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Bereits verlegte Stolpersteine



Ruth Frischmannova
© Initiative Gedenken in Harburg

Ruth Frischmannova * 1928

Falkenbergsweg 62 (Harburg, Neugraben-Fischbek)


HIER ARBEITETE
RUTH FRISCHMANNOVA
JG. 1928
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1943 AUSCHWITZ
1944 NEUENGAMME
TOT 4.5.1945
BERGEN-BELSEN

Weitere Stolpersteine in Falkenbergsweg 62:
Anna Dawidowicz, Erika Dawidowicz, Cosimo Giunta, Zuzana Glaserová, Nina Müller, Elisabeth Polach, Alice Weilova, Lili Wertheimer

Ruth Frischmannová, geb. am 1.1.1928 in Hradec Králové, mehrfach von Theresien­stadt weiterdeportiert, umgekommen am 3.5.1945 im KZ Bergen-Belsen

Stadtteil Neugraben, Falkenbergsweg 62

Ruth Frischmann (tschechisch: Frischmannová) war die zweite Tochter ihrer jüdischen Eltern Rudolf und Anna Frischmann. Ihre Schwester Kamila war drei Jahre älter als sie. Die böhmische Geburtsstadt der beiden Mädchen am Oberlauf der Elbe gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Kaiserreich Österreich-Ungarn und hieß in jenen Tagen amtlich Königgrätz.

Die Schwestern verbrachten glückliche Kinderjahre in ihrem Elternhaus im Vorland des Riesengebirges, auf die Kamila Sieglová, geb. Frischmann, mit großer Dankbarkeit zurückblickt. Unauslöschlich sind auch ihre Erinnerungen an ihre "zarte und vielseitig begabte" Schwester Ruth, mit der sie sich blendend verstand. Diese war häufig krank. Die beiden Mädchen wuchsen in einer Zeit auf, in der die junge tschechoslowakische Republik nicht nur vor schweren wirtschaftlichen Aufgaben stand, sondern auch durch die angespannten Beziehungen zwischen den vier großen Volksgruppen – Tschechen, Slowaken, Deutschen und Ungarn – stark belastet war.

Die glücklichen Jahre endeten für die vierköpfige Familie, als im September 1938 zunächst die so genannten sudetendeutschen Gebiete und im März 1939 der tschechische "Reststaat" von der deutschen Wehrmacht besetzt wurden. Damit begann die systematische Unterdrückung der tschechischen – und speziell der jüdischen – Bevölkerung des neu geschaffenen "Protektorats Böhmen und Mähren". Schon nach wenigen Tagen wurden die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aufgefordert, sich umgehend registrieren zu lassen. Es folgten Dutzende von Anordnungen, die die jüdische Bevölkerung zunehmend gesellschaftlich isolierten und sie am Ende wirtschaftlich ruinierten. Ab September 1941 galt auch für tschechische Jüdinnen und Juden die Kennzeichnungspflicht mit dem "Gelben Stern".

Die Belastungen wurden immer unerträglicher. Die seelische Not der Verfolgten blieb nicht ohne Folgen. Das galt auch für Rudolf Frischmann, der im Januar 1942 starb.

Elf Monate später wurden seine Frau und seine beiden Töchter aus Hradec Králové in das Getto Theresienstadt deportiert, wo ihre Namen durch Nummern ersetzt wurden.

Theresienstadt war für Anna, Kamila und Ruth Frischmann nur eine Durchgangsstation zum Vernichtungslager Auschwitz. Dort gehörten sie im Sommer 1944 zu denjenigen, die nach einer Selektion zum Arbeitseinsatz im Deutschen Reich abkommandiert wurden, während über 7000 andere tschechische Jüdinnen und Juden den Weg in die Gaskammern antreten mussten.

Die Fahrt der drei Frauen endete in Hamburg, wo sie in den folgenden Monaten die KZ-Außenlager "Dessauer Ufer", Neugraben und Tiefstack durchliefen. Im März 1945 wurde Ruth Frischmann bei einem Bombenangriff schwer verwundet. Kurz danach wurde sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Bergen-Belsen verlegt, wo sie am 3. Mai 1945 ihren Verletzungen erlag.

Die Trauer über diesen Tod überschattete die glückliche Rückkehr Anna und Kamila Frischmanns in ihre Heimat im Juli 1945.

© Klaus Möller

Quellen: 7; 8; Liste der Bewohner des Lagers Theresienstadt; Mitteilung des Instituts Theresienstädter Initiative vom 27.7.2011; Schriftliche Mitteilungen Kamila Sieglovás, geb. Frischmann, vom 27.6.2011, 19.7.2011, 1.8.2011; Czech, Kalendarium, 2. Auflage; Oprach, Judenpolitik.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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