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Friederike (Frieda) Neuhaus (geborene Berlin) * 1881
Grindelallee 132 (Eimsbüttel, Rotherbaum)
1941 Minsk
ermordet
Weitere Stolpersteine in Grindelallee 132:
Ilse Cohen, Wolff Cohen, Bruno Cohn, Clara Cohn, Paul Grünewald, Martin Neuhaus
Martin Neuhaus, geb. am 26.6.1876 in Bremerhaven, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, ermordet
Friederike "Frieda" Neuhaus, geb. Berlin, geb. am 16.4.1881 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, ermordet
Grindelallee 132
Der Handlungsgehilfe Martin Neuhaus war der Sohn von Markus Neuhaus und Ida, geborene Geiger, und seit dem 11. Oktober 1914 Mitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Wenige Jahre zuvor war er zusammen mit seiner aus Hamburg stammenden Frau Frieda und den Zwillingen Ilse und Erich (geboren am 12. Dezember 1908 in Lehe bei Bremerhaven) von Lehe nach Hamburg gezogen. Dort kam am 4. März 1913 das dritte Kind des Ehepaares, Gerhard Alexander, zur Welt. Martin und Friederike "Frieda" hatten am 23. August 1907 geheiratet. Frieda war die Tochter von Meir und Malka (Malchen) Berlin (s. Grindelallee 139), hatte das Fröbel-Seminar besucht und Kindergärtnerin gelernt. Ihr dadurch erworbenes Wissen konnte sie, wie der Altonaer Rabbiner Eduard Duckesz in seiner 1929 erschienenen "Familiengeschichte des Rabbi Lase Berlin" schrieb, "bei der Erziehung der eigenen Kinder gut verwerten". Der Rabbiner Lase Berlin war Friedas Urururgroßvater und die Familie Berlin weit verzweigt. Frieda selbst hatte noch fünf Geschwister: Ivan (1901 tödlich verunglückt), Alexander, Siegfried, Eduard und Minna. Siegfried war mit Dora, geborene Sacharewitz, verheiratet, Alexander mit Frieda, geborene Heyn (beide lebten in Lübeck), Eduard mit Fanny, geborene Meyer, und Minna mit Richard Meyer. Diesem gehörte die Firma Woll-Meyer in der Großen Bergstraße in Altona, in der Martin Neuhaus nach dem Zuzug aus Lehe Arbeit fand.
Frieda Berlins Familie besaß ein Haus in der Grindelallee 132, in dem schon Friedas Großvater ein Kolonialwarengeschäft betrieben hatte. Ab etwa 1908 führte ihr Bruder Siegfried dort einen Goldschmiedebetrieb, er wurde zudem 1919 Vorsteher der Synagogengemeinde. Über ihn schrieb Eduard Duckesz: "Er war ein Juwelier, ein zärtlicher Sohn, ein guter Bruder, ein herzensguter Mensch. Doch infolge eines tragischen Unglücksfalls fand er in den besten Jahren im Alter von 37 Jahren am 1. Rausch Haschono Tag 1920 seinen Tod." Das jüdische Neujahrsfest Rausch Hashono/Rosh Hashana fiel 1920 auf den 12. September und so wurde dieser in der standesamtlichen Sterbeurkunde als Siegfried Meyers Todestag eingetragen. Siegfried hinterließ seine Frau Dora mit der zweijährigen Tochter Malchen und dem erst zwei Monate alten Sohn Kurt (s. "Stolpersteine in Hamburg-Altona" und www.stolpersteine-hamburg.de). Der gerade geborene Sohn mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Friedas Schwester Minna und ihr Mann Richard Meyer Malchen als Pflegekind aufnahmen (zu Minna Meyer s. die Biografie über Malchen Berlin, Grindelallee 139, in diesem Buch und auf www.stolpersteine-hamburg.de).
Wenige Jahre später trauerten auch Martin und Frieda Neuhaus: Ihr Sohn Erich wurde nur 20 Jahre alt, er erlag am 1. Mai 1928, so der Rabbiner Duckesz, "einem tückischen Leiden". Etwa zwei Jahre später zog das Ehepaar Neuhaus in die Grindelallee 132. Vorher hatte es in Altona, Am Felde 26, gewohnt, in Hamm-Nord in der Chateauneufstraße 19 e und zuletzt in Horn, Snitgerreihe 38. Die Tochter Ilse heiratete um 1937 den aus Neustadtgödens stammenden Schlachtergesellen Wolff Victor Cohen (s.o., ebenfalls Grindelallee 132 und auf www.stolpersteine-hamburg.de), beide lebten seit etwa 1935 ebenfalls in der Grindelallee 132.
Laut Angaben auf seiner Kultussteuerkartei verdiente Martin Neuhaus 1938 und in den ersten drei Monaten 1939 monatlich 182,60 Reichsmark brutto. Danach hatte er kein kultussteuerpflichtiges Einkommen mehr. Zuletzt wurde er als "Erdarbeiter" (so die Angabe in der Deportationsliste) zwangsverpflichtet. Am 8. November 1941 wurden Martin und Frieda Neuhaus sowie ihre Tochter Ilse und deren Ehemann Wolff Victor Cohen nach Minsk deportiert und dort ermordet.
Martin und Friedas Sohn Gerhard Alexander Neuhaus, der als kaufmännischer Angestellter gearbeitet hatte, zog 1934 nach Berlin. Von dort floh er 1936 nach Palästina und überlebte den Holocaust.
Stand: Juli 2017
© Dieter Wolf/Frauke Steinhäuser
Quellen: 1; 5; 8; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung 38611; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992e 2 Bd. 2; Hamburger Adressbücher; Gewehr: Kurt, S. 42ff.; Duckesz: Familiengeschichte, S. 116ff.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".