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Edmund Sonn * 1919
Isestraße 61 (Eimsbüttel, Harvestehude)
1941 Minsk
ermordet
Weitere Stolpersteine in Isestraße 61:
Josepha Ambor, Else Baer, Hedi Baer, Ingrid Baer, Joseph Baer, Minna Benjamin, Rosalie Benjamin, Emma Dugowski, Henriette Dugowski, Hermann Dugowski, Ida Dugowski, Moritz Dugowski, Wanda Dugowski, Selly Gottlieb, Heinrich Ilse, Ella Meyer, Max Meyer, Otto Meyer, Gregor Niessengart, Sophie Philip, Michael Pielen, Gertrud Rosenbaum
Edmund Levi Sonn, geb. 24.9.1919, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Edmund war der einzige Sohn von Bertha, geb. Hirsch, und Hermann Sonn. Seine Eltern stammten nicht aus Hamburg. Bertha war am 4. Dezember 1891 in Lübeck als Tochter von Jacob Hirsch und Johanna, geb. Blumenthal, geboren worden, Hermann stammte ursprünglich aus Neukirchen und war als Fotograf nach Hamburg gekommen. Er hatte es im Laufe der Jahre zu einem eigenen Fotoatelier an der Reeperbahn 58 gebracht.
Bis Mitte der dreißiger Jahre wohnte die Familie wenige Minuten entfernt vom Geschäft, am Neuen Steinweg 1. 1935 wechselte sie ins Grindelviertel, in die Heinestraße 15. Edmund blieb dort allerdings nur ein Jahr. 1936 zog er aus dem elterlichen Haushalt aus und wohnte zum ersten Mal in der Isestraße 66 bei Blunck. Nachdem er 1937 seine Lehre als Buchhalter beendet hatte, kehrte er zu seinen Eltern zurück, die mittlerweile erneut ihren Wohnsitz gewechselt hatten und nun in der Eckernförderstraße 31/32 wohnten.
Die Repressalien gegen jüdische Geschäfte zeigten ihre Auswirkungen auch in den schwindenden Einnahmen des Fotoateliers. Bis 1938 konnte Hermann es halten, danach existierte es nicht mehr.
Die finanziellen Schwierigkeiten seiner Eltern mögen der Grund gewesen sein, weshalb Edmund letztlich auf eine Emigration verzichtete, hatte er doch schon während seiner Lehrzeit seinen gesamten Lohn von 74 RM zur Familienkasse beigesteuert, da er für Miete und Lebensmittel gebraucht wurde.
Anfang April 1938 füllte er zum ersten Mal den "Fragebogen für Auswanderer" aus, in der Absicht, nach New York zu gehen. Da seine Ersparnisse von 54 RM bei Weitem nicht für eine Passage ausreichten, wandte er sich an den Jüdischen Hilfsverein, der die Kosten bis auf 60 RM übernahm. Den Restbetrag lieh sich Edmund von einem Freund, Karl Zuss, dem er das Geld in zwei Raten zurückzahlte.
Nach vier Monaten waren alle bürokratischen Hürden überwunden und die notwendigen Bescheinigungen verschiedener Behörden eingeholt. Nach einer genauen Prüfung des Gepäcks durch Beamte der Devisenstelle erhielt im Februar 1939 das Transportunternehmen Gärtner den Auftrag, zwei Koffer Umzugsgut aus der Eckernförderstraße bei Sonn abzuholen und bis zur Abreise einzulagern. Bis Mai warteten die Gepäckstücke dort auf ihren Besitzer, der in der Zwischenzeit die Abreise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hatte. Als er im Oktober 1939 zum zweiten Mal den Antrag auf eine Ausreisegenehmigung, diesmal nach Großbritannien, stellte, hatte der Krieg bereits begonnen und die Emigration für Juden erheblich erschwert.
Die Bearbeitung von Edmunds Ausreiseantrags war noch nicht abgeschlossen, als am 30. April 1939 das "Reichsgesetz über die Mietverhältnisse mit Juden" in Kraft trat und die freie Wohnungswahl für Juden aufhob. Edmund wurde zunächst in der Rappstraße 16 bei Levy einquartiert, 1941 zog er als Untermieter in die Wohnung der Dugowskis im zweiten Stock des Hauses Isestraße 61. Seine Eltern mussten ihre Wohnung aufgeben und bei Behr am Eppendorfer Baum 10 Quartier beziehen, bis sie am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert wurden.
Zu diesem Zeitpunkt war ihr Sohn Edmund nicht mehr in der Stadt. Er war am 8. November 1941, wenige Monate nach seinem Einzug in der Isestraße, nach Minsk "ausgesiedelt" worden. Getrennt voneinander kam die gesamte Familie in den Gettos um.
© Eva Decker
Quellen: 1; 2; 4; 8; Bruno Blau, Das Ausnahmerecht für die Juden in Deutschland 1933–1945, Düsseldorf 1965, Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden vom 30.4.1939, S. 68.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".