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Bereits verlegte Stolpersteine



Anna Fürth (geborene Frank) * 1899

St. Benedictstraße 29 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
ANNA FÜRTH
GEB. FRANK
JG. 1899
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
11.11.1941

Weitere Stolpersteine in St. Benedictstraße 29:
Paula Frank, Olga Joseph, Rosa Seidler

Anna Fürth, geb. Frank, geboren am 18.2.1899, gedemütigt/entrechtet, Flucht in den Tod am 11.11.1941

St. Benedictstraße 29 (Harvestehude)

Anna Frank war am 18.2.1899 als zweites von zwei Kindern der Eheleute Simon Samuel Frank und seiner Ehefrau Paula, geb. Meyer, in Hamburg in der Klosterallee 22 in Harvestehude geboren worden. (Samuel Frank verstarb am 2. April 1916, Paula Frank folgte am 11. November 1941, beide wurden auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt. Paula Frank siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Anna und ihr Bruder Edgar Frank (geb. 4.12.1893) wurden evangelisch erzogen.

Als Annas Vater verstorben war, zog ihre Mutter mit den Kindern in die Schlüterstraße 14 im Stadtteil Rotherbaum. Dort wohnten sie bis 1927.

Am 4. November 1927 heiratete Anna Frank in Hamburg den in Frankfurt am Main am 15.11.1889 geborenen Siegmund Fürth. Er war als fünftes von sieben Kindern der jüdischen Eheleute Wilhelm Fürth und Henriette Fürth, geb. Katzenstein, zur Welt gekommen. (Henriette Fürth war eine engagierte Frauenrechtlerin, Publizistin, Soziologin, Sozial- und Kommunalpolitikerin der SPD; seit 2004 trägt ein Preis für eine wissenschaftliche Arbeit zur Genderthematik ihren Namen).

Für Siegmund Fürth bedeutete die Heirat die dritte Ehe. Seine erste war kinderlos geblieben (Grete Fürth, geb. Mosbacher, geb. 1.1.1892 in Bochum, verstarb am 14. Januar 1977 in Haifa/Israel). Wann die Scheidung erfolgte, ist uns nicht bekannt. Die zweite Ehe war Siegmund Fürth mit Paula, geb. Nathan (geb. 10.8.1896), verwitwete Victor, eingegangen. Ihren Sohn Raphael Victor (geb. 10.5.1924) adoptierte Siegmund Fürth. Doch die Ehe wurde geschieden. Siegmund Fürth war ein engagiertes Mitglied in der Jüdischen Gemeinde Hamburgs und gehörte der SPD seit 11. Mai 1925 an.

Seit dem 2. August 1927 arbeitete Siegmund Fürth als zugelassener Rechtsanwalt in Hamburg. Das Ehepaar Fürth wohnte in der Löwenstraße 10 und zog im Herbst 1928 in die Heimhuder Straße 68. Sie bekamen am 25.11.1928 in Hamburg ihre Tochter Marianne. Das Ehepaar trennte sich am 15. März 1929 und wurde am 15. Mai 1929 geschieden.

Nach der Scheidung zogen Anna Fürth und ihre Tochter zu ihrer Mutter in die Heimhuder Straße 37, das Annas Bruder Edgar gehörte. Sie lebten nun von den Rücklagen und den Mieteinnahmen der Wohnungen in der Hansastraße 55/Harvestehude und in der Kieler Straße 27-31 (heute Clemens-Schultz-Straße)/St. Pauli, die Anna Fürths verstorbener Vater Samuel Frank bereits 1901 zur finanziellen Absicherung seiner Familie erworben hatte.

Als Edgar Frank das Haus in der Heimhuder Straße verkaufen musste, zogen Anna Fürth, ihre Tochter und ihre Mutter am 13. Oktober 1938 um in die St. Benedictstraße 29.

1938 befand sich Anna Fürth aus uns unbekannten Gründen längere Zeit im Krankenhaus und anschließend in einem Sanatorium in Berlin. Die Kosten für den Krankenhaus- und Kuraufenthalt trug ihre Mutter.

Am 29. Dezember 1940 verstarb Marianne Fürth an Hirnhautentzündung im Universitätskrankenhaus Eppendorf. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.

Paula Frank und Anna Fürth vermieteten nun ein Zimmer an Paul Salomon unter, der am 31. Dezember 1938 einzog. (Sein Haus in der St. Benedictstraße 27 war an nichtjüdische Erwerber verkauft worden. Paul und Lucie Salomon verübten am 22. September 1941 Selbstmord. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Paula Frank und Anna Fürth vermieteten am Sommer 1941 noch ein weiteres Zimmer an den Vermögensverwalter Carl Albrecht (geb. 3.9.1871) unter. (Er erlitt am 14. April 1942 einen Herzinfarkt, an dem er verstarb).

Am 11. November 1941, zwei Großdeportationen aus Hamburg waren bereits abgegangen, die dritte stand bevor, wählten Paula Frank und Anna Fürth den Freitod. Sie nahmen sich mit Barbituraten in ihrer Wohnung in der St. Benedictstraße 29 das Leben. Sie wurden tot aufgefunden und drei Tage später auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.

Zum Schicksal des Bruders von Anna Fürth:
Edgar Frank (geb. 4.3.1893) und seine Frau Ruth, geb. Saul (geb. 12.5.1902), bekamen die Kinder Lotte (geb. 15.3.1923), Werner (geb. 9.9.1926) und Gerda (geb. 29.6.1931). Die Familie flüchtete 1938 in die USA. Edgar Frank verstarb dort am 19. September 1961.

Zum Schicksal des geschiedenen Mannes von Anna Fürth:
Siegmund Fürth erhielt Berufsverbot als Rechtsanwalt, verließ Deutschland am 5. Januar 1936 und reiste als Tourist nach Haifa/Israel. Er kehrte in Israel zu seiner zweiten Ehefrau und deren Sohn Raphael Fürth (geb. 10.5.1924) zurück, der seinen Namen später in Efrath änderte. Siegmund Fürth verstarb am 8. November 1975 in Israel.

Stand: April 2021
© Bärbel Klein

Quellen: StaH 1; 2; 4; 5; 8; 9; 213-13_2481; 213-13_2591; 213-13_2592; 213-13_2593; 213-13_2594; 213-13_2595; 213-13_2596; 213-13_2597; 213-13_6940; 213-13_13834; 213-13_24818; 221-4_15; 351-11_11463; 351-11_36009; 351-11_46527; 351-11_11463; 351-11_47974; 331-5_3 Akte_250/1941; 331-5_3 Akte_222/1941; 332-5_2007/1893; 332-5_316/1895; 332-5_656/1899; 332-5_390/1899; 332-5_380/1910; 332-5_176/1913; 332-5_249/1916; 332-5_401/1927; 332-5_532/1932; 332-5_2289/1940; 332-5_515/1941; 332-5_499/1941; Nr. 432/1932 Sterbeurkunde Frankfurt am Main / Fürth Nr. 58/1808 Heirat Katzenstein/Fürth; Amtsgericht Grundbuch Harvestehude Hansastraße 55/Bl. 2217;
www.geni.com; www.wikipedea.de; www.geni.com; %C3%BCrth (Einsicht am 18.9.2020).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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