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Bereits verlegte Stolpersteine



Wilhelm Boller * 1904

Ausschläger Billdeich Ecke Großmannstraße (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


HIER WOHNTE
WILHELM BOLLER
JG. 1904
VERHAFTET
’VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT’
ZUCHTHAUS BRANDENBURG
HINGERICHTET 19.10.1943

Weitere Stolpersteine in Ausschläger Billdeich Ecke Großmannstraße:
Otto Groth

Wilhelm Boller, geb. 22.10.1904 in Hamburg, hingerichtet am 19.10.1943 im Zuchthaus Brandenburg

Ausschläger Billdeich/Großmannstraße (Ausschläger Billdeich 51)

Der Maurersohn Robert Boller, geboren am 24. Januar 1882 in Hamburg, von Beruf Arbeiter, und die Zimmerertochter Pauline Therese Amanda Jutzi, geboren am 5. August 1884, wohnten beide in der Straße Hermannsthal in Hamburg-Horn, als sie am 21. Oktober 1904 heirateten. Am Tag nach der Hochzeit wurde ihr erster Sohn Wilhelm geboren. Ihm folgten drei weitere Kinder, als letzte die Schwester A. am 11. Juni 1918. Da beendete Wilhelm gerade die Volksschule und begann eine kaufmännische Lehre in einem Sägewerk in Schiffbek, damals noch ein stormarnsches Dorf an Hamburgs Stadtgrenze. Er trat 1925 in die KPD und den "Roten Frontkämpferbund", den RFB, ein und übernahm bald Funktionen als Jungfront- und Gruppenführer. Nachdem der preußische Innenminister den RFB 1929 verboten hatte, beteiligte Wilhelm Boller sich an dessen Wiederaufbau in der Illegalität und übernahm Anfang 1930 die politische Führung in Hamm. 1932 heiratete er Frieda Junge. Aus ihrer Ehe, die später geschieden wurde, gingen zwei Kinder hervor.

Von Anfang Juli 1932 bis zu seiner Verhaftung im Oktober 1932 war Wilhelm Boller Mitglied der Verbandsleitung des RFB. Seine Haft endete Weihnachten 1932 dank der Amnestie des Reichskanzlers Kurt von Schleicher. Wilhelm Boller betätigte sich erneut beim RFB. Nachdem er in den Jahren 1933 und 1934 dreimal vorübergehend in "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel eingesessen hatte, floh er im November 1934 nach Kopenhagen und wurde Mitglied der dortigen KPD-"Landesleitung". Zunächst betraute man ihn mit einer Funktion in der "Roten Hilfe". Im Oktober 1936 übernahm er hauptverantwortlich unter dem Decknamen "Arne" die Leitung der Abwehr in der Abschnittsleitung Nord. Boller setzte sich von Kopenhagen aus mit einem Gnadengesuch für den zum Tode verurteilten Etkar André ein.

Im Frühjahr 1938 wechselte er in eine Kuriertätigkeit unter dem damaligen Leiter dieses Ab­chnitts, Heinrich Wiatrek. 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

Wilhelm Boller liierte sich mit der Dänin Kamma Poulsen. Sie lebten mit ihrem Sohn Willi in Kopenhagen im Gartenverein Orsted. Nach der Besetzung Dänemarks durch die deutsche Wehrmacht ab April 1940 betätigte sich Wilhelm Boller in einer illegalen KPD-Gruppe. Dänische Polizisten verhafteten ihn im Oktober 1942. Nach seiner Internierung im Lager Horseröd wurde er an das Deutsche Reich ausgeliefert und in das KZ Fuhlsbüttel verbracht. Mit seiner Verlegung in die Untersuchungshaftanstalten in Hamburg und Berlin verbanden sich Erleichterungen seiner Haftbedingungen, seine Eltern durften ihn besuchen.

Der Präsident des Volksgerichtshofs, Roland Freisler, führte selbst die Verhandlung im Volksgerichtshofsprozess im Juni 1943. Die Anklage lautete auf "Vorbereitung zum Hochverrat" und Tätigkeit in der Abschnittsleitung Nord der KPD. Das Urteil wurde am 21. Juni 1943 gefällt und lautete auf Todesstrafe. Gnadengesuche an den Reichsjustizminister blieben erfolglos. So wurde das Urteil wenige Tage vor Wilhelm Bollers 39. Geburtstag am 19. Oktober 1943 im Zuchthaus Brandenburg vollzogen.

Die Urne mit der Asche Wilhelm Bollers wurde 1946 im Ehrenhain der Hamburger Widerstandskämpfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.

© Hildegard Thevs

Quellen: VAN-Totenliste 1968; StaH 241-1 II, Abl. 1998/1, jüngere Untersuchungshaftkartei Männer; 332-5 Standesämter, 3028+535/1904; 621-1/90 Firmen, 1-18, Fa. Dres Kehlenbeck und Grisebach; Hochmuth, Ehrenhaingedenkbuch; dies./Gertrud Meyer, Streiflichter; Weber/Herbst, Deutsche Kommunisten.

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