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Karl Wolff
© Gedenkstätte Ernst Thälmann

Karl Wolff * 1911

Max-Brauer-Allee 89 (Altona, Altona-Nord)

Gefängnis Hamburg
Hingerichtet 1.8.1933

Weitere Stolpersteine in Max-Brauer-Allee 89:
August Lütgens, Walter Möller, Bruno Tesch

Die vier Hinrichtungsopfer des "Altonaer Blutsonntags"

Max-Brauer-Allee 89

Am 17. Juli 1932 marschierten 7000 SA- und SS-Männer uniformiert und teilweise bewaffnet durch Ottensen und Bahrenfeld in Richtung Altona. Starke Polizeikräfte schützten den Aufmarsch. Dieser öffentlich angekündigte Propagandamarsch stellte eine gezielte Provokation im bekanntermaßen "roten Altona" dar, Angriffe und gewalttätige Zwischenfälle waren zu erwarten. Die Anhänger der Kommunisten und der "Antifaschistischen Aktion" hatten Widerstand angekündigt und Häuserschutzstaffeln gebildet.

An der Ecke Große Marienstraße/Schauenburger Straße/Große Johannisstraße (heute Schomburgstraße/Walter-Möller-Park) in der KPD-Hochburg Altona-Altstadt kam es aus dem Umzug heraus zu gewalttätigen Übergriffen auf Passanten, heftige Auseinandersetzungen zwischen Zugteilnehmern und Gegendemonstranten folgten. Dabei fielen offenbar Schüsse, ob von SA-Männern oder von versteckten Schützen der Häuserschutzstaffeln, konnte nie geklärt werden. Die Situation eskalierte, als die Polizei massiv eingriff und in den winkligen Straßen und Gassen wahllos zu schießen begann (siehe Willi Hans Miersch). Bei dieser gewaltsamen Auseinandersetzung, einer der heftigsten am Ende der Weimarer Republik, gab es 80 zum Teil Schwerverletzte und 18 Tote, darunter zwei SA-Männer. Die meisten Opfer kamen durch Querschläger zu Tode, als die Polizei wild um sich schoss und die Kugeln von den Hauswänden abprallten. Dieser Tag ging als "Altonaer Blutsonntag" in die Geschichte ein.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme begann am 8. Mai 1933 der erste Prozess gegen 15 Angeklagte vor einem eigens eingerichteten Sondergericht im Gebäude des Landgerichts Altona, dem heutigen Amtsgericht in der Max-Brauer-Allee. Hauptvorwurf war die Ermordung der beiden SA-Männer Heinrich Koch und Peter Büddig aus dem berüchtigten Altonaer SA-Sturm 2/31. Am 2. Juni 1933 verurteilte das Sondergericht August Lütgens, Bruno Tesch, Karl Wolff und Walter Möller wegen angeblichen "gemeinschaftlichen Mordes" an den beiden erschossenen SA-Männern zum Tode. Stichhaltige Beweise, dass einer der vier Hauptangeklagten an der Tat beteiligt gewesen war, wurden nicht erbracht. Weitere Angeklagte erhielten hohe Zuchthausstrafen. Bei diesem ersten politischen Prozess einer den nationalsozialistischen Zielen dienenden Justiz sollte Macht beweisen und ein Exempel statuiert werden.

Am 1. August 1933 wurden die vier angeklagten Männer auf dem Hof des benachbarten Gefängnisses mit dem Handbeil hingerichtet.

Erst mehr als 60 Jahre später, am 13. November 1992, hob das Hamburger Landgericht die auf zweifelhaften Zeugenaussagen und manipulierten Beweisstücken beruhenden Urteile auf und rehabilitierte die Hingerichteten.
Bruno Tesch, geb. am 22.4.1913, hingerichtet am 1.8.1933 in Altona
Mit gerade zwanzig Jahren war der in Kiel geborene Bruno Tesch der jüngste der vier zum Tode Verurteilten. Er stammte aus einer italienischen Familie. Seinen leiblichen Vater, der im Ersten Weltkrieg gestorben war, hatte er nie kennen gelernt. Bruno lebte von seinem siebten bis zwölften Lebensjahr bei seinen Großeltern in Fiume in Italien. Als seine Mutter Virginia Hermann Tesch, Arbeiter und Betriebsratsmitglied bei den Altonaer Gaswerken, geheiratet hatte, kam der nun zwölfjährige Bruno nach Hamburg. Sein Stiefvater nahm ihn wie einen eigenen Sohn auf und gab ihm seinen Namen. Die Familie wohnte in der Schauenburgerstraße 34, der heutigen Schomburgstraße. Bruno hatte noch eine Schwester namens Giuseppina, genannt Pepi.

Mit 16 Jahren begann Bruno Tesch eine Klempnerlehre und besuchte die Berufsschule in der Museumsstraße. Nach seiner Gesellenprüfung war er arbeitslos wie viele Jugendliche und nahm am Freiwilligen Arbeitsdienst teil. 1930 trat er in die SAJ ein, die SPD-nahe Sozialistische Arbeiterjugend, wechselte aber ein Jahr später aus Enttäuschung über die Rüstungspolitik der SPD zum Kommunistischen Jugendverband. Vor dem Altonaer Blutsonntag hatte Bruno Tesch bei der organisierten Verteidigung gegen die zunehmenden Überfälle nationalsozialistischer Schlägertrupps auf linksgerichtete Berufsschüler mitgewirkt, in Altona war er bekannt. Schon im Februar 1932 hatten ihn drei SA-Männer in der Altstadt überfallen.

Auch Bruno Tesch war an diesem Altonaer Blutsonntag auf der Straße. Als er an der Ecke Schauenburger Straße/Johannisstraße stand, wurde er von einigen Kollegen aus dem Arbeitsdienst, die im Demonstrationszug mitgingen, erkannt, überfallen und getreten. Ein Polizist befreite ihn schließlich. Obwohl er aus einer Kopfwunde blutete, brachte er noch eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die vor einem Lokal in Bedrängnis geraten war, in einem Haus in der Großen Marienstraße in Sicherheit. Dann wurde er verhaftet. Genau dieser Augenblick wurde später vor Gericht als Zeitpunkt genannt, zu dem Bruno Tesch geschossen haben soll. Ein Beweis dafür, dass er getötet oder eine Pistole mit sich geführt hatte, wurde nie erbracht. Frühere Arbeitskollegen, drei SA-Männer, belasteten ihn, sie wollten gesehen haben, wie er eine Waffe wegwarf.

Zeugnisse aus der Berufsschule bescheinigten Bruno Tesch gutes Betragen, Fleiß und Ordnungsliebe. Sein Gewerbelehrer schrieb in einem Brief an seinen Verteidiger: "Während der besonders im Jahre 1931/32 gesteigerten politischen Betätigung aller Jugendlichen übernahm er oft die Rolle des Beschützers anderer, körperlich nicht so stark entwickelter Mitschüler. Dadurch war er zwar öfters in Streitereien verwickelt, ohne allerdings von sich aus irgendwie den Angreifer zu spielen." Seiner Meinung nach hatte Bruno Tesch die Schule "als Mensch von aufrichtiger und anständiger Gesinnung" verlassen. Auch der Schuldirektor zeigte sich erschüttert und setzte sich in einem Schreiben an den Anwalt für ihn ein: "Er zeichnete sich durch Ruhe, gute Auffassungsgabe und Bescheidenheit vor seinen Mitschülern aus."

Dem Gericht lag auch ein schriftliches Zeugnis des Pastors der Hauptkirche vor, in der Bruno Tesch konfirmiert worden war: "Man hatte das Gefühl rechtschaffener Tüchtigkeit bei ihm. Er lernte seine Aufgaben, aber er zeigte erst, daß er es konnte, wenn er dazu aufgefordert wurde. Auch bei dummen Streichen, die vorkamen, benahm er sich vorteilhaft. War er daran beteiligt, so war er nicht feige und verschmähte die Lüge. [...] Er machte überhaupt den Eindruck eines nicht nur gut erzogenen, sondern eines gut gearteten jungen Menschen."

Bruno Tesch saß in Einzelhaft und führte ein Gefängnistagebuch. "Ich habe bei der Verkündung nur ein starkes Rauschen verspürt, und da […] klang die Stimme des Richters durch. Nur einmal wäre es beinahe mit meiner Fassung vorbei gewesen, als ich das Weinen meiner Mutter heraushörte. Ich riss mich aber zusammen, denn ich hatte mir geschworen, den Leuten, die ja nur darauf lauerten, kein Schauspiel zu bieten. Nachher bei der Begründung hat mich das Theatralische des Richters innerlich belustigt, denn er ging ja wie die Katze um den heißen Brei herum, um ja nicht über seine Verdrehungen selbst zu erröten. Ich glaube bestimmt, dass er als erfahrener Richter die Aussagen des größten Teils der SA-Leute als das durchschaut hatte, was sie waren, als Lügen [...] Der große Umschwung in der Stimmung kam erst ein paar Tage später, als die richtige Überlegung wiederkehrte; als ich mir vorstellte, dass ich erst zwanzig Jahre alt bin – wirklich nichts getan hatte – und dennoch zum Tode verurteilt wurde [...] Für mich ist immer noch ein Trost zu wissen, dass ich, wenn ich hingerichtet werde, in der Arbeiterschaft nicht vergessen werde."

Bis zuletzt hoffte Bruno Tesch auf Begnadigung. Doch alle Gesuche der Angeklagten und Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurden abgelehnt.

1.8.1933: "Lieber Vater! Hast du so etwas gedacht. Ich weiß, du wirst es leicht verwinden, denn dafür bist du ja ein Mann. Ich bitte dich herzlich, verzeih mir was ich dir je angetan habe. Ich habe dich auch sehr lieb gehabt, wenn wir auch böse Zusammenstöße hatten. Steh du Mutti in ihrem Schmerz bei. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn du mehr darauf gehalten hättest, dass ich die Politik verlasse. Es ist kein Vorwurf, denn ich hatte ja meinen dicken Kopf. – Ich werde bis zuletzt gefasst sein. Ich bin vollkommen ruhig. Nehme bitte das Messer und die Pfeife von mir als Andenken und gedenke meiner manchmal. Es grüßt dich herzlich dein lieber Sohn Bruno."

1.8.1933: "Liebe Mutter! Nun ist es endlich soweit. Die Begnadigung ist abgelehnt. Wenn du diesen Brief bekommst, dann lebe ich nicht mehr. Liebe Mutti, dass ich dir so einen Kummer bereiten musste, das schmerzt mich tief. Du glaubst es gar nicht. Ich bitte dich herzlich, nehme es nicht so schwer, tue es (nicht) mir zuliebe. Siehe, ich nehme es auch nicht so schwer. Wir unterhalten uns sehr ruhig, die Beamten sind sehr freundlich. Ich habe Kuchen und Tabak, alles was ich mir wünsche. Liebste Mutti, ich bitte dich, überwinde dies um meinetwegen. Du mußt leben bleiben um meine Unschuld ans Tageslicht zu bringen. Das ist mein letztes Vermächtnis an dich, du mußt es an den Tag bringen, was für ein grässlicher Justizmord hier verübt wurde. [...] Es ist vielleicht besser, als wenn ich Jahre im Zuchthaus gesessen hätte. Mein Leben wäre dann doch verpfuscht. Du hast vielleicht manchmal gedacht, dass ich dich nicht liebe, aber ich konnte meine Liebe nicht zeigen. Es lag mir nie. Aber ich habe dich sehr geliebt. Verzeih mir bitte, wenn ich manchmal recht lieblos zu dir war, aber es war Nervosität. [...] Es grüßt dich liebe Mutti zum letzten mal dein dich innigliebender Sohn Bruno.

Der Rechtsanwalt wird dir von meiner letzten Stunde berichten. Soeben erfahre ich, dass die Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt wurde. Leb wohl, geliebte Mutter, die Uhr ist jetzt 5, in einer halben Stunde hat mein Herz aufgehört zu schlagen. Sei recht tapfer, ich bin es auch. [...] Es küsst dich herzlich dein einziger Sohn Bruno."
August Lütgens, geb. am 16.12.1897, hingerichtet am 1.8.1933 in Altona
Als ältestes von zwölf Kindern wurde August Lütgens in Lübeck in eine sozialdemokratisch orientierte Arbeiterfamilie geboren. Der Vater war Metallarbeiter, die Mutter Wäscherin. Lütgens besuchte von 1903 bis 1911 die Volksschule in Lübeck. Nach der Schulzeit heuerte er als Schiffsjunge auf einem Segler an und wurde Seemann. Mit 16 Jahren trat er der Seeleutegewerkschaft bei und später der Sozialdemokratischen Partei.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich wie viele junge Seeleute als Freiwilliger für die kaiserliche Kriegsmarine und wurde Besatzungsmitglied auf dem Linienschiff "SMS Westfalen". Gegen Ende des Ersten Weltkrieges beteiligte er sich an den Matrosenaufständen gegen das Kaiserreich. Wegen Meuterei wurde Lütgens zu einer Matrosendivision strafversetzt, die im besetzten Belgien stationiert war. Als Ende Oktober 1918 die deutsche Flotte zu einem letzten Gefecht gegen die überlegenen britischen Streitkräfte eingesetzt werden sollte, kam es zu einem bewaffneten Aufstand der Matrosen in Kiel. Die linksgerichteten nach Belgien abkommandierten Matrosen kehrten nach Norddeutschland zurück und nahmen an den Unruhen teil, darunter auch August Lütgens. In Wilhelmshaven schloss er sich 1918 den Spartakisten an und trat im darauffolgenden Jahr der neugegründeten KPD bei. Wegen Teilnahme an der "Novemberrevolution" wurde er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Doch ihm gelang die Flucht im Uniformmantel eines Justizwachtmeisters. Über Dänemark entkam er nach Russland und fand dort politisches Asyl. 1922 heiratete er in Leningrad Lisa Fiedler, die Tochter einer in die Sowjetunion emigrierten Hamburger Familie. Das Paar lebte in Moskau, Lütgens arbeitete in einer Gießerei. 1922 wurde der Sohn Franz und 1925 die Tochter Elsa geboren. Ab 1925 fuhr August Lütgens wieder von Leningrad aus zur See. Erst 1931 kehrte er auf Grund einer Amnestie nach Deutschland zurück, seine Familie blieb in der Sowjetunion.

Als Erwerbsloser bezog er Wohlfahrtsunterstützung und wohnte in Altona, erst in der Eulenstraße 10, dann in der Mühlenstraße 44. August Lütgens trat dem seit 1929 verbotenen und illegal arbeitenden kommunistischen Rotfrontkämpferbund bei, der zum Schutz gegen den zunehmenden nationalsozialistischen Straßenterror in den Arbeitervierteln Altonas Häuserschutzstaffeln organisierte.

Erst einen Monat nach dem Altonaer Blutsonntag wurde August Lütgens am 25. August 1932 in der Wohnung seiner Freundin in der Schauenburgerstraße 12 festgenommen. Obwohl ein Verfahren gegen ihn wegen Mangels an Beweisen zunächst wieder eingestellt wurde, blieb er in Haft. Ein Gestapomann hatte angeblich in seiner Wohnung in der Kleinen Mühlenstraße 40 eine von Hand gezeichnete Straßenskizze gefunden. Sie diente als Beweis, dass Lütgens maßgeblich einen Feuerüberfall von Heckenschützen auf die Polizei organisiert hatte. Doch das Sondergericht konnte weder klären, wo er sich an dem Nachmittag des 17. Juli aufgehalten hatte, noch, ob er überhaupt direkt an den Straßenkämpfen beteiligt gewesen war. Später sollte sich herausstellen, dass die Skizze von amtlicher Seite gefälscht worden war und den beschlagnahmten Papieren, die Lütgens illegale Tätigkeit beim Rotfrontkämpferbund beweisen sollten, untergeschoben worden war.

31.7.1933: "Liebe Kinder, wenn ihr diesen Brief erhaltet, ist euer Papa nicht mehr, dann wurde er erledigt, laut Urteil, also wir sollten uns nicht mehr sehen, aber wenn ihr größer seid und die Weltgeschichte studiert habt, dann werdet ihr begreifen, was euer Papa war, warum er kämpfte und starb, auch werdet ihr begreifen, warum euer Papa so und nicht anders handeln konnte, nun lebt wohl und werdet Kämpfer. Es grüßt euch euer Papa."

Nachdem die deutschen Truppen Polen überfallen hatten, wurde Lütgens Familie – mit Ausnahme der Tochter, die in Moskau starb – wie viele deutsche kommunistische Emigranten von der stalinistischen sowjetischen Regierung in Lager nach Kasachstan verschleppt. Dort kamen seine Frau und sein Sohn ums Leben.

Karl Wolff, geb. am 17.9.1911, hingerichtet am 1.8.1933 in Altona
Karl Wolff, Sohn des Schmiedes Carl Wolff und des Dienstmädchens Anna Wolff, geborene Frahm, hatte den Beruf des orthopädischen Schuhmachers erlernt. Er lebte in Hamburg im dritten Stock eines Hinterhauses in der Süderstraße 323.

Während des Altonaer Blutsonntags war er in einem Hinterhof der Christianstraße 29 verhaftet worden. Vier fragwürdige Zeugen der SA behaupteten vor dem Sondergericht, er hätte aus einer Gruppe heraus an der Ecke Christianstraße Schüsse abgegeben. Das Gericht ging Zeugenaussagen dafür, dass er den Hinterhof nicht verlassen hatte und deshalb nicht auf der Straße geschossen haben konnte, nicht nach. Im Laufe zahlreicher Hausdurchsuchungen in der Altonaer Altstadt war eine Schusswaffe gefunden worden. Wie sich bei der Aufhebung der Urteile 1992 herausstellte, waren die bei der Obduktion des SA-Mannes Koch gefundenen Militärgeschosse gegen andere Munition ausgetauscht worden, und zwar gegen Kaliber, wie sie aus der gefundenen Waffe hätten stammen können.

Der ledige Karl Wolff hatte keine Vorstrafen. Der Schuhmachermeister, bei dem er arbeitete, bezeugte ihm Ehrlichkeit und Fleiß. Wolff sei einer seiner besten Lehrlinge gewesen. Der Vorsitzende des Ruderclubs, in dem Wolff Mitglied war, sagte aus, er sei hilfsbereit und politisch eher gemäßigt gewesen.

1.8.1933: "Mein lieber Wilhelm! Zum letzten mal grüße ich dich. Morgen hat meine letzte Stunde geschlagen. [...] Ich schreibe dir nochmals, dass ich unschuldig bin und hoffe, dass meine Unschuld noch an den Tag kommt. [...] Zum letzten mal einen herzlichen Gruß an dich und es sei dir ein besserer Lebensabend beschieden als mir. Mit Gruß dein Freund Karl."

Walter Möller, geb. am 28.1.1905, hingerichtet am 1.8.1933 in Altona
Walter Möller stammte aus einer Arbeiterfamilie. Seine Eltern waren Wilhelm und Anna Möller, geborene Stoll.

Walter Möller wohnte im Hamburger Stadtteil Eppendorf in der Kegelhoffstraße 13. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Packer, Beifahrer und Gelegenheitsarbeiter. Ab 1931 war er arbeitslos. Möller war Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschland und der Eppendorfer "Antifaschistischen Aktion". Seine Eltern und Geschwister charakterisierten ihn vor Gericht als "gutmütig" und "ehrlich". Mit Wolff zusammen war er in dem Hinterhof der Christianstraße 29 verhaftet worden. Er sollte zu der Gruppe der Schützen an der Ecke Christianstraße gehört haben. Auch er war nicht vorbestraft.

Walter Möller wurde auf Grund falscher Zeugenaussagen von zwei SA-Männern verurteilt.

Nach Walter Möller und August Lütgens wurden Parkanlagen in Altona-Altstadt und nach Karl Wolff eine Straße benannt. Bruno Tesch wurde 1987 Namenspatron der Gesamtschule Altona, die 2004 geschlossen wurde. Seit 2008 trägt auch der Platz am östlichen Ende der Großen Bergstraße seinen Namen. Auf dem Grundstück hinter dem Amtsgericht, Teil des ehemaligen Gefängnisgeländes, wird seit August 2005 mit einer Gedenktafel an die vier Hingerichteten erinnert.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: Schirmann, Der Altonaer Blutsonntag; Schirmann, Justizmanipulationen; Kopitzsch, Der "Altonaer Blutsonntag"; McElligot, Das Altonaer Sondergericht; Rote Hilfe Deutschlands (Hrsg.), Die Wahrheit; Geschichtskommission der Industriekreisleitung des SED Seeverkehr und Hafenwirtschaft (Hrsg.), August Lütgens; Staatliche Landesbildstelle Hamburg (Hrsg.), Der Altonaer Blutsonntag; Heins, Helmut u. a., Bruno Tesch und Gefährten.

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