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Bereits verlegte Stolpersteine



Max Jacob * 1882

Hasselbrookstraße 23 (Wandsbek, Eilbek)


HIER WOHNTE
MAX JACOB
JG. 1882
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT
ERMORDET 1944 IN
AUSCHWITZ

Weitere Stolpersteine in Hasselbrookstraße 23:
Hans Kirsten

Max Jacob, geb. am 7.12.1882 in Kamen, deportiert am 19.1.1944 nach Theresienstadt, weiter deportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz, dort ermordet am 1.11.1944

Hasselbrookstraße 23

Max und Margaretha Jacob schlossen zweimal die Ehe, einmal in Friedenszeiten 1921, das andere Mal in Abwesenheit des Ehemannes und in der Unsicherheit, ob er überhaupt noch lebe, 1945, rückdatiert auf den 24. Oktober 1944. Zwischenzeitlich war die Ehe, bei der es sich um eine so genannte Mischehe handelte, 1941 geschieden worden.

Max Jacob stammte aus einer jüdischen Familie in Kamen in Westfalen. Er war das fünfte von sechs Kindern des Viehhändlers und Metzgers Jacob und seiner Ehefrau Bertha, geborene Jacoby, nämlich Hermann (geb. am 24.5.1875), Theodore (geb. 1877), Rosalie (geb. 1878), Johanna (geb. 1880), Max (geb. 1882) und Otto (geb. 1884), der schon als Kind verstarb. Im Jahr von Ottos Geburt starb der Vater. Die Mutter brachte die Kinder als "Synagogendienerin" durch. Alle Kinder verließen später Kamen. Während die Töchter in Westfalen blieben, zogen die Söhne an die Elbe. Hermann Jacob wurde Metzger, heiratete die evangelische Nichtjüdin Martha Dabelstein und ließ sich 1928 als Kaufmann in Altona nieder. Bei der Heirat seines Bruders Max vertrat er die väterliche Familie als Trauzeuge.

Max, als Händler tätig, heiratete am 29. Oktober 1921 die gleichaltrige Margaretha Vogt, geschiedene Poitz, geboren am 18. Januar 1892 in Hamburg, ebenfalls eine Nichtjüdin. Ihre Eltern, Catharina Vogt, geborene Drescher, und der Spediteur Ernst Vogt wohnten in der Papenstraße 21 in Eilbek auf eigenem Grund und Boden und betrieben von dort aus auch ihre Firma. Ernst Vogt besaß ein zweites, mit einem mehrgeschossigen Wohnhaus bebautes Grundstück in der Papenstraße 27. Margaretha hatte mit ihrem ersten Mann in der Hasselbrookstraße 23, wo auch Max Jacob gemeldet war, gelebt und blieb dort nach ihrer Scheidung.

Sie brachte zwei Kinder mit in die Ehe, Käthe und Ernst. Der erste gemeinsame Sohn, Max-Berthold, kam am 3. Juli 1922 zur Welt, am 27. November 1924 folgte Hermann, am 30. November 1929 Margrit und schließlich am 16. Juni 1938 Barbara. Über ihre Werdegänge ist fast nichts bekannt. Käthe und Ernst wurden Verkäuferin bzw. Verkäufer, Max-Berthold wurde Kaufmann, Hermann Feinkosthändler, Margrit besuchte die Höhere Schule.

1928 trat Max Jacob in die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg ein. Sein Einkommen als Textilvertreter wurde wegen Geringfügigkeit nicht versteuert oder lag unter der Bemessungsgrenze. Am 17. Juli 1935 meldete er ein Gewerbe als kaufmännischer Vertreter an, auf die Stempelgebühr von 40 RM leistete er eine Anzahlung von 10 RM. Bereits An­fang 1936 (am 13. Februar) musste er den Gewerbeschein auf Anweisung der Gewerbepolizei zurückgeben und die Tätigkeit einstellen. Wovon die Familie danach lebte, ist nicht bekannt.

1938 trennten sich die Eheleute, blieben jedoch in Kontakt. Max Jacob bezog ein möbliertes Zimmer. Schon am Tag nach dem Novemberpogrom 1938 wurde er zu einem Arbeitseinsatz im Tief- und Straßenbau in Harsefeld, nicht weit von Stade gelegen, herangezogen und musste im Arbeitslager Wohlerst (heute: Landkreis Stade) vor Ort wohnen. Diesem zweijährigen Einsatz folgten weitere, bei denen er nicht lagermäßig untergebracht war, unter anderem mit 30 RM wöchentlich entlohnte Erdarbeiten in Kattwyk im Hamburger Hafen. Am 23. Juni 1941 wurde Max und Margaretha Jacobs Ehe förmlich geschieden. Max Jacobs Bruder Hermann wurde am 3. Oktober 1941 tot in seiner Wohnung aufgefunden; er hatte sich erhängt.

Für 1942 ist eine Adresse Max Jacobs am Schlump gesichert und danach die letzte in der Rendsburger Straße 14 in St. Pauli. Er wurde von den jeweiligen Arbeitgebern als regulärer Arbeiter behandelt, für den sie Beiträge an die Reichsversicherungsanstalt für Arbeiter abführten. Margaretha Jacob wurde in Eilbek ausgebombt.

Bis zum 18. Januar 1944 arbeitete Max Jacob bei einer Firma für Gartengestaltung, einen Tag später wurde er mit einem kleinen Transport von 60 Personen in das Getto von Theresienstadt deportiert. Die Gestapo beschlagnahmte seine in Hamburg zurück gelassene Habe und ließ am 21. August 1944 seine Arbeitskleidung versteigern. Wintermantel, Lodenmantel, Hut und zwei Paar Stiefel erbrachten 79 RM, die abzüglich der Gebühren des Auktionators von 5 RM an die Oberfinanzkasse überwiesen wurden.

Mit Max Jacobs Deportation brach der Kontakt zu seiner Frau nicht ab. Die letzte Postkarte, die Margaretha Jacob von ihrem Mann erhielt, trug den Poststempel vom 28. November 1944 aus Prag und datierte vom 24. Oktober des Jahres. Ende 1945 wurde die Ehe von Max und Margaretha Jacob rückwirkend vor dem Standesamt Hamburg-Eppendorf als am 24. Ok­tober 1944 geschlossen in das Heiratsregister eingetragen. Damit war Margaretha Jacob wieder in ihre Rechte als Ehefrau eingesetzt. Dass sie im Oktober 1944 bereits verwitwet war, war ihr nicht bekannt. Mit einem der so genannten Todestransporte (Ev 1655) war ihr Ehemann am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert worden. Weniger als 10% der Deportierten überlebten diese Transporte. Als Max Jacobs Todesdatum wurde der 1. November 1944 amtlich festgesetzt. Er war 62 Jahre alt geworden. Außer ihm und seinem durch Suizid umgekommenen Bruder, Hermann, starben die Geschwister eines natürlichen Todes.

Max Jacobs Sohn Hermann erlag am 11. Mai 1945 als Soldat in einem Lazarett in Valona in Albanien den Folgen einer Minenverletzung.

Max Jacobs Neffe, Hermann Jacob jun., Sohn von Max’ Bruder Hermann, nahm am Zweiten Weltkrieg als Angehöriger des 11. motorisierten Artillerie-Regiments 297 teil, das 1943 nach der Niederlage bei Stalingrad neu aufgestellt wurde, und war bei Kriegsende in Albanien im Einsatz.

Stand Februar 2014
© Hildegard Thevs

Quellen: 1, 4, 5, 7, 9; AB; StaH 214-1 Justizverwaltung I 369; 332-5 Standesämter 6595-609/1921, 7305- 65/1949; 351-11 Amt für Wiedergutmachtung 5581, 5582, 40591; 376-3 Zentralgewerbekartei VIII C c 1, K 3846; 522-1 Jüdische Gemeinden 992 e 2 Bd. 5 Deportationslisten; Stadtarchiv Kamen, Geburtsregister 1882; Goehrke, Klaus, Stolpersteine in Kamen, Kamen 2008.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link Recherche und Quellen.

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