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Bereits verlegte Stolpersteine



Edith Herzfeld
© Privatbesitz

Edith Herzfeld * 1892

Stormarner Straße 25 (Hamburg-Nord, Dulsberg)


HIER WOHNTE
EDITH HERZFELD
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Stormarner Straße 25:
Hermann Herz Herzfeld, Selma Herzfeld

Herz Hermann Herzfeld, geb. 22.12.1857 in Rehtem/Aller, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, am 21.9.1942 ins Vernichtungslager Treblinka
Selda Herzfeld, geb. Herz, geb. 19.11.1859 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, am 21.9.1942 ins Vernichtungslager Treblinka
Edith Herzfeld, geb. am 8.8.1892 in Hamburg, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz

Stormarner Straße 25

Das Ehepaar Herzfeld war seit 1886 verheiratet und hatte sechs Kinder, die alle in Hamburg geboren wurden – nämlich Herbert (1888), Alice (1889), Julius (1890), Edith, Walther (1895) und Kurt (1901). Herz Herzfeld war Eigentümer eines Geschäfts für Haushalts-, Spiel- und Eisenwaren in Hamburg; im Adressbuch von 1917 – kurz vor der Aufgabe seiner Geschäftstätigkeit – ist er als Kaufmann mit der Branchenbezeichnung "Partiewaren" aufgeführt. Die Familie lebte laut Angabe auf der Kultussteuerkarte ab 1913 zunächst im Grindelviertel und zog offenbar während des Ersten Weltkriegs in die Fruchtallee 119 um. Im selben Jahr war das Ehepaar, das mit dem größten Teil der Familie auf Bitten des Sohnes Herbert zu ihm nach Argentinien gezogen war, wieder nach Hamburg zurückgekehrt, da die Lebensbedingungen in dem südamerikanischen Land ihm nicht zusagten.

Herbert Herzfeld soll schon vor 1910 in Paris für die von Baron Maurice de Hirsch Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Jewish Colonization Assoziation gearbeitet haben, die in Argentinien große Ländereien erworben hatte, um dort osteuropäische Juden anzusiedeln. Nach der Rückkehr der Eltern blieben nur noch die Brüder Herbert, Julius und Walther in Argentinien. Die Brüder Julius und Walther kehrten während des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zurück. Walther meldete sich freiwillig zum Militär, wurde aber nicht an der Front, sondern im Sanitätsdienst in der Etappe eingesetzt. Sein Bruder Julius, der zunächst im Geschäft des Vaters arbeitete, wurde 1918 eingezogen und erlitt im Fronteinsatz eine schwere Kopfverletzung. Beide Brüder kehrten nach Ende des Krieges nach Argentinien zurück.

Im Adressbuch von 1920 wird als Anschrift des Ehepaars Herzfeld nunmehr Rappstraße 15 angegeben, ohne dass noch eine geschäftliche Tätigkeit für Herz Herzfeld genannt wird. Offenbar hatte dieser, inzwischen über 60-jährig, sein Geschäft nach Kriegsende aufgegeben. 1922 oder 1923 zog das Ehepaar Herzfeld mit der im Elternhaus verbliebenen Tochter Edith, die von Beruf Erzieherin war, erneut zu seinen Söhnen nach Argentinien. Die einzigen Familienmitglieder, die in Deutschland verblieben, waren der jüngste Sohn Kurt und die älteste Tochter Alice, die beide ein Medizinstudium begonnen oder bereits abgeschlossen hatten.

Das Ehepaar Herzfeld kehrte jedoch im Jahr 1925 zusammen mit seiner Tochter Edith nach Hamburg zurück und wohnte für kurze Zeit in der (heute nicht mehr existierenden) Straße Hinter den Höfen 9 in Hamm. Im Adressbuch von 1926 ist die Familie mit dem Wohnsitz Stormarner Straße 25 in Dulsberg verzeichnet. Der letzte Wohnsitz dieser drei Familienmitglieder war allerdings das "Judenhaus" Kielortallee 22, in das sie zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt eingewiesen wurden. Von hier deportierte man zuerst Edith Herzfeld am 11. Juli 1942 nach Auschwitz und acht Tage später, am 19. Juli, ihre Eltern ins Getto Theresienstadt, von wo sie – schon weit über 80 Jahre alt – am 21. September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert wurden. Von Eltern und Tochter gab es später nie wieder ein Lebenszeichen.

Den fünf anderen Kindern der Familie blieb dieses schreckliche Schicksal erspart. Die Söhne Walther und Herbert lebten nach ihrer Auswanderung nach Argentinien, zumindest dauerhaft, nicht wieder in Deutschland. Julius Herzfeld kehrte aber 1930 mit seiner Frau Jeanette geb. Spier, aus Argentinien nach Hamburg zurück. Er betrieb danach einen Haushalts- und Spielwarenladen in der Großen Johannisstraße in Altona. Nachdem er 1937 in seinem Laden von vier SA-Männern zusammengeschlagen wurde – die überdies seine Frau misshandelten –, weil er sich weigerte, nach Ladenschluss an sie zu verkaufen und es später zur Kündigung seines Pachtvertrages und seiner Privatwohnung durch die Epa-AG kam, entschloss er sich 1938, endgültig nach Argentinien auszuwandern. Von dem Geldvermögen in Höhe von 8000 RM, welches das Ehepaar besaß, ging über die Hälfte beim Umtausch in Devisen verloren, weil ein hoher Abschlag vom normalen Kurswert erhoben wurde.

Der Sohn Kurt wurde nach seinem Studium an der Universität Hamburg Zahnarzt und wohnte ab 1925 im Stadtteil Dulsberg, wo er ab 1929 auch seine Praxis führte. Ab Mitte 1934 betrieb er diese in der Alsterterrasse 1 (Rotherbaum) und wohnte auch dort. Im April 1935 meldete er sich aus Hamburg ab und zog mit seiner Frau Johanna, geb. Sander, und der 1931 geborenen Tochter Margit nach Hindenburg in Oberschlesien zu seiner Schwiegermutter, um die Auswanderung der Familie nach Großbritannien vorzubereiten. Im Mai 1935 reiste er zum ersten Mal mit seinem Dulsberger Zahnarztkollegen Sally Neubürger auf die britischen Inseln, um in Edinburgh einen Kurs am "Royal College of Surgeons" zu belegen.

Von dort kehrte er noch im Jahr 1935 nach Hindenburg zurück und ging mit seiner Frau Johanna im Dezember nach London, wo er verblieb, um eine Wohnung für die Familie zu suchen und von dort aus den Auswanderungsantrag an die deutschen Behörden zu stellen, während seine Frau noch einmal nach Hindenburg zurückkehrte, um im März 1936 die Tochter Margit nachzuholen. Die Mutter von Johanna Herzfeld, Bertha Sander, konnte zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls nach England fliehen und lebte in der kleinen Londoner Wohnung der Herzfelds. Nach mehreren Jahren Unterstützung durch das "Jewish Refugees Committee" und einer 1940 erfolgten vorübergehenden Internierung als Angehöriger eines "Feindstaates" auf der Isle of Man, gelang es Kurt Herzfeld unter dem neuen Namen Kenneth Hurstfield schließlich, sich in Wales als Zahnarzt niederzulassen und seine Familie selbst zu ernähren.

Die Zweitälteste der Geschwister Herzfeld, Alice, war nach den Angaben des ihrer Doktorarbeit beigefügten Lebenslaufs von 1908 bis 1916 als Lehrerin "im Hamburger Volksschuldienst" tätig, wobei sie während dieser Zeit durch eine Sonderprüfung auch die "Berechtigung zum Unterricht an höheren Mädchenschulen" erwarb. Nach ihrer Tätigkeit im Hamburger Schuldienst unterrichtete sie "noch je ein Jahr in Jena und Würzburg". Dies tat sie offenbar, um ihr im Wintersemester begonnenes Universitätsstudium in Jena zu finanzieren, nachdem sie zu Ostern 1916 gewissermaßen auf dem "Zweiten Bildungsweg" die Reifeprüfung am Heinrich-Hertz-Realgymnasium in Hamburg nachgeholt hatte. In Jena studierte Alice Herzfeld zunächst ein Semester Mathematik und Naturwissenschaften – für Frauen damals sehr ungewöhnliche Studiengänge –, bevor sie sich ab dem Sommersemester 1917 in die dortige Medizinische Fakultät einschreiben ließ.

Zum Wintersemester wechselte sie an die Universität Würzburg, betrieb die klinischen Studien danach aber auch in Freiburg und zuletzt Heidelberg, wo sie im Dezember 1921 das medizinische Staatsexamen ableistete. Zu Beginn des Jahres 1922 begann sie ihr praktisches Jahr an der Universitätsklinik Würzburg, das sie schließlich mit Bestehen der Doktorprüfung an der dortigen Universität Ende desselben Jahres abschloss. Über den weiteren beruflichen Werdegang von Alice Herzfeld ist nichts Näheres bekannt; laut der Kultussteuerkarte der Jüdischen Gemeinde Hamburg soll ihr späterer Wohnort Breslau gewesen sein. Offenbar ist sie noch in den 1920er Jahren gestorben, da sie auf der Kultussteuerkarte ihrer Eltern ab 1928 nicht mehr verzeichnet ist. Für Herz, Selda und Edith Herzfeld liegen Stolpersteine vor ihrem letzten freiwilligen Wohnsitz in der Stormarner Straße.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; 5; 7; 8; StaH 552-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 (Deportationslisten); StaH 351-11 AfW, 12142 (Julius Herzfeld), 24260 (Kenneth Hurstfield), 27429 (Johanna Herzfeld); StaH 314-15 Oberfinanzpräsident, F 1011 (Julius Herzfeld) und F 1012 (Kurt Herzfeld); Bibliothek des IGDJ, Volkszählungsunterlagen 1939; Angaben von Frau Prof. Dr. Anita Herzfeld (Enkelin); AB 1917ff.; Alice Herzfeld, Über klinische Blutmengenbestimmung, Diss. Universität Würzburg, 1922 (Lebenslauf).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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