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Bereits verlegte Stolpersteine



Rosa und Willy Josias
© Privatbesitz

Rosa Josias (geborene Josias) * 1888

Isestraße 65 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
ROSA JOSIAS
GEB. JOSIAS
JG. 1888
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Isestraße 65:
Alice Goldstein, Willy Josias, Margarethe Rosenbaum, Franziska Rosenbaum

Rosa Josias, geb. Josias, geb. 13.7.1888 in Friedrichstadt, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk
Willy Josias, geb. 13.5.1886 in Friedrichstadt, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk

Über das Schicksal der Familie Josias wissen wir gut Bescheid, weil ein befreundetes Ehepaar 1954 für das Wiedergutmachungsverfahren ausführlich berichtet hat. Gustav und Paula Brockmann hatten Rosa und Willy Josias kurz vor der Geburt der Tochter Ruth am 14.7.1921 kennengelernt. Willy Josias war 1920 mit seiner Frau in die Hamburger Jüdische Gemeinde eingetreten. Seine Frau und er wurden in Friedrichstadt geboren. Wahrscheinlich kamen sie direkt aus Schleswig-Holstein nach Hamburg, wo sie zunächst in der Blücherstraße wohnten. Rosa Josias war Kindergärtnerin, Willy Josias selbstständiger Kaufmann in der Schokoladen- und Süßwarenbranche. Er soll bei Fabrikanten und Abnehmern ein angesehener Vertreter gewesen sein.

Die Freunde beschrieben beide Wohnungen, sowohl die in der Blücherstraße, als auch die in der Isestraße 65, Parterre rechts, wo die Familie seit 1936 lebte, als ansehnlich, elegant und geschmackvoll eingerichtet, den Lebensstil der Familie als gediegen und solide.

Nach 1933 gingen die Einnahmen aus der Firma spürbar zurück, wie aus den vorhandenen Einkommensteuerabrechnungen hervorgeht, sie reichten aber immer noch für einen bescheidenen Lebenstandard.

Ruth Josias begann 1937 nach ihrem Schulabschluss eine Schneiderlehre im Modehaus Robinsohn am Neuen Wall. Ihre Lehrmeisterin war Gusti Zucker, die gleichzeitig als Direktrice tätig war. Auch deren Schicksal wurde in der Isestraße besiegelt: Sie kam von der Isestraße 94 aus in die Schneiderei des Gettos Lodz. Ruth Josias erhielt 1938 ein gutes Zwischenzeugnis. Aber ihre Eltern beschlossen, sie allein in die USA in Sicherheit zu bringen, obwohl sie erst 17 Jahre alt war. Am 14. Dezember 1938 reiste Ruth Josias mit dem US-amerikanischen Schiff "Manhattan" nach New York. Ihr Wunsch, ihre Ausbildung dort fortsetzen zu können, erfüllte sich nicht. Sie musste sich als Fabrikarbeiterin durchschlagen. Im August 1945 heiratete sie in den USA.

Spätestens im Dezember 1940 mussten die Eltern die Wohnung in der Isestraße räumen und ins Gebäude der ehemaligen portugiesischen Synagoge in der Innocentiastraße ziehen. Die Freunde meinten sich zu erinnern, dass das schon 1939 geschah. Vor dem Umzug mussten Rosa und Willy Josias den größten Teil ihres Hausrats verkaufen. Das half, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Außerdem hätten Kunden, die es gut mit Herrn Josias meinten, ihn und seine Frau in der letzten Zeit in Hamburg mit Lebensmitteln unterstützt, die sie nicht angenommen hätten, wenn sie nicht "in dringender Not" gewesen wären, berichteten die Freunde.

Am 7. November 1941 besuchten sie das Ehepaar Josias zum letzten Mal. Sie erlebten mit, wie die beiden die Listen ihres Haushaltguts für die Gestapo anfertigten und sonstige Vorbereitungen für die Deportation trafen. Einen Tag später mussten sich Rosa und Willy Josias auf den Weg zur Moorweide machen. Mit dem Transport nach Minsk verliert sich ihre Spur.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; AfW140721.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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