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Iwan Ragulina * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


IWAN RAGULINA
GEB. 27.10.1944
ERMORDET 29.10.1944

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Iwan Ragulina, geb. am 27.10.1944 in Hamburg, gestorben am 29.10.1944

Essener Straße 54
(früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn)


Iwan Ragulina kam am 27. Oktober 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Anna Ragulina, geb. am 15.5.1922 in Kradnarak/Charkow, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Ukraine verschleppt, musste sie seit dem 23. November 1942 im Motorenwerk in Hamburg-Langenhorn Zwangsarbeit leisten. Sie war im "Ostarbeiterlager Tannenkoppel", Weg 4 untergebracht. Am 2. Dezember 1943 wurde sie mit der Diagnose "Poliarthritis" (Gelenkentzündung) in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingeliefert und nach sieben Tagen, am 9. Dezember 1943, wieder zurück in das Lager Tannenkoppel entlassen. In der folgenden Zeit wurde sie schwanger.

Einen Tag vor der Geburt ihrer Kinder, sie erwartete Zwillinge, kam Anna Ragulina in die Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst. Am nächsten Tag brachte sie die Zwillinge Alexan und Iwan zur Welt. Iwan, der Zweitgeborene, lebte nur kurze Zeit.

Er verstarb in der Frauenklinik am 29. Oktober 1944 um 3:20 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Frühreife (II. Zwilling) Lebenschwäche" und als unterzeichnender Arzt Baars angegeben.

Iwan wurde 2 Tage alt.

Zwölf Tage nach seinem Tod fand seine Beisetzung am 10. November 1944 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 13, Nr. 16. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Anna Ragulina war bereits zehn Tage nach der Zwillingsgeburt, am 6. November 1944, vermutlich mit ihrem Sohn Alexan in das Zwangsarbeitslager Tannenkoppel zurückgekehrt. Dieser hat vermutlich mit seiner Mutter überlebt, sein Schicksal ist bisher nicht bekannt.

Erläuterung
Otto Baars, Arzt, geb. am 16.3.1909 in Hamburg, gehörte ab 1933 dem Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) an, war "Sturmarzt", Sanitäts-Obertruppenführer, ab 1937 Mitglied der NSDAP, 1938 bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem NS Altherrenbund; nach dem Studium der Medizin, Praktikum und Volontariat (1931–1935) arbeitete er ab 1936 als Assistenzarzt in der Frauenklinik Finkenau, 1937/38 in Schwerin, ab Anfang 1939 als Oberarzt an der Frauenklinik Finkenau. Die Britische Militärregierung entließ ihn am 20. Oktober 1945 aus dem Dienst. Nach wiederholter Berufung wurde er von der Entnazifizierungskommission im Oktober 1946 als nur nominelles Mitglied der Partei angesehen und der Dienstgrad als Sanitäts-Obertruppführer nicht als belastend gewertet. Inzwischen führte er eine eigene Arztpraxis. Nach einer "periodischen Neuüberpüfung" im Juni 1949 galt er als entlastet und wurde in Kategorie V eingestuft. (Quelle: StaH 221-11, Entnazifizierungsakte M 664, Dr. Otto Baars)

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg-Uhlenhorst, Geburtsregister 1838/1944 Iwan Ragulina; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 94, S. 268; StaH 221-11, Entnazifizierungsakte M 664, Dr. Otto Baars; StaH 332-5 Standesämter, 7284 u. 572/1944 Iwan Ragulina; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64332 u. 572/1944 Iwan Ragulina; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; StaH 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Band 2; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646058, Geburtsurkunde 2.1.2.1 / 77029040 Alexan Ragulina, Geburtsurkunde 2.1.2.1 / 77029042 Iwan Ragulina; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.

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