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Josephine Rosenthal (geborene Epstein) * 1878
Eschenstieg 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
HIER WOHNTE
JOSEPHINE ROSENTHAL
GEB. EPSTEIN
JG. 1878
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET 3..5.1942
Weitere Stolpersteine in Eschenstieg 3:
Kurt Hirsch, Johanna Hirsch, Reinhard Rosenthal, Else Rosenthal
Josephine Olga Rosenthal, geb. Epstein, geboren am 8.10.1878 in Ibbenbüren, deportiert am 25.10.1941 ins Getto Lodz, am 3.5.1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet.
Eschenstieg 3
Josephine Olga Rosenthal wurde am 8.10.1878 als sechstes Kind des jüdischen Ehepaares Johanna und Leopold Epstein in Goch am Niederrhein geboren. Sie ging zwei Jahre in die Volksschule, nahm allerdings nur unregelmäßig am Unterricht teil. Weiteres über ihre Kindheit und eine eventuelle Ausbildung ist nicht bekannt.
Als Erwachsene heiratete Josephine den ebenfalls jüdischen Viehhändler Leopold Rosenthal und zog zu ihm nach Ibbenbüren. Das Paar lebte in der Nordstraße 5 und bekam acht Kinder, von denen zwei bereits kurz nach der Geburt starben.
Als die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen, wurde die Lage der Rosenthals immer schwieriger. Der Viehhandel in Ibbenbüren war in der Hand jüdischer Familien – nun wurde immer offener gegen sie agitiert und gehetzt. 1935 musste Leopold Rosenthal sein Geschäft schließen, zwei Jahre später starb er, 58-jährig, an einem Herzinfarkt (Stolperstein Ibbenbüren, Nordstraße 5).
Josephine Rosenthal, nun Witwe, verließ im August 1937 Ibbenbüren und zog nach Hamburg. Denn dort lebten drei ihrer Kinder: Meta, Else und Johanna. Johannas unehelicher Sohn Reinhard hatte die letzten Jahre bei seinen Großeltern in Ibbenbüren verbracht, nun brachte Josephine ihren Enkel zurück zu seiner Mutter.
Zunächst kam Josephine bei ihrer Tochter Meta in der Marktstraße 94 unter, dann zog sie mit ihren Töchtern Else und Johanna und ihrem Enkel Reinhard in eine Parterre-Wohnung im Eschenstieg 3 in Eimsbüttel. Um die Wohnung zu finanzieren, nahmen sie jüdische Untermieter auf.
Josephine lebte von der Fürsorge und dem wenigen, was ihre Töchter Else und Johanna noch als Hausangestellte bei jüdischen Familien verdienten. Ende 1940 fanden beide Töchter dann keine Arbeit mehr.
Johanna hatte inzwischen Kurt Hirsch geheiratet, einen jüdischen Metzgergesellen, der im Eschenstieg zur Untermiete gewohnt hatte. 1941 wurden Johanna und Kurt Hirsch in ein sogenanntes "Judenhaus" in die Breite Straße 56 eingewiesen – ihren Sohn Reinhard ließ Johanna bei der Mutter zurück. In "Judenhäusern" konzentrierten die Nationalsozialisten jüdische Menschen, denen sie 1939 per Gesetz den Mieterschutz entzogen hatten. Die Häuser wurden von der Geheimen Staatspolizei kontrolliert und dienten später auch als Sammelorte für Deportationen.
Auch Josephine Rosenthal zog Anfang 1941 noch einmal um: Gemeinsam mit ihrer Tochter Else und ihrem Enkel Reinhard ging es in die Wrangelstraße 37. Ob dieser Umzug behördlich angeordnet war oder aus eigenem Entschluss geschah, ist unklar. Am 25.10.1941 dann wurden Josephine, Else und Reinhard ins Getto Lodz im besetzten Polen deportiert. Gut sechs Monate später, am 3. Mai 1942, wurde sie ins Vernichtungslager Chelmno ausgewiesen und dort ermordet.
Sechs Kinder hatte Josephine Rosenthal großgezogen, ihr Sohn Kurt starb bereits 1932 bei einem Unfall. Vor den fünf verbliebenen Geschwistern überlebte nur eines die Verfolgung durch die Nationalsozialisten: Helene Rosenthal, verheiratete Ackermann, geboren 1903, schaffte es 1939, mit ihrem Mann Julius Ackermann und ihrem Sohn Erwin zunächst auf die Philippinen und später in die USA auszuwandern.
1960 strengte sie in Deutschland ein Wiedergutmachungsverfahren für den Tod ihrer Mutter an das drei Jahre später mit der Begründung abgelehnt wurde, Helene habe ihren Antrag erst nach der gesetzlichen Frist, die am 1.4.1958 geendet war, gestellt.
Meta Cohen, geb. Rosenthal, 1902 geboren, wurde 1941 mit ihren fünf Kindern ins Getto Minsk deportiert, wo alle umkamen. An sie erinnern Stolpersteine in der Marktstraße 44 in Hamburg (Biografie siehe www.stolpersteine-hamburg.de)
Josef Rosenthal, 1910 geboren, war 1937 über die Niederlande nach Belgien geflohen, dort festgenommen und an Deutschland ausgeliefert worden. Josef wurde 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet. Auch an ihn erinnert ein Stolperstein in der Nordstraße 5 in Ibbenbüren.
Stand: März 2025
© Christoph Macherauch
Quellen: 1, 5; StaH 351-11_26926; 351-11_40960; 352-11_412; 362-6/10_21; 362-6/10_51; 362-6/10_21 Schülerregister (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1246); 362-6/10_51 An- u. Abmeldung von Lehrern u.- Schülern (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1254/Sa 1255); Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Hg.): Das Jüdische Hamburg: Ein historisches Nachschlagewerk. Hamburg 2006: www.stolpersteine-ibbenbüren.de (3/2025); https://wiki.ibb.town/Stolpersteine (3/2025); https://infostation.synagoge-stadthagen.de/startseite.html (3/2025); Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen "Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe", E-Book, Münster 2021; Katholische Kirche Ibbenbüren, "Die Ibbbürener Juden in den Jahren 1933 – 1945" https://www.katholisch-ibb.de (3/2025); Boesenberg, Düttmann, Ortgies: Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung. Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren. Herausgegeben vom Historischen Verein Ibbenbüren e.V. Ibbenbüren 2010; Gabriele Wasser/Eli Harnik "Schicksale jüdischer Königswinterer" Königswinter 2022, https://www.koenigswinter.de/de/datei/anzeigen/id/112144,1081/stolpersteine_broschuere_altstadt.pdf (3/2025); https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=8351633 (3/2025).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".