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Bereits verlegte Stolpersteine



Gemälde von Rachel Pincus
© Ingeborg Bauer
Fotograf/in: Gesche Cordes (Repro)

Rachel Pincus * 1879

Grindelallee 134 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
RACHEL PINCUS
JG. 1879
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 134:
Betty Bandmann, Gerda Baruch, Malchen Berlin, Bella Hirsch, Leopold Hirsch, Alfred London, Sophie London, Minna Meyer, Röschen Wertheim

Rachel Pincus, geb. am 22.7.1876, deportiert am 6.12.1941 nach Riga, dort umgekommen

Grindelallee 134

Rachel Pincus war eine Tochter des jüdischen "Lotterie-Collecteurs" Samuel Pincus. Er war 1849 in Lübeck geboren worden, hatte einige Jahre in Dänemark gelebt und war 1875 nach Hamburg gezogen. Hier heiratete er am 18. Mai 1876 die in Altona geborene Lea (Helene) Samuel (1853–1901). Das Ehepaar wohnte anfangs in der Hamburger Neustadt, dort wurde im Alten Steinweg das erste Kind, die Tochter Jenni (1877–1944), geboren. Dann zog die Familie nach St. Pauli. Hier kamen zwischen 1878 und 1885 weitere fünf Kinder zur Welt: Siegfried (1878–1922), Rachel, Albert (1880–1961), Leopold (1882–1955) und Arthur (1885–1927).

Die beiden Brüder Siegfried und Arthur starben relativ jung schon in den 1920er-Jahren. Leopold Pincus überlebte das NS-Regime. Er war seit 1919 in "Mischehe" verheiratet. Seine aus Detmold stammende Frau Clara, geborene Bührig (1891–1964), war katholisch und hielt in der schweren Zeit zu ihrem Mann.

Rachels Bruder Albert war, anders als die Geschwister, nicht gefährdet, denn er war bereits 1896 als knapp 16-jähriger Bäckerlehrling in die USA ausgewandert. Als Bäcker wurde er dort sehr erfolgreich und besaß später mehrere Bäckereien. Er siedelte sich in Kalifornien an und gründete dort eine Familie. Da er nie mehr Kontakt nach Deutschland aufnahm, wusste man hier nichts von seinem Schicksal.

Aber auch über den Lebensweg der Schwester Rachel ist in der Familie kaum etwas überliefert. Selbst ihr ursprünglicher Vorname war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Das schöne Porträt, das sie als aparte, selbstbewusste junge Frau zeigt, galt in der Familie vielmehr das Porträt von Tante bzw. Großtante Edith. Im Übrigen wusste man eigentlich nur noch, dass sie ledig geblieben war. Die wenigen Fakten, die sich bislang ermitteln ließen, stammen von der Kultussteuerkarte der Jüdischen Gemeinde und aus der Deportationsliste. Danach war Rachel von Beruf Büroangestellte und wohnte zuletzt in der Grindelallee 134 im zweiten Stock bei der Familie Philipp Isaac.

Am 6. Dezember 1941 wurde Rachel Pincus nach Riga-Jungfernhof deportiert. Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt.

Rachels ältere Schwester Jenni und deren Mann Johannes Kahn starben ebenfalls in der Shoah. Sie wurden am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Johannes Kahn kam dort am 1. März 1944 um. Jenni wurde am 15. Mai 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Für das Ehepaar liegen Stolpersteine in der Isestraße 98 (s. Stolpersteine in der Hamburger Isestraße und www.stolpersteine-hamburg.de)

Stand: Juli 2017
© Petra Schmolinske

Quellen: 1; 4; 5; 8; Bestattungsregister Friedhof Ohlsdorf; StaH 332-5 Standesämter 2559–552/1876, 1905–1202/1877, 8591–559/1898, 1930–1636/1878, 9796–1019/1922, 1952–1474/1879, 1978–2261/ 1880, 2033–4844/1882, 6041–177/1919, 2100–1270/1885, 9826–1781/1927; 332–7 Staatsangehörigkeitsaufsicht BIII 6839; Telefongespräch am 23.5.2016 mit Ingeborg Bauer (Großnichte von Rachel Pincus); www.findagrave.com/cgi–bin/fg.cgi?page=gr&GRid=29281433.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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