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Bereits verlegte Stolpersteine



Otto Hammerschlag * 1900

Sierichstraße 140 (Hamburg-Nord, Winterhude)


1939 Flucht Belgien
1942 deportiert nach Auschwitz
ermordet 30.10.1942

Weitere Stolpersteine in Sierichstraße 140:
Herta Hammerschlag, Ellen Hammerschlag, Inge Hammerschlag

Herta Hammerschlag, geb. Magnus, geb. 16.6.1907 in Hamburg, deportiert am 23.6.1943 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz
Ellen Hammerschlag, geb. 28.10.1929 in Hamburg, deportiert am 23.6.1943 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz
Inge Hammerschlag, geb. 9.6.1933 in Hamburg, deportiert am 23.6.1943 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz
Otto Hammerschlag, geb. 13.9.1900 in Duderstadt, deportiert am 26.9.1942 von Belgien nach Auschwitz, dort wahrscheinlich am 31.10.1942 ermordet

Wann Otto Hammerschlag, Sohn von Moritz Hammerschlag und Julie, geb. Hesse, nach Hamburg gekommen ist, wissen wir nicht. Er hatte zwei Brüder, Friedrich und Karl, die den Holocaust überlebt haben. Von seiner Mutter Julie ist bekannt, dass sie ihm nach Hamburg folgte.

Otto Hammerschlag war von Beruf Kaufmann, laut Telefonbuch lag sein Firmensitz von 1928–1932 in der Emilienstraße in Eimsbüttel, wo er auch wohnte. 1933 trat er als Teilhaber in die Waffen- und Munitionsgroßhandlung seines Schwiegervaters Moritz Magnus jun. ein, die in der Düsternstraße 48/50 lag.

Am 3. März 1928 heiratete er Herta Magnus. Gemeinsam lebte die Familie in der Sierichstraße 140 (bis ca. 1935), danach in der Haynstraße 23 in Eppendorf. An dieser Adresse wohnte auch der junge Edgar Hammerschlag, vermutlich ein weiterer Verwandter (geb. 17.11.1922 in Marburg/Lahn). Er verzog 1938 nach Bad Wildungen und wurde 1944 in Auschwitz ermordet.

Eine erste Hafterfahrung musste Otto Hammerschlag 1938 machen: Nach dem Novemberpogrom wurde er vom 15. bis 30. November 1938 im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel in "Schutzhaft" festgehalten. Noch im Dezember desselben Jahres verließ er Deutschland in Richtung Belgien zu einer "Geschäftsreise", blieb dort und ließ sich in Lüttich nieder. Die deutsche Okkupation Belgiens beendete die Sicherheit seines Aufenthalts. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) fand nach dem Krieg heraus, dass er am 24. September 1942 verhaftet, in das Sammellager Malines gebracht und von dort aus schon zwei Tage später nach Auschwitz verschleppt wurde. Am 31. Oktober 1942 verbrannte man laut IKRK seinen Leichnam dort im Krematorium.

Otto Hammerschlags Ehefrau Herta war mit den beiden Töchtern in Hamburg geblieben. Die Mädchen besuchten die Talmud Tora Schule am Grindelhof. Herta Hammerschlag versuchte von Hamburg aus die Auswanderung nach Belgien zu organisieren, stellte die geforderten Inventar- und Vermögenslisten zusammen, füllte mehrfach den "Fragebogen für Auswanderer" aus, musste hinnehmen, dass sie nur einen geringen Teil ihrer Wertsachen mitnehmen durfte, zahlte 685 RM "Dego-Abgabe" für die Mitnahme ihres Umzugsguts. Doch die Auswanderung verzögerte sich. Immer wieder holten die Behörden neue Erkundigungen über die Firma ihres Mannes ein, ob er noch Schulden im In- und Ausland oder beim Finanzamt habe und erhielten stets die Auskunft, es gebe keine Bedenken gegen die Auswanderung. Im Frühjahr 1939 war plötzlich die Akte verschwunden. Die Spedition Keim, Krauth & Co, die den Transport durchführen sollte, bat die zuständige Devisenstelle am 9. Mai 1939 schriftlich "nochmals freundlichst, alles in Bewegung setzen zu wollen, damit die Akte wieder an Land kommt. Wir weisen besonders darauf hin, dass die Unbedenklichkeitsbescheinigungen teilweise am 15. d. M. auslaufen und wir werden bis zu diesem Zeitpunkt die Verladung vornehmen müssen. Heil Hitler!"
Letzten Endes scheiterte die Auswanderung von Herta Hammerschlag und ihren Töchtern. Wahrscheinlich wurde sie durch die hier aufgeführten, immer wieder neu ersonnenen bürokratischen Hemmnisse vereitelt.

Im April 1939 erhielt Herta Hammerschlag von der Devisenstelle des Auswandereramts die Genehmigung, im Auftrag ihres Mannes 1500 RM an ihre in Eppendorf lebende Schwiegermutter Julie Hammerschlag zahlen zu dürfen. Das Geld war für deren Lebensunterhalt und die geplante Emigration nach Johannesburg bestimmt, wo bereits ihr ältester Sohn Friedrich lebte. Auch zu dieser Ausreise ist es nicht mehr gekommen, Julie Hammerschlag nahm sich am 17. Juli 1941 das Leben.

Im Frühjahr 1939 wurde die Wohnung in der Haynstraße aufgegeben, Herta Hammerschlag kam mit ihren Töchtern im Haus ihrer Eltern in der Oberstraße 62 unter. Dieses Grundstück wurde 1939 verkauft, zum 31. Dezember 1939 wurde auch die Firma Moritz Magnus liquidiert, das Exportgeschäft wurde von der Firma A. Kramer übernommen. 1940 lautete die Adresse von Herta Hammerschlag Ostmarkstraße (vor 1933 und nach 1945: Hallerstraße) 76 II bei Dammann, auf der Deportationsliste für den Transport nach Theresienstadt am 23. Juni 1943 steht als Adresse das "Judenhaus" Beneckestraße 4.

Herta Hammerschlag folgte mit den 10- und 14-jährigen Mädchen Inge und Ellen dem Deportationsbefehl zum 23. Juni 1943 nach Theresienstadt. Auch ihr Vater Moritz Magnus gehörte diesem Transport an. Insgesamt haben 140000 Menschen dieses Lager durchlaufen, manchmal lebten dort mehr als 30000 Menschen gleichzeitig auf dem engen Garnisonsgelände. Um für weitere Neuankömmlinge "Platz zu schaffen", gingen mehrere Transporte nach Auschwitz ab. Einem solchen Transport wurde am 5. April 1944 Moritz Magnus zugeteilt, am 28. Oktober 1944 folgten seine Tochter und Enkeltöchter. Ihrer aller Spur verliert sich in Auschwitz.

Herta, Ellen und Inge Hammerschlag wurden nach dem Krieg für tot erklärt.

© Ulrike Sparr

Quellen: 1; 4; 5; 8; AfW 130900; StaHH 522-1 Jüd. Gemeinden 992e2 Bd. 5; StaHH 314-15 Oberfinanzpräs., F 886; StaHH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung , Abl. 2, 451 a E 1, 1 c; Standesamt Duderstadt (Mail von Hrn. Eike Dietert, A-37130 Gleichen, 30.01.13) Amtliche Fernsprechbücher Hamburg, 1895, 1900, 1904, 1910,1914,1919, 1928–1939; Serge Klarsfeld et Maxime Steinberg, Mémorial de la déportation des juifs de Belgique, Brüssel 1982; Ursula Randt, Die Talmud Tora Schule in Hamburg 1805 bis 1942, Hamburg, 2005, S. 13.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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