-Kolleg" in Bad Driburg ablegen und anschließend ein Studium der Theologie in Münster beginnen konnte. Am 25. Juli 1940 wurde Eduard Müller im Dom zu Osnabrück zum Priester geweiht. Noch im September desselben Jahres kam er nach Lübeck. In der Herz-Jesu-Gemeinde war Eduard Müller besonders bei der Jugend und bei den "einfachen" Leuten beliebt. Obwohl kirchliche Verbandsarbeit mit Jugendlichen bereits verboten war, betreute er weiterhin Jugendgruppen, mit denen er auch über das tagespolitische Geschehen und die militärische Lage sprach. Ein in den Gruppenräumen bereitstehender Projektor sollte auf harmlose Diavorträge hinweisen. Seine Informationen bezog Eduard Müller aus Flugblättern und britischen Sendern.
Nach einer Denunziation wurde Eduard Müller am 22. Juni 1942 verhaftet und zunächst im Marstallgefängnis am Burgtor untergebracht. Obwohl ihm keine öffentliche Kritik an der NS-Herrschaft vorgeworfen werden konnte, verurteilte ihn der Volksgerichtshof am 23. Juni 1943 im sogenannten Lübecker Christenprozess wegen "Zersetzung der Wehrkraft" und "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode, ebenso wie die katholischen Kapläne Hermann Lange (s. dort) und Johannes Prassek (s. dort) und den evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink (s. dort). Am 10. November 1943 wurde das Urteil in Hamburg im Hof des Untersuchungsgefängnisses Holstenglacis mit dem Fallbeil vollstreckt.
Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel in den Wallanlagen an der rückseitigen Mauer des Untersuchungsgefängnisses an die vier "Lübecker Geistlichen". In der katholischen Probsteikirche Herz Jesu, der evangelischen Lutherkirche und an anderen öffentlichen Orten in Lübeck wird der Geistlichen gedacht. Am 25. Juni 2011 wurden die katholischen Kapläne Müller, Lange und Prassek in Lübeck selig gesprochen. Der Protestant Pastor Friedrich Stellbrink wurde im Rahmen der Feierlichkeiten geehrt.
Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl
Quellen: StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 1998/1; StaH 332-5 Standesämter 1167 u 731/1943; http://www.luebeckermaertyrer.de/de/index.html (Zugriff 16.3.2016); Gedenkstätte Deutscher Widerstand, http://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/eduard-mueller/?no_cache=1 (Zugriff 16.3.2016); http://www.unitas-ruhrania.org/index.php?page =126 (Zugriff 16.3.2016); Pelke: Christenprozess; Voswinkel: Geführte Wege.