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Rosita (Rositta) Spiro (geborene Fleischhacker) * 1887
Schäferkampsallee 30 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
HIER WOHNTE
ROSITA SPIRO
GEB. FLEISCHHACKER
JG. 1887
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK
Weitere Stolpersteine in Schäferkampsallee 30:
Felix Spiro
Felix Spiro, geb. am 7.5.1879 in Berlin, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk,
Rositta Spiro, geb. Fleischhacker, geb. am 28.3.1887 in Nürnberg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Schäferkampsallee 30
Melanie Spiro, geb. Samuel, geb. am 18.1.1887 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Paul Robert Spiro, geb. am 3.12.1877 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Olga Spiro, geb. am 7.12.1875 in Hamburg, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 19.4.1943
Otto Spiro, geb. am 17.5.1923 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Schröderstiftsweg 20 (Sedanstraße 7), Rotherbaum
Bis Sommer 2012 lagen vor dem Haus Schäferkampsallee Nr. 28 Stolpersteine für Felix, Melanie und Otto Spiro, und es sah so aus, als handele es sich um ein Ehepaar und seinen Sohn. Ein Irrtum. Bei der Verlegung der Steine war, wie eine Recherche ergab, ein Fehler unterlaufen. Melanie Spiro und ihr Sohn Otto hatten nie in der Schäferkampsallee gewohnt und waren wahrscheinlich nicht einmal mit Felix Spiro verwandt. Es gab nämlich zwei Familien namens Spiro, die deportiert und ermordet wurden. Die Verlegung der Steine wurde korrigiert und fehlende Steine wurden ergänzt.
Der Zahnarzt Felix Spiro war der Sohn von Isaac Spiro und Sarah Spiro, geb. Danziger. Er wurde 1879 in Berlin geboren. Im Berliner Adressbuch von 1890 ist ein Isaac Spiro, Fonds-Makler, Köthener Straße 32, verzeichnet, wahrscheinlich sein Vater. Felix Spiros Ehefrau war Rositta Spiro, geb. Fleischhacker, geboren in Nürnberg. Ihre Eltern waren Jakob und Jenni Fleischhacker. Jakob Fleischhacker stammte aus Lutter, Kreis Gersfeld, Regierungsbezirk Kassel und war "Oberinspektor der allgemeinen Versicherungsgesellschaft Victoria in Berlin". Er meldete sich (und wohl auch seine Familie) am 25. Juli 1887 nach Frankfurt am Main ab. So wuchs Rositta in Frankfurt auf, wo Felix und Rositta Spiro vermutlich auch heirateten. Aus der Ehe ging eine Tochter Margot (geb. 4.8.1909) hervor, die mit ihrem Ehemann emigrieren konnte.
Felix Spiro war Freimaurer und gehörte von 1919 bis 1932 der 1776 gegründeten Loge "Ferdinande Caroline zu den drei Sternen" an. Seit 1908 war er in Hamburg als Zahnarzt tätig. Zunächst praktizierte er lange am Grindelberg 45, später in der Schäferkampsallee 28 bzw. 30. Im Adressbuch ist von 1935 bis 1939 die Schäferkampsallee Nr. 30 angegeben, tatsächlich aber zog die Familie schon im September 1938 mit der verheirateten Tochter in die Oderfelder Straße 17. In dem großen gründerzeitlichen Mietshaus in der Oderfelder Straße hatte Felix Spiro eine großbürgerlich eingerichtete Wohnung sowie ein voll eingerichtetes Sprechzimmer. Als die Familie gezwungen wurde, diese Wohnung aufzugeben, zog sie in die Lenhartzstraße 3, ein Haus, das dem Juden Leon Guttmann gehörte. In der Lenhartzstraße 3 waren Mitte 1939 sieben der zehn Wohnungen an jüdische Hauptmieter vermietet. Ab 1940 wurden dann weitere Juden in das Haus eingewiesen, so dass die großen Wohnungen dichter belegt wurden. Bedingt durch die Deportationen mussten viele Mieter das Haus verlassen, die verbliebenen wurden im Frühjahr 1942 in "Judenhäuser" umgesiedelt. Felix und Rositta Spiro mussten bereits am 8. November 1941 den Zug nach Minsk besteigen.
Noch im November wurde ihr Vermögen eingezogen. Nach der Deportation wurde der Hausstand versteigert, zusammen mit dem von Frau Selma Meyer, die ebenfalls in der Lenhartzstraße 3 gewohnt hatte. Der Netto-Erlös von 2.348,10 Reichsmark wurde vereinnahmt.
Der Exportkaufmann Paul Robert Spiro war der Sohn von Liepmann Spiro und Sophie Mariane Spiro, geb. Meyer. Als er geboren wurde, wohnten seine Eltern an der Bleichenbrücke Nr. 12. Er war verheiratet mit Melanie Spiro. Melanies Eltern waren der Kaufmann Moses Samuel und Fanny Samuel, geb. Rosenbaum. Als Melanie 1887 geboren wurde, wohnten ihre Eltern im Alten Steinweg 71. Paul und Melanie hatten eine Tochter (geb. 1922), die allerdings früh verstarb, und einen Sohn Otto Alfred (geb. 1923), der mit seinen Eltern deportiert und ermordet wurde. Otto war Schüler der Heinrich-Hertz-Schule gewesen und 1941 laut Kultussteuerkarteikarte Tischlerlehrling, der in der Jüdischen Lehrwerkstatt in der Weidenallee ausgebildet wurde.
Paul Robert Spiro und seine Familie hatten lange in der Sedanstraße 7 gewohnt. Nicht mehr freiwillig gewählt war vermutlich eine Wohnung in der Schlüterstraße 80. Paul Robert Spiro hatte mehrere Geschwister, z. B. die Schwester Olga Spiro, die mit der Familie ihres Bruders lange in der Sedanstraße 7 wohnte. Olga Spiro war unverheiratet, von Beruf Prokuristin und gehörte der Jüdischen Gemeinde an. Ein jüngerer Bruder hieß Albert Wilhelm Spiro (geb. 1879). Dieser lebte schon vor 1933 in China, wo er heiratete und im Juli 1933 verstarb. Er war seit 1920 Dozent für Maschinenbau an der deutschsprachigen, 1907 gegründeten Deutschen Ingenieur- und Medizinschule in Shanghai gewesen. Ab 1924 hieß diese Schule Tongij Universität.
Paul Robert, Melanie und Otto Spiro wurden aus dem "Judenhaus" Bogenstraße 25 I am 8. November 1941 nach Minsk deportiert, wo sie zu Tode kamen. Olga Spiro wurde am 15. Juli 1942 aus dem "Judenhaus" Bogenstraße 27 nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 19.4.1943.
© Susanne Lohmeyer
Quellen: 1; 2 (R1940/951); 4; 5; StaH 332-5 Standesämter, 1014 + 5628/1877; StaH 332-5, 1958 + 4134/1879; StaH 332-5, 2148 und 365/1887; StaH 351-11 AfW, AZ 070579 Spiro, Dr. Felix; StaH 362-2/19 Signatur 86 Schülerliste Heinrich-Hertz-Schule; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992e2 Band 2 Deportationsliste; HAB II 1915, 1920, 1927, 1937; Hamburger Fernsprechbücher 1910–1939; Heiko Morisse, Das "jüdische Haus”; Stadtarchiv Nürnberg C27/IV Nr. 267, Eintrag Nr. 985; Stadtarchiv Nürnberg C 21/III Nr. 220; www.tongij-freunde.de.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".