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Bereits verlegte Stolpersteine



Salo Weinberg * 1870

ohne Hamburger Adresse


ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel

Weitere Stolpersteine in ohne Hamburger Adresse :
Dr. Hans Bloch, Felix Cohn, Moraka Farbstein, Erland Walter Friedmann, Richard Guth, Martha Havelland, Albert Hirsch, Auguste Hirschkowitz, Sophie Kasarnowsky, Ernestine Levy, Richard Levy, Hannchen Lewin, Bronislawa Luise Dorothea Mattersdorf, Karl Friedrich Michael, Lucie Rothschild, Dorothea Dorthy Silberberg, Wilhelm Süsser, Anna Luise (Louise Hedwig) Weimann

Salo Weinberg, geb. am 27.2.1870 in Lublin (Polen), ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel

Ohne Stolperstein

Der jüdische Kaufmann Salo Weinberg kam am 27. Februar 1870 in Lublin in Polen als Sohn von Hermann und Henriette Weinberg, geborene Reiss, zur Welt. Er besaß die polnische Staatsbürgerschaft. Wir wissen nicht, wann er nach Hamburg einwanderte, ob er hier Angehörige hatte und welche Umstände zu seiner Aufnahme in Friedrichsberg führten. Salo Weinberg wurde um 1900 Patient der Hamburger "Irrenanstalt Friedrichsberg". Dies lässt sich aus der für ihn angelegten und noch existierenden Patienten-Karteikarte ableiten, die die Patientennummer 18.035 trägt. Aus anderen Karteikarten wissen wir, dass z. B. Patienten mit Nummern um 29.000 im Jahre 1911 in Friedrichsberg eingeliefert wurden.

Von Friedrichsberg wurde Salo Weinberg in die "Irrenanstalt Langenhorn" verlegt. Dort blieb er wahrscheinlich bis 1940.

Salo Weinberg behielt die polnische Staatsbürgerschaft. Aus diesem Grunde wurde er nicht Zwangsmitglied der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland.

Im Frühjahr/Sommer 1940 plante die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, eine Sonderaktion gegen Juden in öffentlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten. Sie ließ die in den Anstalten lebenden jüdischen Menschen erfassen und in staatlichen sogenannten Sammelanstalten zusammenziehen. Die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn wurde zur norddeutschen Sammelanstalt bestimmt. Alle Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg wurden angewiesen, die in ihren Anstalten lebenden Juden bis zum 18. September 1940 dorthin zu verlegen.

Salo Weinberg gehörte zu den Patienten, die schon vor dem Stichtag in der Einrichtung in Hamburg-Langenhorn lebten. Am 23. September 1940 wurde er mit weiteren 135 Patientinnen und Patienten aus norddeutschen Anstalten im Güterbahnhof Ochsenzoll in einen Zug verladen und nach Brandenburg an der Havel transportiert. Noch an demselben Tag töteten man die Menschen in dem zur Gasmordanstalt umgebauten Teil des ehemaligen Zuchthauses mit Kohlenmonoxyd. Nur Ilse Herta Zachmann entkam zunächst diesem Schicksal (siehe dort).

Es ist nicht bekannt, ob und ggf. wann Angehörige Kenntnis von Salo Weinbergs Tod erhielten. In allen dokumentierten Mitteilungen wurde behauptet, dass der oder die Betroffene in Chelm (polnisch) oder Cholm (deutsch) verstorben sei. Die in Brandenburg Ermordeten waren jedoch nie in Chelm/Cholm, einer Stadt östlich von Lublin. Die dort früher existierende polnische Heilanstalt bestand nicht mehr, nachdem SS-Einheiten am 12. Januar 1940 fast alle Patienten ermordet hatten. Auch gab es in Chelm kein deutsches Standesamt. Dessen Erfindung und die Verwendung späterer als der tatsächlichen Sterbedaten dienten dazu, die Mordaktion zu verschleiern und zugleich entsprechend länger Verpflegungskosten einfordern zu können.

Von Salo Weinberg ist keine persönliche Adresse in Hamburg bekannt, so dass kein individueller Ort bestimmt werden kann, an dem seiner mit einem Stolperstein gedacht werden könnte.

Stand: November 2017
© Ingo Wille

Quellen: 1; 4; 5; 9; StaH 133-1 III Staatsarchiv III, 3171-2/4 U.A. 4, Liste psychisch kranker jüdischer Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Anstalt Langenhorn, die aufgrund nationalsozialistischer "Euthanasie"-Maßnahmen ermordet wurden, zusammengestellt von Peter von Rönn, Hamburg (Projektgruppe zur Erforschung des Schicksals psychisch Kranker in Langenhorn); 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Aufnahme-/Abgangsbuch Langenhorn 26.8.1939 bis 27.1.1941; UKE/IGEM, Archiv, Patienten-Karteikarte Salo Weinberg der "Irrenanstalt Friedrichsberg".
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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