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Walodja Woronzow * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


WALODJA
WORONZOW
GEB. 20.4.1944
ERMORDET 3.6.1944

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Walodja Woronzow, geb. am 20.4.1944 in Hamburg, gestorben am 3.6.1944

Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn


Walodja Woronzow kam am 20. April 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Maria Mamatowa, geb. am 25.6.1924 in Oripnoje/Kursk, war griechisch-katholischen Glaubens und vermutlich nicht verheiratet. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, musste sie zunächst in Gotenhafen Zwangsarbeit leisten. Dort traf sie vermutlich Georg Woronzow, geb. am 15.8.1913 in Leningrad. Ob sie ihn schon vorher oder erst jetzt kennengelernt hatte, ist nicht bekannt. Georg Woronzow war ebenfalls als "ausländischer Arbeiter" zur Zwangsarbeit in Gotenhafen eingesetzt, untergebracht im "Lusticker Lager", Baracke 9, Stube 5.

Maria Mamatowa wurde schwanger und im dritten Monat ihrer Schwangerschaft, am 18. Oktober 1943, als "Ostarbeiterin" von Gotenhafen nach Hamburg-Horn in das Lager Querkamp verlegt. Als sie im sechsten Monat schwanger war, kam sie nach Hamburg-Langenhorn zur Zwangsarbeit für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK). Sie war im "Ostarbeiterlager Tannenkoppel", Weg 4, untergebracht.

Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde sie im Krankenhaus Alsterdorf aufgenommen. Ihr Sohn musste mit Kaiserschnitt entbunden werden. Nach fünfzehn Tagen, am 5. Mai 1944, kam sie mit ihrem Sohn Walodja zurück in das Lager Tannenkoppel. Dort musste Walodja die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.

Walodja verstarb dort am 3. Juni 1944 um 7:30 Uhr. Der "Rechnungsführer" Johannes Heller zeigte den Sterbefall beim Standesamt mündlich an. In der Todesanzeige des Polizeipräsidenten, unterzeichnet "i. A. Behrmann L. A.", ist als Todesursache, ohne "amtliche Ermittlungen" und ohne Benennung eines Arztes, "Bronchitis" angegeben.

Walodja wurde 1 Monat und 2 Wochen alt.

Dreizehn Tage nach seinem Tod fand seine Beisetzung am 16. Juni 1944 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 4, Nr. 21. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Zwei Monate nach der Beisetzung war Walodjas Vater Georg Woronzow, zwei Tage vor seinem 31-sten Geburtstag, am 17. August 1944 um 0:15 Uhr, in Kiel im Gemeinschaftslager Drachensee, Rendsburger Landstraße, gestorben. Dorthin war er, registriert unter der Nummer 923, zwischenzeitlich zur Zwangsarbeit verlegt worden. Als Todesursache ist "Opfer des Luftangriffs" angegeben. Seine Beisetzung erfolgte durch den Beerdigungsunternehmer Georg Wichmann auf dem Friedhof Kiel-Eichhof, 61/118.

Walodjas Mutter Maria Mamatowa musste seit dem 2. Oktober 1944 bis zum Kriegsende für die Deutsche Werft A.G. Zwangsarbeit leisten. Am 1. Januar 1945 wurde sie nach Hamburg-Finkenwärder in das Lager Finksweg verlegt. Nach Kriegsende wurde sie im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn vom 10. Mai bis zum 16. Mai 1945 stationär an einer "Fußverletzung" behandelt. In der Krankenhausliste sind ihre Geburtsdaten mit 26. Mai 1924 Kursk angegeben. Danach wurde sie in das ehemalige "Ostarbeiterlager" Blaue Brücke, Hamburg-Harburg, überstellt.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 1 b, Geburtsreg. 406/1944 Walodja Woronzow; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 81, S. 274; StaH 131-1 II, 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 262; 332-4, Ermittlungen der Registerstelle für den Internationalen Suchdienst in Arolsen und andere Stellen über den Tod ausländischer, vereinzelt auch deutscher Staatsangehöriger in der NS-Zeit, Nr. 2142; StaH 332-5 Standesämter, 9952 u. 924/1944 Walodja Woronzow; StaH 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Band 2, S. 164; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Krankenhaus Alsterdorf 2.1.2.1 / 70646171, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 77069646 Walodja Woronzow, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77108208 Walodja Woronzow, Sterberegister 2.2.2.8 / 77160820, 2.2.2.2 / 76903267 Georg Woronzow, Georg Woronzow Doku 0.1 / 61361971, DE ITS 2.1.2.1 HA 001 11 RUS ZM/70648725; www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, einges. 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsreg. 1944.

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