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Bereits verlegte Stolpersteine



Kurt Horwitz * 1900

Harburger Rathausstraße 45 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
KURT HORWITZ
JG. 1900
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
MAIDANEK

Weitere Stolpersteine in Harburger Rathausstraße 45:
Gertrude Grünfeld, Johanna Horwitz, Elfriede Horwitz

Kurt Horwitz, geb. am 28.6.1900 in Harburg, deportiert am 24.3.1942 von Nürnberg nach Izbica, ermordet

Stadtteil Harburg-Altstadt, Harburger Rathausstraße 45

Kurt Horwitz wurde am 28.6.1900 in Harburg als Kind seiner jüdischen Eltern Adolf und Johanna Horwitz, geb. Bachenheimer geboren. Vor der Tür seines Elternhauses lag der große Rathausplatz und die Knabenschule befand sich um die Ecke. Hier verbrachten Kurt Horwitz und seine Geschwister ihre Kindheit und Jugend.

Sein Vater, ein Viehhändler, war in der Stadt und ihrem Umland wohl bekannt.
Als er im Alter von 47 Jahren starb und auf dem Jüdischen Friedhof am Schwarzenberg beigesetzt wurde, beklagte die Familie nicht nur den Tod eines geliebten Menschen, sondern auch den Verlust eines Ernährers, der immer das Beste für seine Frau und seine Kinder gewollt und getan hatte. Sonst wissen wir nichts über Kurt Horwitz‘ Schulzeit oder eine eventuelle Ausbildung.

Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete Kurt Horwitz die ein Jahr ältere Frau Sophie Karl, die aus einer jüdischen Familie in Walsdorf im Landkreis Bamberg stammte, wo Kurt Horwitz dann auch seinen Lebensweg fortsetzte. Hier kamen in den nächsten Jahren die Kinder Adolf Horwitz (*14. 11.1925), Lothar Horwitz (*16.7.1928) und Carola Horwitz (17.3.1930) zur Welt.

Die jüdische Gemeinde dieses oberfränkischen Dorfes war in den 1920er Jahren allerdings schon nicht mehr so groß wie noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als ihr 120 Mitglieder angehörten. Der kleine Ort an der Aurach besaß einen Jüdischen Friedhof und eine Synagoge, die 1862 sogar erweitert worden war, als die jüdische Gemeinde noch 14% der Dorfbevölkerung stellte. Zwischen den christlichen Dorfbewohnern und ihren jüdischen Nachbarn gab es durchaus Spannungen, die erst im Laufe des 19. Jahrhunderts überwunden wurden, als jüdische Bürgerinnen und Bürger auch in vielen lokalen Vereinen und im Gemeindeausschuss zum Wohle aller beitrugen. Andererseits verließen damals allerdings auch zahlreiche junge Männer und Frauen jüdischen Glaubens ihre Heimat, um in den umliegenden Städten oder in den USA ein neues Leben zu beginnen.

Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Walsdorf noch 20 jüdische Männer, Frauen und Kinder, die es immer schwerer hatten, sich in einer feindlichen Umwelt zu behaupten. Elf von ihnen konnten noch rechtzeitig emigrieren. Am 10. November 1938 wurde auch in Walsdorf die Inneneinrichtung der Synagoge von SA-Trupps aus Bamberg zerstört. Teile des Inventars und zahlreiche Kultgegenstände wurden auf die Straße geschleppt und dort öffentlich verbrannt. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges konnten zwei weitere jüdische Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes noch fliehen. Die anderen wurden 1942 `in den Osten´ deportiert.

Am 22. März 1942 wurden Kurt und Sophie Horwitz mit ihren drei Kindern unter Polizeiaufsicht aus ihrer Wohnung abgeführt und auf einem LKW verladen, der sie nach Bamberg brachte. Von dort aus ging es weiter nach Izbica im Generalgouvernement. In dieser polnischen Kleinstadt hatten die deutschen Behörden bereits kurz nach der Besetzung des Landes zunächst ein Getto für polnische Juden errichtet, das bald aber auch Juden aus anderen Ländern aufnehmen musste.

Izbica gehörte zu den polnischen Städten, die zu `Wartesälen´ auf der Reise von Juden in den Tod wurden. Im März 1942 begann die `Aussiedlung´ der Bewohnerinnen und Bewohnerinnen, d. h. ihr Abtransport in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor im Zuge der `Aktion Reinhardt´.

Auch Kurt, Sophie, Adolf, Lothar und Carola Horwitz überlebten den Holocaust nicht.

Zu den Opfern des Völkermords an den Juden gehören darüber hinaus Kurt Horwitzs Mutter Johanna Horwitz und seine Schwiegermutter Rosa Karl sowie seine Geschwister Hugo Horwitz, Elfriede Horwitz und Gertrud Grünfeld mit ihrer Familie. (siehe: www.stolpersteine-hamburg.de)


Stand: April 2019
© Klaus Möller

Quellen: Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv (Hrsg.), Koblenz 2006; Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Gedenkbuch. Hamburger Jüdische Opfer des Nationalsozialismus, Hamburg 1995; Harburger Opfer des Nationalsozialismus, Bezirksamt Harburg (Hrsg.), Hamburg-Harburg 2002; Staatsarchiv Hamburg StaHH 332-5, 12913 Standesämter; Harburger Adressbücher; Alfred Gottwald, Diana Schulle, Die `Judentransporte´ aus dem Deutschen Reich 1941–1945, Wiesbaden 2005, Eberhard Kändler, Gil Hüttenmeister, Der jüdische Friedhof in Harburg, Hamburg 2004; http://www.xn-jdische-gemeinden-22b. de/index. php/gemeinden/u-z, eingesehen am 18.11.2017; http://bildungswerk-ks.de/izbica/die-geschichte-des-durchgangslagers, eingesehen am 18.11.2017; http://www.statistik-des-holocaust. de/list_-ger_bay 420324. html, eingesehen am 18.11.2017.

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