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Bereits verlegte Stolpersteine



Helga Anni Gersztenzang * 1934

Krochmannstraße 68 (Hamburg-Nord, Winterhude)

1941 Lodz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Krochmannstraße 68:
Alice Gersztenzang, Szlama Chaim Gersztenzang

Alice Gersztenzang, geb. Jacoby, geb. 26.7.1905 in Altona, deportiert am 25.10.1941 in das Getto Litzmannstadt/Lodz, dort gestorben am 23.5.1942
Chaim Szlama Gersztenzang, geb. 1.12.1898 in Warschau, deportiert am 25.10.1941 in das Getto Litzmannstadt/Lodz, weiterdeportiert am 12.9.1942 nach Chelmno/Kulmhof
Helga Anni Gersztenzang, geb. 12.4.1934 in Hamburg, deportiert am 25.10.1941 in das Getto Litzmannstadt/Lodz, weiterdeportiert am 12.9.1942 nach Chelmno/Kulmhof

Die Mutter von Alice Gersztenzang, Anna Badura, wurde am 22.12.1878 in Ustron, Kreis Teschen (Oberschlesien), geboren. Sie war als Gesellschafterin tätig. Als ihre Tochter Alice am 26.7.1905 zur Welt kam, lebte sie in der Schumacherstraße 35 in Altona. Am 21. Oktober 1905 heiratete die evangelische Anna Badura den am 5.2.1880 in Berlin geborenen Kindsvater, den jüdischen Kaufmann und Buchhalter Alfred Jacoby. Die Familie lebte nun in der Herderstraße 19. Das Ehepaar Jacoby bekam noch drei Söhne: Ernst Jacob, geb. 26.12.1906, Gerd, geb. 20.10.1908, und Rolf, geb. 26.6.1912. Die Familie zog 1918 in die Grindelallee 5.

Der erblindete Vater Alfred Jacoby starb am 20. Juni 1929. Ernst Jacoby besuchte die höhere Handelsschule, bevor er in einem Bankgeschäft eine Lehre antrat. Später arbeitete er als Buchhalter und Vertreter. Er gehörte der Jüdischen Gemeinde nicht an. Gerd Jacoby wurde kaufmännischer Angestellter. Er und sein Bruder Rolf traten am 20. Juni 1934 in die Jüdische Gemeinde ein. Rolf Jacoby war bei Gebr. Robinsohn am Neuen Wall als kaufmännischer Angestellter tätig und später in anderen Firmen Betriebsprüfer und Buchhalter.

Alice Jacoby erlernte den Beruf der Stenotypistin und arbeitete als kaufmännische Angestellte. Ab dem 1. Januar 1927 war sie in der Finanzbehörde Hamburg am Gänsemarkt als Hilfskraft, ab dem 19. Oktober 1929 als Stenotypistin tätig. Am 21. Juli 1933 wurde ihr auf Basis des von der NS-Regierung erlassenen "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" zum 31. August 1933 gekündigt, da ihr Vater jüdischer Herkunft war. Am 12.4. 1934 wurde Alices Tochter Helga Anni geboren.

Alice Jacoby heiratete am 15. Februar 1936 den am 1.12.1898 in Warschau geborenen Rohproduktenhändler Chaim Slama Gersztenzang. Die Familie lebte noch bis ca. 1938 bei Anna Jacoby in der Grindelallee 5, bis sie in die Krochmannstraße 68 zog. Die Brüder von Alice Gersztenzang wohnten mit ihrer Mutter weiterhin in der Grindelallee 5.

Ernst Jacoby war stellvertretender Lagerleiter im Freiwilligen Arbeitsdienst und versuchte nach eigenen Angaben, dem Ansehen der NSDAP zu schaden, in dem er schriftliche Eingaben über Vorkommnisse aus dem Lageralltag an das Arbeitsamt und die Presse gab. Ende Oktober 1938 wurde er in der Firma, dem Importgeschäft Egon Pokorny, verhaftet und kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Er wurde entlassen, als es seiner Schwester Alice gelang, für ihn ein Einreisevisum für den 14. März 1939 nach England zu erhalten. Im Immigration Office London traf er am 26. März 1939 ein und lebte in Flüchtlingslagern, bis er vom 11. Mai 1939 bis 3. Februar 1940 als ungelernter Arbeiter in der Landwirtschaft unterkam. Dann trat er in ein Pionier-Korps bei der nicht kämpfenden Truppe ein und heiratete am 6. Februar 1941 in England Celia Mary Croft, geb. Woodhouse. Ernst Jacoby blieb bis Anfang 1946 im Pionier-Korps. Am 9. September 1947 änderte er seinen Namen in Ernest James Croft. Er und seine Frau bekamen drei Kinder und blieben in Großbritannien.
Sein Bruder Gerd Jacoby erklärte am 28. Dezember 1939 gegenüber der Jüdischen Gemeinde seinen Austritt. Im Juli 1941 verlor er durch "Arisierung" der Firma seinen Arbeitsplatz als Kontorist. Nun musste er "Fürsorgepflichtarbeiten", z. B. Erdarbeiten auf Friedhöfen, leisten. Er wurde am 20. April 1942 in das "Judenhaus" in der Bornstraße 22 eingewiesen. Am 15. Juli 1942 erfolgte die Deportation in das Getto Theresienstadt. Gerd Jacoby hat nicht überlebt, am 28. September 1944 wurde er in Auschwitz ermordet.

Am 28. März 1938 trat Rolf Jacoby aus der Jüdischen Gemeinde aus. Als "Halbjude", der Mitglied in einer Jüdischen Gemeinde war, wurde er als "Geltungsjude" behandelt, auf den alle Vorschriften zutrafen, die für Juden galten. Seit dem Austritt aus der Jüdischen Gemeinde wurde er offensichtlich als "Mischling ersten Grades" anerkannt und als solcher zur Wehrmacht eingezogen. Er diente vom 22. Februar bis 18. November 1940 in der Wehrmacht als Gefreiter bei der Geschütz-Kavallerie und wurde entlassen, als Hitler anordnete, dass "Mischlinge ersten Grades" doch nicht als wehrwürdig gelten sollten. Auf Veranlassung der Gestapo musste Rolf Jacoby für das Aufräumungsamt vom 15. Mai 1944 bis Ende April 1945 schwere körperliche Zwangsarbeit, bis zu 11 Stunden pro Tag, leisten.

Alices Tochter Helga Anni Gersztenzang besuchte die jüdische Mädchenschule in der Karolinenstraße 35.

Am 25. Oktober 1941 wurden Helga Anni, Alice und Chaim Slama Gersztenzang in das Getto Litzmannstadt/Lodz deportiert. Ihr Vermögen und Hausrat wurden eingezogen, letzterer teilweise versteigert. Sie lebten im Getto in der Mühlengasse 30, Wohnung 9. Chaim Gersztenzang musste dort in der Metallindustrie arbeiten.
Alice Gersztenzang starb in Lodz am 23. Mai 1942. Ihre achtjährige Tochter Helga Anni und Ehemann Chaim wurden von dort am 12. September 1942 weiter nach Chelmno/Kulmhof deportiert und ermordet.
Familie Gersztenzang wurde amtlich auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt.

© Maike Bruchmann

Quellen: 1; 5; 8; AfW 221278; AfW 260705; AfW 261206; AfW 201008; AfW 260612; www.jewishgen.org (eingesehen am 15.08.2007); Standesamt Hamburg-Mitte, Schreiben vom 17.09.2007; www.uni-hamburg.de/rz3a035//karolinenstrasse.html (eingesehen am 14.08.2007); Wilhelm Mosel, Wegweiser zu den ehemaligen Staetten jüdischen Lebens oder Leidens in Hamburg, Heft 1, Hamburg 1983, S. 87.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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