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Hugo Friedmann * 1882
Sierichstraße 153 (Hamburg-Nord, Winterhude)
HIER WOHNTE
HUGO FRIEDMANN
JG. 1882
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
24.8.1942
Weitere Stolpersteine in Sierichstraße 153:
Emma Guttmann, Grete Lewin, Lucian Luca, Rudolf Luca, Else Luca, Emil Mirabeau, Edith Schneeroff, Leo Schneeroff
Hugo Friedmann, geb. 16.7.1882 in Köthen, Suizid am 24.8.1942 in Hamburg
Sierichstraße 153
Hugo Friedmanns Eltern waren Isidor Friedmann und seine Frau Sophie, geb. Ehrlich. Die Familie war jüdisch, aber Hugo heiratete am 13. Dezember 1933 die katholische Ella Johanna Hulda Heres aus Magdeburg. Die Ehe blieb kinderlos. Hugo Friedmann war Buchhändler von Beruf.
Noch in den 1930er-Jahren wurde er Eigentümer des villenartigen Reihenhauses Sierichstraße 153. Er trat erst im Dezember 1939 dem Jüdischen Religionsverband Hamburg bei, als "Volljuden" Mitglied der Reichsvereinigung werden mussten. Auf seiner Steuerkarte wird er als "Dissident" bezeichnet, was im Sinne von "konfessionslos" zu interpretieren ist. Er zahlte verhältnismäßig hohe Beiträge: 1939 291 Reichsmark, 1940 254 Reichsmark und 1941 immerhin noch 170 Reichsmark.
Hugo Friedmanns Status war durch seine "nicht privilegierte Mischehe" etwas gesicherter als die Lage "rein jüdischer" Paare oder Einzelpersonen. So wurde er noch 1942 im Adresssbuch als Eigentümer des Hauses Sierichstraße 153 bezeichnet. Im Haus sammelten sich seit 1939 immer mehr jüdische Untermieter, wobei unklar bleibt, ob er diese freiwillig aufnahm oder ob sie dort eingewiesen wurden:
Bereits 1939 zog die Familie Luca (s. d.) dort ein, auch das jüdische Ehepaar Meyer (Karl Harald, geb. 25.11.1906, und Lilly Antonie, geb. Honig, geb. 20.9.1910) war 1939 dort gemeldet. 1941 folgten das Ehepaar Schneeroff (s. d.) und die Pensionärin Jenny Löwengard, geb. Kanitz (geb. 12.10.1869 in Wien), ca. 1942 Emma Guttmann (s. d.) und Emil Mirabeau (s. d.). Auch Grete Lewin, geb. Hattendorf (geb. 16.7.1898 in Osternburg), die zuvor in der Westerstraße am Klostertor gelebt hatte, wurde vor ihrer Deportation noch dort untergebracht.
Man kann nur ahnen, welche Atmosphäre in diesem Haus geherrscht haben muss, dessen Bewohner spürten oder wussten, dass weder ihr Verbleib in Hamburg noch ihr Überleben staatlicherseits erwünscht war. Die Schneeroffs und die Lucas wurden im Oktober 1941 deportiert. Am 15. Juli 1942 zog Emil Mirabeau den Freitod diesem Schickal vor. Am 19. Juli 1942 folgten Grete Lewin und Emma Guttmann dem Deportationsbefehl, Jenny Löwengard starb am gleichen Tag durch Suizid. (Für sie wurde vor dem Haus Heimhuder Straße 40 ein Stolperstein verlegt.)
Auch Hugo Friedmann starb am 24. August 1942 durch eigene Hand.
Das Ehepaar Meyer hat die Shoah in Brasilien überlebt.
Stand: Mai 2020
© Ulrike Sparr und Jarrestadt-Archiv
Quellen: Quellen: 1; 4; 8; Bundesarchiv Berlin, R 1509, Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung (Volkszählung v. 17.5.1939), Wohnortliste Hamburg; AB (Bd. 1) 1937, 1941; AB (Bd. 2) 1933, 1942; e-mail Lutz Jürgens v. 25.5.2020. Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".