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Frieda Polack * 1897

Kurze Straße 10 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
FRIEDA POLACK
JG. 1897
DEPORTIERT 1941
RIGA-JUNGFERNHOF
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Kurze Straße 10:
Bernhard Elias, Hirsch Isaac Polack

Frieda Polack, geb. 10.1.1897 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof
Hirsch Isaac Polack, geb. 4.5.1867 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof

Kurze Straße 10

Hirsch Isaac Polack, Hermann genannt, wurde am 4. Mai 1867 als Sohn von Isaac Hirsch Polack (geb. 27.12.1828, gest. 30.1.1908) und Hödchen, geb. Cohn (geb. 11.6.1836, gest. 27.9.1915) in Hamburg geboren. Sein Vater verdiente den Lebensunterhalt als Privatlehrer und fungierte als Vorbeter der Jüdischen Gemeinde. Die Familie wohnte zunächst in der Schlachterstraße Hof 41 und dann im benachbarten jüdischen Lazarus-Gumpel-Stift. Der Großvater mütterlicherseits, Ruben Simon Cohn, handelte in der Kleinen Schmiedestraße 23 in Altona mit "Hebräischen Büchern".

Hirsch Polack und seine zwei Brüder ergriffen handwerkliche Berufe: Hirsch wurde Ziseleur (verzierende Metallbearbeitung), Jesaias (geb. 27.12.1872) Uhrmacher und der jüngste Ruben (geb. 13.8.1877, gest. 6.3.1902) "Lederarbeiter".

Am 22. Mai 1896 heiratete Hirsch Polack die Stickerin Louise Salomon, geboren am 26. Juni 1862. Zum Zeitpunkt der Eheschließung hatte er sein Elternhaus bereits verlassen und wohnte im Teilfeld 41. Seine Braut lebte bei ihrer verwitweten Mutter Sophie Salomon, geb. Brummer in der Schlachterstraße 46/47. Ihre Familien waren Nachbarn im Lazarus-Gumpel-Stift. Louises Vater, der Zigarrenarbeiter Hirsch Michel Salomon, war schon im Jahre 1876 verstorben und so übernahm ihr Bruder Max Salomon (s. Paula Lewald und Sara Selma Salomon, www.stolpersteine-hamburg.de), der als Buchbinder mit seiner Familie im Alten Steinweg 63 wohnte, die Funktion ihres Trauzeugen.

Hirsch und Louise Polack blieben in der Nähe ihrer Familien: Sie zogen in die Schlachterstraße 16, wo Tochter Frieda am 10. Januar 1897 geboren wurde. Die Familie wohnte 1907 in der Elbstraße 10 (heute Neanderstraße), ab 1912 in der Kurzestraße 10 (heute Kurze Straße). Am 11. November 1919 verstarb Louise Polack im Alter von 57 Jahren im Eppendorfer Krankenhaus.

Hirsch Polack und seine ledige Tochter Frieda behielten die Wohnung in der Kurzestraße 10 und nahmen ihren langjährigen Untermieter Bernhard Elias (s. www.stolpersteine-hamburg.de) bei sich auf.

Zum Zeitpunkt ihrer Deportation lebten Vater und Tochter in der Schlachterstraße 46/47 im ehemaligem Lazarus-Gumpel Stift, jetzt ein sogenanntes Judenhaus. Wahrscheinlich hatten sie, nachdem am 30. April 1939 das "Reichsgesetz über die Mietverhältnisse mit Juden" in Kraft getreten war, ihre Wohnung verlassen müssen.

Hirsch Isaac und Frieda Polack wurden am 6. Dezember 1941 mit insgesamt 753 Jüdinnen und Juden von Hamburger nach Riga deportiert. Da aber das Getto in Riga bereits mit lettischen Juden überfüllt war, schuf die SS mit einer Mordaktion "Platz" für die Neuankommenden. Deshalb wurde der Hamburger Transport während der Fahrt in das nahe bei Riga gelegene, heruntergekommene "Gut Jungfernhof" umgeleitet, wo sie im strengen Winter in provisorisch eingerichteten Scheunen und Viehstellen untergebracht wurden. Einige starben bereits vor ihrer Ankunft in den ungeheizten Güterwaggons, fast alle, die den Winter überlebt hatten, wurden im März 1942 in einem Wald bei Riga erschossen.

Hirsch Polack war zum Zeitpunkt der Deportation 74 Jahre alt. Nach den Richtlinien, die das Reichssicherheitshauptamt den örtlichen Gestapostellen zukommen ließ, hätte er wegen seines Alters nicht mit deportiert werden dürfen. Seine Tochter Frieda, auf der Deportationsliste als "Arbeiterin" verzeichnet, war 44 Jahre alt. Wann und wo sie ums Leben kamen, ist unbekannt.

Stand: April 2022
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 6; 9; StaH 332-5 Standesämter 1910 u 3703/1877; StaH 332-5 Standesämter 2868 u 571/1896; StaH 332-5 Standesämter 2427 u 115/1897; StaH 332-5 Standesämter 502 u 356/1902; StaH 332-5 Standesämter 3081 u 38/1907; StaH 332-5 Standesämter 6881 u 104/1908; StaH 332-5 Standesämter 8028 u 614/1915; StaH 332-5 Standesämter 9777 u 2727/1919; StaH 522-1 Jüdische Gemeiden 385; Meyer: Verfolgung, S. 79-87.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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