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Helma Wehl * 1907
Haynstraße 5 (Hamburg-Nord, Eppendorf)
1941 Riga
1944 weiterdeportiert nach Stutthof
Weitere Stolpersteine in Haynstraße 5:
Liselotte Brinitzer, Fanny David, Arno Glassmann, Kurt Glassmann, Helene Herzberg, Eleonore Holz, Jacob Holz, Antonie Fanny Riess, Irma Zancker
Helma Wehl, geb. 27.11.1907 in Einbeck, am 6.12.1941 nach Riga deportiert, am 1.10.1944 ins KZ Stutthof weiterdeportiert
Haynstraße 5
Der Vater Hermann Wehl war Inhaber eines sogenannten Hamburger Kaufhauses in der Marktstraße 11 in Einbeck, wo Herren- und Knabengarderobe sowie Schuhwaren verkauft wurden. Helma soll die Mittelschule und die Höhere Töchterschule besucht haben. Nach dem "Einjährigen" absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung im elterlichen Geschäft und arbeitete dort anschließend als Angestellte. Das Gebäude existiert heute nicht mehr.
Aufgrund von Repressalien (SA-Boykott und öffentliche Verunglimpfung) musste die Firma am 2. Oktober 1936 schließen. Als Nachfolger eröffneten die Brüder Goldschmidt, ebenfalls Juden, die zuvor in der Marktstraße 21 das Herrenkonfektions- und Schuhgeschäft ihres Vaters geführt hatten, ein Geschäft mit ähnlichem Sortiment. Sie waren die Leidtragenden der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 und wurden am 16. Dezember 1938 quasi enteignet – das Kaufhaus ging an einen "arischen" Nachfolger.
Helmas jüngere Schwester Erika (Jahrgang 1911) war im April 1936 nach Hamburg gezogen, wahrscheinlich, um die Übersiedlung der Familie nach Hamburg, in die Geburtsstadt ihres Vaters, Hermann Wehl, vorzubereiten. Helma kam im Oktober 1936 mit ihren Eltern nach und fand Anstellung im Schuhhaus Caspari in der Grindelallee 65. Sie wohnte zunächst in der Grindelallee 29 E, später bis Oktober 1939 in der Werderstraße 7, schließlich knapp zwei Jahre lang in der Haynstraße 5 im ersten Stock, zur gleichen Zeit wie Arno Glassmann (s. dort) und Iwan van der Walde (s. dort). Die letzte Adresse seit Juli 1941 lautete Agathenstraße 3, ein "Judenhaus".
Im Sommer 1938 musste auch Helmas Chef sein Geschäft schließen. Helma schlug sich danach wohl als Hausangestellte durch. Diese Berufsbezeichnung ist jedenfalls auf der Deportationsliste vermerkt. Am 6. Dezember 1941 musste sie mit 753 Hamburger Leidensgenossinnen und -genossen die Fahrt nach Riga antreten. Dort scheint sie fast drei Jahre des Terrors überlebt zu haben, denn sie gehörte zu den Wenigen, die im Sommer 1944 Richtung Westen, ins KZ Stutthof bei Danzig, verlegt wurden. Am 1. Oktober traf sie dort ein, anschließend verliert sich ihre Spur.
Helmas Vater, Hermann Wehl, wurde am 28. August 1873 in Hamburg geboren. Dort besuchte er die Talmud Tora Schule. Die Ausbildung zum Kaufmann absolvierte er in Harburg. Im November 1905 heirateten Johanna (Hannchen) Dollefeld (geb. 23. Oktober 1869) und er in Hamburg. Im gleichen Jahr machte er sich in Einbeck selbstständig. Dort gehörte die Familie wohl der Jüdischen Gemeinde an. Hermann Wehl war zudem in der Ortsgruppe Einbeck des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens organisiert. Die Synagoge wurde am 9. November 1938 in Brand gesteckt. Ob die noch am Ort verbliebenen Jüdinnen und Juden danach Gottesdienste privat abgehalten haben, ist nicht bekannt. Nach 1939 gab es nicht mehr genug Männer für einen Minjan in Einbeck. Der letzte Synagogendiener beging 1941 Selbsttötung.
Hermann Wehl ist auf zwei Fotos des Einbecker "Kegelclub Jung-Deutschland" abgebildet. Er war ein klein gewachsener Mann – durchaus beliebt, wie Zeitzeugen bestätigt haben. Helma Wehls Eltern wurden am 15. Juli 1942 im gleichen Transport wie z. B. Susanne Silber (s. dort), das Ehepaar Behrend (s. dort), Kurt Silberstein (s. dort) und Henriette Meidner (s. dort) nach Theresienstadt deportiert.
Am 21. September 1942 wurde Hermann Wehl ins Vernichtungslager Treblinka abtransportiert und ermordet. Johanna Wehl war fünf Tage vorher, nach knapp zwei Monaten im Getto Theresienstadt, verstorben.
Helmas jüngerer Schwester, Erika, war die Flucht aus Deutschland rechtzeitig gelungen. Im August 1938 konnte sie in die USA ausreisen.
© Sabine Brunotte
Quellen: 1; 4; 6; AfW 240111 Sweet,Erika; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 3; Auskunft Dr. Elke Heege, Stadtmuseum und Stadtarchiv Einbeck, E-Mail vom 16.7.2009; schriftl. Auskunft Dr. Elke Heege vom 20.07.2009; Bertram/Gerdes, Verloren, Elke Heege (Hrsg.), 1998.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".