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Margaretha Rothe * 1919

Edmund-Siemers-Allee 1 (Hauptgebäude Universität Hamburg) (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER LERNTE
MARGARETHA ROTHE
JG. 1919
IM WIDERSTAND
WEISSE ROSE
VERHAFTET 1943
GEFÄNGNIS LEIPZIG
TOT AN HAFTFOLGEN
15.4.1945
KRANKENHAUS LEIPZIG-DÖSEN

Siehe auch:

Weitere Stolpersteine in Edmund-Siemers-Allee 1 (Hauptgebäude Universität Hamburg):
Raphael Broches, Ernst Delbanco, Friedrich Geussenhainer, Hedwig Klein, Agathe Lasch, Gerhard Lassar, Hans Konrad Leipelt, Reinhold Meyer, Martha Muchow, Kurt Perels

Margaretha Erna Frieda Hedwig Rothe, geb. 13.6.1919 in Hamburg, gestorben am 15.4.1945 in Leipzig an den Folgen der Haft

Margaretha Rothe besuchte bis Ostern 1937 als Schülerin die Lichtwark-Schule. Ihre Lehrerin Erna Stahl, eine sehr engagierte Pädagogin, versuchte auch nach 1933, die reformpädagogische Tradition der Schule fortzuführen. Ostern 1935 wurde sie deshalb an eine andere Hamburger Oberschule versetzt. Sie lud ihre ehemaligen Schüler und Schülerinnen zu Leseabenden bei sich zu Hause ein. In diesem Lesekreis herrschte eine stille Opposition gegenüber dem Nationalsozialismus, man vermied allerdings politische Diskussionen. Einer der Teilnehmer, Heinz Kucharski, gründete einen eigenen Freundeskreis, in dem Margaretha Rothe, Traute Lafrentz und andere die NS-Presse kritisch lasen und sich bemühten, unzensierte Informationen aus dem Ausland zu bekommen.

Margaretha Rothe legte ihr Abitur 1938 an der Klosterschule ab und nahm ein Medizin-Studium in Hamburg auf. In dieser Zeit lernte sie Alexander Schmorell kennen, der in München studierte und der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" angehörte.

Die Hamburger Universität wurde im Herbst 1939 für einige Monate geschlossen, und Margaretha Rothe ging zusammen mit Heinz Kucharski und Traute Lafrentz an die Berliner Universität, wo sie ebenfalls Kontakte zu Oppositionellen hatten. Für das Sommersemester 1940 kehrten Margaretha Rothe und Heinz Kucharski nach Hamburg zurück. Margaretha Rothe stellte mit einem Druckkasten für Kinder Flugblätter her, die sie in U-Bahnen und Telefonzellen verteilte. Unter der Schlagzeile "Gegen Hitler und den Krieg" veröffentlichte sie so die Sendezeiten und Frequenzen des "Deutschen Freiheitssenders". Von Traute Lafrentz, die ihr Studium in München fortsetzte, erhielt sie Flugblätter der "Weißen Rose", die sie abtippte und vervielfältigte, damit sie anschließend von ihrem Freundeskreis verbreitet werden konnten.

Ab 1941/1942 traf sich der Freundeskreis, der später der "Hamburger Zweig" der "Weißen Rose" genannt wurde, im Keller der Buchhandlung von Anneliese Tuchel am Jungfernstieg. Die Treffen wurden verraten. Im November 1943 wurde Margaretha Rothe verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel gebracht. Wie ihr erging es dreißig weiteren Personen. Ihnen wurde laut Ermittlungsakte "Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und [das] Abhören [...] und das Verbreiten [...] von Nachrichten feindlicher Sender" vorgeworfen. Margaretha Rothe wurde als "agitatorischer Mittelpunkt einer losen Vereinigung von Staatsfeinden" bezeichnet. Während der Ermittlungen litt sie unter katastrophalen Haftbedingungen. Im November 1944 wurde sie in das Frauengefängnis Cottbus gebracht, sie sollte vor dem Volksgerichtshof angeklagt werden.

Am 10. Februar 1945 wurde sie mit 300 anderen Häftlingen in Viehwagen in das Gefängnis Leipzig-Meusdorf gebracht. Sie war schwer krank und wurde am 6. März 1945 in das Städtische Krankenhaus St. Jakob in Leipzig-Dösen eingeliefert. Dort erhielt sie in ihren letzten fünf Lebenswochen auf der Privatstation Pflege und Zuwendung, sie starb am 15. April 1945 in ihrem 26. Lebensjahr an den Folgen einer Lungentuberkulose.

Zur Erinnerung an Margaretha Rothe trägt ein Gymnasium in Barmbek ihren Namen, und in Hamburg-Niendorf wurde eine Straße nach ihr benannt. Im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof steht ein Erinnerungsstein für Margaretha Rothe.

© Stolperstein-Initiative Hamburg-Winterhude

Quellen: Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer, Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933–1945, Frankfurt 1980; Rita Bake, Wilfried Rottmann, Wer steckt dahinter? Hamburgs Straßen, die nach Frauen benannt sind, Hamburg 2000; http://www.politisch-verfolgte.de (eingesehen 2.9.2007); http://www.garten-der-frauen.de/gedenk.html (eingesehen 2.9.2007).

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