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Bereits verlegte Stolpersteine



Friedrich Löser * 1904

Nagelsweg 33 (Hamburg-Mitte, Hammerbrook)


HIER WOHNTE
FRIEDRICH LÖSER
JG. 1904
VERHAFTET 1935 UND 40
GEFÄNGNIS FUHLSBÜTTEL
TOT AN HAFTFOLGEN
11.4.1943

Weitere Stolpersteine in Nagelsweg 33:
Emma Böhme

Friedrich Löser, geb. 10.11.1904, inhaftiert 1935 und 1940, gestorben am 11.4.1943 im Lungentuberkulosen-Heim Bahrenfeld

Nagelsweg 33 (früher Viktoriastraße 26)

Der Hamburger Friedrich Löser fand nach der Volksschule keine Lehrstelle. Deshalb arbeitete er in verschiedenen Firmen als Bote und zuletzt als Packer in der Füllhalterfabrik Mont Blanc. Löser war seit seinem 18. Lebensjahr lungenkrank und stand unter Aufsicht der Lungenfürsorge.

1925 wurde er erstmals wegen seiner Homosexualität von der Polizei erfasst – ohne dass dies strafrechtliche Konsequenzen zur Folge hatte. Seine Sexualpartner lernte er in "Homo-Lokalitäten" und in den Wallanlagen kennen. Im Juni 1935 musste er sich aus bisher unbekannten Gründen vor dem Oberlandesgericht Hamburg wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verantworten. Das Urteil lautete auf ein Jahr und drei Monate Gefängnis. Bis zum 13. Januar 1936 verbüßte er die Haft im Strafgefängnis Fuhlsbüttel.

Am 8. Juni 1940 wurde er in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt inhaftiert, weil ein ehemaliger Sexualpartner seinen Namen im Verhör genannt hatte. Am 16. September 1940 fand der Prozess vor dem Amtsgericht Hamburg statt. Das Strafmaß lautete auf 14 Monate Gefängnis wegen "fortgesetzter Unzucht" nach § 175 RStGB. Aus dem Urteil des Landgerichtsdirektors Dr. Egbert Bülter: "Der Angeklagte ist seiner Persönlichkeit nach ein abgefeimter Homosexueller, der in den letzten Jahren hemmungslos seinen Trieben nachgegangen ist." Im Februar 1941 setzte sich sein Bruder mithilfe eines Gnadengesuchs dafür ein, Löser aus dem Lazarett des Untersuchungsgefängnisses in ein Lungenkrankenhaus einzuweisen.

Hamburg, den 14.2.1941
An die Staatsanwaltschaft
der Hansestadt Hamburg
Hamburg
Sievekingplatz
Der Endunterzeichnete bittet die Hochwohllöbliche Staatsanwaltschaft höflichst den Fall meines Bruders des am 10.11.1904 zu Hamburg geborenen Friedrich Löser zur Zeit in der Lazarett-Abteilung im Untersuchungsgefängnis befindlich zu prüfen und denselben nach Möglichkeit einem Lungenkrankenhaus zuzuführen. Derselbe ist bereits seit dem Jahre 1925 tuberkulös und sein augenblicklicher Zustand ist sehr bedenklich. Seit Juni des letzten Jahres im Untersuchungs-Gefängnis hat Friedrich Löser noch eine Strafe bis zum August 1941 abzubüßen und es scheint mir sehr fraglich
ob er es in seinem jetzigen Zustande durchhalten wird. Als Bruder hoffe ich hiermit den Gefangenen sein Los erleichtern zu können und bin der Ansicht das derselbe
sich die Strafe nur durch Leichtsinn und Unkenntnis zugezogen hat.
Bitte die Staatsanwaltschaft nach Prüfung des Falles zu entscheiden und hoffe mit meinem Gesuch keine Fehlbitte getan zu haben.
Sehe Ihrer geschätzten Antwort entgegen.
Heil Hitler


Am 21. März 1941 wurde Friedrich Löser wegen Haftunfähigkeit aus der Strafhaft entlassen und in das Lungentuberkulosen-Heim Bahrenfeld eingewiesen. Dort starb er am 11. April 1943.


© Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann

Quellen: StaHH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 2967/43; 241-1I Justizverwaltung I, 2911; StaHH, 242-1II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13 und 16.

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