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Bereits verlegte Stolpersteine



Hella Pulka (geborene Cuckinowski) * 1898

Bernstorffstraße 99 (Altona, Altona-Altstadt)

1941 Lodz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Bernstorffstraße 99:
Hermann Pulka, Markus Pulka, Erwin Pulka, Isaak Pulka, Gerda Pulka, Szlame Pulka

Erwin Pulka, geb. am 27.3.1938 in Hamburg-Altona, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben
Gerda Pulka, geb. Naphtalie, geb. am 19.2.1921 in Berlin, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, ermordet im Vernichtungslager Chelmno am 12.4.1942
Hella Pulka, geb. Cuckinowski, geb. am 2.12.1898 in Dynow/Polen, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben
Hermann Pulka, geb. am 8.12.1924, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben
Isaak Pulka, geb. am 15.5.1921 in Hamburg-Altona, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz
Markus Pulka, geb. am 31.3.1931, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben
Szlama Pulka, geb. am 2.3.1896 in Cernocice/Polen, inhaftiert am 26.2.1940 im KZ Sachsenhausen, dort am 25.6.1940 gestorben

Bernstorffstraße 99 (Adolfstraße)

Szlama (Salomon, auch Szlame oder Schlaume) Pulka, geboren am 3. März 1896, stammte aus dem polnischen Cernocice. Er war von Beruf Schuhmacher und lebte mit seiner Frau Hella Pulka, geb. Cuckinowski, die aus dem gallizischen Dynow stammte, und den vier Söhnen Isaak, Hermann, Marcus und Erwin in Altona im Viertel um die Johanniskirche, wo sich viele jüdische Familien aus Polen niedergelassen hatten. Ab 1925 war Szlama Pulka im Adressbuch Altona mit Wohnadresse und als Schuhmacher in der Jacobstraße 8, Jacobterrasse 6, verzeichnet; in den Jahren 1934 bis 1938 wohnten die Pulkas in der Adlerstraße 77 (heute Scheplerstraße). 1939 war die Familie in der Adolfstraße 101 (heute Bernstorffstraße) gemeldet.

Im selben Jahr, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, heiratete der inzwischen achtzehnjährige Sohn Isaak Pulka, der seinen Unterhalt als Arbeiter verdiente, die gleichaltrige jüdische Fabrikarbeiterin Gerda Naphtalie. Sie war am 19. Februar 1921 in Berlin geboren worden als Tochter der polnisch stämmigen Kürschnerin Elka Naphtalie, geb. Haber, und Hugo Naphtalies, des Inhabers eines Pelzwarengeschäftes in Berlin, der 1933 verstorben und auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben worden war.

Gerda war um 1937 nach Hamburg gekommen, um ihrer Mutter zu helfen, die ein Pelzgeschäft von Gerdas Tante Regina Jägermann übernommen hatte. Das Ehepaar Wolf und Regina Jägermann besaß mehrere Pelzgeschäfte in Berlin und Hamburg, die unter den antijüdischen Verfolgungsmaßnahmen litten und teilweise schließen mussten. Wolf Jägermann war wegen der angespannten Situation in der Zeit der Verfolgung schwer erkrankt. Gerda und ihre Mutter führten in Hamburg das letzte Pelzgeschäft der Familie Jägermann am Gänsemarkt 13, bis auch das 1940 aufgegeben werden musste.

Mutter und Tochter wohnten in Hamburg-Eppendorf in der Wohnung der Jägermanns in der Lenhartzstraße 3. Hier kam die Familie Naphtalie, zu der auch Gerdas zwei Jahre älterer Bruder Manfred Naphtalie und die zwei Jahre jüngere Schwester Margot gehörten, zu den jüdischen Feiertagen oft zusammen.

1940 war Familie Pulka im Hamburger Adressbuch mit Wohnadresse in der Altonaer Breite Straße 52 verzeichnet. Die Häuser Nr. 44 bis 56 befanden sich im Besitz des Jüdischen Religionsverbandes Hamburg, wie der Name der Jüdischen Gemeinde nun lautete. Diese benutzte sie als "Judenhäuser", in die Juden und Jüdinnen zwangseinquartiert wurden, um sie unter der Kontrolle der Gestapo zu konzentrieren.

Nachdem die deutsche Wehrmacht im September 1939 in Polen einmarschiert war, wurden in Deutschland die nun staatenlosen, ehemals polnischen Juden, die 1938 nicht abgeschoben worden bzw. zurückgekehrt waren, in Konzentrationslagern inhaftiert. Dies betraf mehrere tausend Männer, die in den Lagern unter besonders schlechten Bedingungen lebten. Die Sterblichkeit lag noch weit über der der anderen Häftlinge. Zu ihnen gehörte auch Szlama Pulka. Er wurde am 26. Februar 1940 als Häftling Nr. 020362 in der Kategorie "polnischer Jude" in den Block 19 des KZ Sachsenhausen/Oranienburg eingeliefert, wo er bereits vier Monate später verstarb. Angebliche Todesursache war eine eitrige Lungenentzündung.

Sein Sohn Isaak Pulka, seit 1940 als "staatenlos" in der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde geführt und inzwischen so mittellos, dass er keine Beiträge mehr zu entrichten hatte, musste sich am 25. Oktober 1941 zur Deportation nach Lodz im Logenhaus an der Hamburger Moorweide einfinden. Um gemeinsam mit ihrem Ehemann den Deportationszug nach Lodz besteigen zu können, meldete sich Gerda Pulka freiwillig.

Auch ihre Schwiegermutter Hella Pulka sowie die jüngeren drei Söhne, der fast sechzehnjährige Hermann, der zehnjährige Markus und der dreijährige Erwin, wurden mit demselben Transport deportiert.

Nach ihrer Ankunft im Getto am 27. Oktober 1941 wurde Gerda Pulka ein Zimmer in der Wohnung Nr. 2 in der Siegfriedstraße zugewiesen. Laut Anmeldungsdokument teilte sie sich das Zimmer mit sechs Personen – möglicherweise waren die Familienmitglieder Pulka zusammen hier untergebracht. Am 12. April 1942 wurde Gerda Pulka im Getto Lodz "abgemeldet", das bedeutete, sie wurde ins nahe gelegene Vernichtungslager Chelmno deportiert und ermordet.

Ihr Mann Isaak, seine drei Brüder Hermann, Marcus und Erwin sowie seine Mutter kamen im Getto Lodz ums Leben.

Die Wohnungseinrichtung der Deportierten fiel an das Deutsche Reich. Der Oberfinanzpräsident Hamburg, Dienststelle für die Verwertung eingezogenen Vermögens, schrieb am 20. Februar 1942 an die Gerichtsvollzieherei: "Ich beauftrage Sie hiermit, die zugunsten des Deutschen Reichs eingezogene Wohnungseinrichtung des Pulka, wohnhaft gewesen in Hamburg, Breite Strasse 52 F, in freiwilliger Versteigerung zu verkaufen […] und bitte um den Erlös."

Die Möbelspedition Witwe Mussil & Sohn transportierte u. a. eine Schlafzimmerlampe ("gekauft von Freiberger"), eine bunte Kugellampe ("gekauft von Petersen"), "fünf Teile Glass", zwei Leuchter, zwei Bilder, diverse Kleinigkeiten, ein Ölbild ("gekauft von Koopmann") und einen Wandspiegel zum Ort der Versteigerung.

Gerdas Mutter Elka Naphtalie wurde am 8. November 1941 verhaftet und am 6. Dezember 1941 in das Getto Riga deportiert. Am 1. Oktober 1944 überstellte die Sicherheitspolizei Riga sie als politischen Häftling in "Schutzhaft" ins KZ Stutthof bei Danzig. Ihre Häftlingsnummer lautete 95336. Nach Angaben des Überlebenden Oskar Salomon soll zu dieser Zeit im überfüllten Lager "der Typhus gewütet" haben. Elka Naphtalie wurde wie viele "Vermisste" auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Gerdas Schwester, die Schneiderin Margot Katz, geb. Naphtalie, emigrierte nach Belgien. Zunächst lebte sie allein in Antwerpen und zog dann mit ihrem Ehemann nach Brüssel. Sie wurde am 5. Mai 1943 verhaftet und im belgischen Malines, deutsch Mecheln, in der Provinz Antwerpen, im dortigen "SS-Sammellager für Juden" interniert. Das Lager in der Dossin-Kaserne wurde als Durchgangslager für die Deportation von Juden, Sinti und Roma aus Belgien in Vernichtungslager, vor allem nach Auschwitz, genutzt. Am 31. Juli 1943 wurde Margot Katz nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte den Transport XXI/92 nicht.

Ihr Ehemann, der Landwirt Julius Nathan Katz, wurde, wie ein Schreiben der "Aide aux Israelites Victimes de la Guerre" vermerkte, am 2. September 1942 aus dem französischen Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Regina Jägermann flüchtete kurz vor Kriegsbeginn nach London zu ihrer Tochter Thea und überlebte dort die Kriegsjahre. Wolf Jägermann wurde nach langem Leidensweg in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Manfred Naphtalie, der damals vierzehnjährige Bruder Gerdas, gehörte zu den Kindern, die mit dem ersten Kindertransport 1939 nach London gelangten. Er emigrierte 1948 in die USA, wo er sich Fred nannte und den Beruf des Kürschners erlernte, der in seiner Familie Tradition hatte. 1954 konnte er in Detroit ein eigenes Pelzgeschäft eröffnen.

2006 kehrte er anlässlich der Stolpersteinverlegung für seine Mutter und seine Schwester für einen kurzen Besuch nach Hamburg zurück.

Stand September 2015

© Claudia García

Quellen: 1; 2; 4; 5; 7; 8; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 Band 3 (Transportliste Riga, 4.12.1941); Archiwum Panstwowe w Lodzi, Ankunfts- und Abgangsdokumente des Gettos Litzmannstadt; Angaben von Manfred Naftalie in: Eppendorfer Wochenblatt, 28.11.2006; Briefwechsel Manfred Naphtalies mit Peter Hess und Johann-Hinrich Möller; Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten/Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Auskunft zu Szlama Pulka, 8.11.2013; Internationaler Suchdienst Bad Arolsen, Brief an Heinz Kern, 26.9.2000; Jüdisches Deportations- und Widerstandsmuseum Mechelen, Auskunft, 12.4.2010; Gedenkstätte Hadamar, Auskunft, 14.6.2010; siehe Biographien von Gerda Pulka, und Elka Naphtalie, in: Koser, Stolpersteine, S. 318 ff. und 335 ff.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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