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Reinhard Rosenthal * 1933
Eschenstieg 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
HIER WOHNTE
REINHARD ROSENTHAL
JG. 1933
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET 3.5.1942
Weitere Stolpersteine in Eschenstieg 3:
Kurt Hirsch, Johanna Hirsch, Else Rosenthal, Josephine Rosenthal
Reinhard Rosenthal, geboren am 20.1.1933, deportiert am 25.10.1941 ins Getto Lodz, am 3.5.1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet.
Eschenstieg 3
Reinhard Rosenthal kam am 20.1.1933 in der Frauenklinik Finkenau in Hamburg als unehelicher Sohn von Johanna Fanny Rosenthal zur Welt. Über seinen Erzeuger gibt es keine Angaben, seine Mutter arbeitete als Putzfrau in der Deutsch-Israelitischen Mädchenschule in der Karolinenstraße und war wegen ihres geringen Verdienstes auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Reinhard war von Geburt an krank, bereits mit vier Monaten musste er mehrere Wochen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Im Juni 1933 beschrieb ihn die Wohlfahrts-Betreuerin als "zart und in der Entwicklung zurückgeblieben" und wies seiner Mutter drei Mark Unterstützung pro Woche für Milchmarken an.
Reinhard lebte zunächst mit seiner Mutter Johanna bei deren Schwester Meta Cohen in der Marktstraße 94 (Biografie siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Die Wohnung war eng und dunkel, zudem war Johanna auf staatliche Unterstützung angewiesen. So gab sie ihren Sohn, als der ein Jahr alt war, zu ihren Eltern in ihre Heimatstadt Ibbenbüren.
1937 starb Reinhards Großvater Leopold. Für seine Großmutter Josephine wurde das Leben in Ibbenbüren immer schwerer und so ging sie mit Reinhard zurück nach Hamburg. Zunächst kamen die beiden wieder bei Reinhards Mutter Johanna unter, die immer noch der Marktstraße wohnte. 1939 fand Reinhards Großmutter dann eine Parterre-Wohnung im Eschenstieg 3 – dort zog neben Reinhards Mutter Johanna auch noch seine Tante Else ein.
Als jüdischem Kind standen Reinhard keine staatlichen Schulen mehr zu, also meldete ihn seine Mutter im Frühjahr 1939 in der Talmud-Tora-Schule im Grindelviertel an. Hier blieb Reinhard bis zu seiner Deportation im Herbst 1941 - da war er gerade in die dritte Klasse gekommen.
Im Sommer 1939 heiratete Reinhards Mutter den jüdischen einstigen Metzgergesellen und jetzigen Hilfsarbeiter Kurt Hirsch – den sie als Untermieter im Eschenstieg 3 kennengelernt hatte. Das Paar lebte weiter mit Reinhard, Johannas Schwester Else und der Mutter zusammen.
Ende des Jahres 1940 wurden Johanna und Kurt Hirsch in ein sogenanntes "Judenhaus" in die Breite Straße 56 in Altona eingewiesen. In "Judenhäusern" konzentrierten die Nationalsozialisten jüdische Menschen, denen sie 1939 per Gesetz den Mieterschutz entzogen hatten. Die Häuser wurden von der Geheimen Staatspolizei kontrolliert und dienten später auch als Sammelorte für Deportationen.
Ihren Sohn Reinhard ließ Johanna bei ihrer Mutter zurück. Die wiederum zog mit dem Jungen und ihre Tochter Else Anfang 1941 ein letztes Mal um – in die Wrangelstraße 37. Am 25.10.1941 dann wurde Reinhard, acht-einhalb-jährig, mit den beiden Frauen aus Hamburg ins Getto Lodz im besetzten Polen deportiert. Gut sechs Monate später, am 3. Mai 1942, wurde er ins Vernichtungslager Chelmno ausgewiesen und dort ermordet.
Stand: März 2025
© Christoph Macherauch
Quellen: 1, 5; StaH 351-11_26926; 351-11_40960; 352-11_412; 362-6/10_21; 362-6/10_51; 362-6/10_21 Schülerregister (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1246); 362-6/10_51 An- u. Abmeldung von Lehrern u.- Schülern (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1254/Sa 1255); Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Hg.): Das Jüdische Hamburg: Ein historisches Nachschlagewerk. Hamburg 2006: www.stolpersteine-ibbenbüren.de (3/2025); https://wiki.ibb.town/Stolpersteine (3/2025); https://infostation.synagoge-stadthagen.de/startseite.html (3/2025); Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen "Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe", E-Book, Münster 2021; Katholische Kirche Ibbenbüren, "Die Ibbenbürener Juden in den Jahren 1933 – 1945" https://www.katholisch-ibb.de (3/2025); Boesenberg, Düttmann, Ortgies: Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung. Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren. Herausgegeben vom Historischen Verein Ibbenbüren e.V. Ibbenbüren 2010; Gabriele Wasser/Eli Harnik "Schicksale jüdischer Königswinterer" Königswinter 2022, https://www.koenigswinter.de/de/datei/anzeigen/id/112144,1081/stolpersteine_broschuere_altstadt.pdf (3/2025); https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=8351633 (3/2025).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".