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Bereits verlegte Stolpersteine



Erika Piepenbrink * 1921

Wilstorfer Straße 45 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
ERIKA PIEPENBRINK
JG. 1921
EINGEWIESEN 1942
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 14.7.1943
HEILANSTALT HADAMAR
ERMORDET 24.8.1944

Weitere Stolpersteine in Wilstorfer Straße 45:
Bernhard Schreiber

Erika Piepenbrink, geb. am 1.9.1921 in Harburg, eingewiesen in die Heil– und Pflegeanstalt Langenhorn am 23.3.1942, 'verlegt' in die Landesheilanstalt Hadamar am 14.7.1943, dort ermordet am 24.8.1944

Stadtteil Harburg, Wilstorfer Straße 45 (früher Müllerstraße 3)

Erika Piepenbrink wurde am 1. September 1921 in Harburg geboren. Sie wohnte mit ihren Eltern August und Dora und 7 Geschwistern in der Müllerstraße 3. Nach der Schulentlassung arbeitete sie von November 1936 bis Ende Januar 1942 als Hausangestellte und als Arbeiterin in verschiedenen Firmen. Durch ihr auffälliges Verhalten verlor sie immer wieder nach sehr kurzer Zeit ihre Arbeitsstelle.

Am 7. Oktober 1937 - im Alter von 16 Jahren - wurde sie im Krankenhaus Harburg zwangsweise sterilisiert.

Ab dem 31. Januar 1942 lebte Erika Piepenbrink im Versorgungsheim Oberaltenallee. Von dort wurde sie am 23. März 1942 mit der Diagnose "Debilität" in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt. Den Eltern wurde auf Anfrage mitgeteilt, dass der Zustand der Tochter unverändert sei und mit einem Aufenthalt von einem Jahr zu rechnen sei.

Schon ab August 1942 betrieb die Sozialverwaltung allerdings die Entmündigung der Patientin. Den Eltern wurde dringend abgeraten "irgendwelche Verpflichtungen bzgl. Erika" zu übernehmen. Ein von den Eltern beantragter Weihnachtsurlaub der Patientin wurde wegen "Erbkrankheit" abgelehnt. Am 9. März 1943 befürwortete auch der behandelnde Arzt die Entmündigung der "kritiklosen, asozialen Kranken".

Am 14. Juli 1943 wurde Erika Piepenbrink in die Landesheilanstalt Hadamar 'verlegt'. Auch dort erkundigen sich die Eltern nach dem Zustand der kranken Tochter. Am 4. Januar 1944 antwortete das Personal der Mutter "daß Erika in der Jetztzeit des totalen Kriegseinsatzes nicht nach draußen gehört" und "körperlich geht es ihr gut".

In der Tötungsanstalt Hadamar wurden zwischen Januar 1941 und März 1945 etwa 14.500 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet. Zwischen Januar und September 1941 starben etwa 10.000 Patienten in der Gaskammer. Nach Abbau der Gaskammer wurden die Morde ab August 1942 durch Ärzte und Pfleger fortgesetzt. Etwa 4.500 Patienten starben durch tödliche Injektionen, Nichtbehandlung von Krankheiten oder verhungerten.

Eintrag in der Krankenakte Erika Piepenbrink am 23.8.44: "Erkrankt an Lungenentzündung. Hohes Fieber, Herzschwäche".

Erika Piepenbrink starb einen Tag später am 24.8.1944.

Stand: August 2020
© Margrit und Helmut Rüth

Quellen: StaHH 352-8/7 Abl. 1/1995 Nr. 29644, Adressbuch Harburg 1937; Hamburger Gedenkbuch Euthanasie. Die Toten 1939-1945 (Jenner/Wunder), Hamburg 2019, S. 428, Gedenkstätte Hadamar, schriftl. Auskunft v. 27.7.2020.

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