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Bereits verlegte Stolpersteine



Else Rosenthal
Else Rosenthal
© StaH

Else Rosenthal * 1911

Eschenstieg 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
ELSE ROSENTHAL
JG. 1911
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Eschenstieg 3:
Kurt Hirsch, Johanna Hirsch, Reinhard Rosenthal, Josephine Rosenthal

Else Rosenthal, geboren am 2.3.1911 in Ibbenbüren, deportiert am 25.10.1941 ins Getto Lodz, am 3.5.1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet.

Eschenstieg 3

Else Rosenthal wurde am 2. März 1911 als sechstes Kind des Viehhändlers Leopold Rosenthal und seiner Frau Josephine in Ibbenbüren in Westfalen geboren. Die jüdische Familie lebte in der Nordstraße 5 - auch dort erinnern Stolpersteine an ihre Schicksale.

Else war als Kind häufig krank. Deshalb wurde sie zwei Jahre später als üblich eingeschult und verließ die Evangelische Stadtschule-Ibbenbüren nach der fünften Klasse. Eine Ausbildung machte sie danach nicht, sondern half ihrer Mutter im Haushalt.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde das Leben für die Familie Rosenthal in Ibbenbüren immer schwerer. Der Vater durfte auf Druck der Nationalsozialisten ab 1935 seinen Beruf nicht mehr ausüben.

Auch deshalb mag Else im August 1935 allein nach Hamburg gezogen sein – möglich, dass sie sich von der dortigen großen jüdischen Gemeinde mehr Schutz versprach. Außerdem lebte dort ihre Schwester Meta Cohen (Biografie siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Die hatte den Fleischer Richard Cohen geheiratet. Bis November wohnte Else in der Rutschbahn 38, fand aber keine Arbeit, sondern war auf Unterstützung durch die jüdische Gemeinde angewiesen. Deren Kultussteuerkartei weist eine monatliche Zahlung von 25 Reichsmark aus. Ende des Jahres 1935 meldete sich Else bei der Hamburger Gemeinde ab und ging zurück nach Ibbenbüren.

Eineinhalb Jahre später, im April 1937, starb ihr Vater Leopold – er wurde 58 Jahre alt. Drei Monate später zog Else Rosenthal wieder nach Hamburg. Kurz darauf verließ auch ihre Mutter Josephine Ibbenbüren mit Ziel Hamburg. Zunächst kam sie bei ihrer Tochter Meta in der Marktstraße 94 unter – später dann zog sie, gemeinsam mit ihren Töchtern Else und Johanna, sowie deren Sohn Reinhard, in eine Parterre-Wohnung im Eschenstieg 3 in Eimsbüttel.

Else arbeitete als Hausangestellte für geringen Lohn ebenso wie ihre Schwester Johanna. Um die Miete für die Wohnung im Eschenstieg aufzubringen, nahmen die Rosenthals Untermieter auf – und in einen von ihnen, den ebenfalls jüdischen Fleischer Erich Borchardt aus Oschersleben, scheint sich Else verliebt zu haben. Ende 1938 jedenfalls beantragten die beiden beim Standesamt die Hochzeitspapiere – Termin für die Hochzeit sollte Januar 1939 sein.

Doch daraus wurde nichts, denn der Amtsarzt berief sich auf das NS-Gesetz "Zur Verhütung von erbkrankem Nachwuchs" und beantragte beim Hamburger Erbgesundheitsgericht, Else Rosenthal wegen angeblichem "angeborenen Schwachsinn" zwangsweise zu sterilisieren. Das Gericht folgte dem Antrag, doch Else Rosenthal legte Widerspruch gegen das Urteil ein. Zur Begründung führte sie an, sie wolle mit ihrem zukünftigen Mann Deutschland sehr bald verlassen. Und sie hatte Erfolg: Im Oktober 1939 entschied das Erbgesundheitsobergericht, das Verfahren sei einzustellen. In den Akten findet sich der handschriftliche Vermerk "nur Grenzfall – Auswanderung erleichtern".

Elses Beziehung mit Erich Borchardt aber scheint das gerichtliche Verfahren nicht überstanden zu haben, denn Erich Borchardt heiratete 1940 die jüdische Hamburgerin Caroline Grossmann (die beiden wurden im November 1941 ins Getto Minsk deportiert und dort ermordet. Zuletzt gewohnt hatten sie in der Hochallee 123. Dort erinnern heute Stolpersteine an das Paar, (Biografie siehe www.stolpersteine-hamburg.de).
Else Rosenthal blieb im Eschenstieg wohnen und arbeitete bis Ende 1940 weiter als Hausangestellte bei jüdischen Familien. Zu der Zeit wurde ihre Schwester Johanna mit ihrem Mann Kurt Hirsch in ein sogenanntes "Judenhaus" in die Breite Straße 56 in Altona eingewiesen. In "Judenhäusern" konzentrierten die Nationalsozialisten jüdische Menschen, denen sie 1939 per Gesetz den Mieterschutz entzogen hatten. Die Häuser wurden von der Geheimen Staatspolizei kontrolliert und dienten später auch als Sammelorte für Deportationen. Ihren Sohn Reinhard ließ Johanna bei Else Rosenthal und der Mutter im Eschenstieg zurück.

Für das Jahr 1941 zeigt die Kultussteuerkartei der jüdischen Gemeinde keine Beitrags-Zahlungen Elses mehr – vermerkt aber einen Umzug in die Wrangelstraße 37 und den 25. Oktober 1941 als Datum der "Aussiedlung". An diesem Tag wurde Else Rosenthal, gemeinsam mit ihrer Mutter Josephine und ihrem Neffen Reinhard, aus Hamburg in das Getto Lodz im besetzten Polen deportiert. Gut sechs Monate später, am 3. Mai 1942, wurde sie ins Vernichtungslager Chelmno ausgewiesen und dort ermordet.

Stand: März 2025
© Christoph Macherauch

Quellen: 1, 5; StaH 351-11_26926; 351-11_40960; 352-11_412; 362-6/10_21; 362-6/10_51; 362-6/10_21 Schülerregister (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1246); 362-6/10_51 An- u. Abmeldung von Lehrern u.- Schülern (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1254/Sa 1255); Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Hg.): Das Jüdische Hamburg: Ein historisches Nachschlagewerk. Hamburg 2006: www.stolpersteine-ibbenbüren.de (3/2025); https://wiki.ibb.town/Stolpersteine (3/2025); https://infostation.synagoge-stadthagen.de/startseite.html (3/2025); Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen "Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe", E-Book, Münster 2021; Katholische Kirche Ibbenbüren, "Die Ibbenbürener Juden in den Jahren 1933 – 1945" https://www.katholisch-ibb.de (3/2025); Boesenberg, Düttmann, Ortgies: Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung. Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren. Herausgegeben vom Historischen Verein Ibbenbüren e.V. Ibbenbüren 2010; Gabriele Wasser/Eli Harnik "Schicksale jüdischer Königswinterer" Königswinter 2022, https://www.koenigswinter.de/de/datei/anzeigen/id/112144,1081/stolpersteine_broschuere_altstadt.pdf (3/2025); https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=8351633 (3/2025).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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