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Bereits verlegte Stolpersteine



Ausweisbild Thekla Wolff
Thekla Wolff
© Stadtarchiv Friedrichstadt

Thekla Wolff (geborene Franken) * 1889

Brahmsallee 12 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Brahmsallee 12:
Lilli Freimann, Benjamin Perlmann, Elsa Perlmann, Karin Wolff, Uri Wolff, Willi Wolff, Johanna Wolff, Ludwig Wolff, Max Wolfsohn, Margarethe Wolfsohn

Willy (Willi) Wolff, geb. am 18.5.1891 in Friedrichstadt, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk
Thekla Wolff, geb. Franken, geb. am 9.2.1889 in Hackenbroich, am 18.11.1941 deportiert nach Minsk
Johanna (Henny) Wolff, geb. am 13.3.1911 in Hackenbroich, am 18.11.1941 deportiert nach Minsk
Ludwig Wolff, geb. am 12.12.1913 in Hamburg, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk
Karin Wolff, geb. am 27.12.1937 in Hamburg, am 18.11.1941 deportiert nach Minsk
Uri Wolff, geb. am 12.12.1940 in Hamburg, am 18.11.1941 deportiert nach Minsk

Brahmsallee 12

Die Familie Wolff stammte aus Friedrichstadt in Schleswig. Dort wurde Willy Wolff am 18.5.1891 als Sohn des Schlachtermeisters Emanuel Wolff und der Betty, geb. Behrens, geboren. Friedrichstadt hatte seit dem 17. Jahrhundert eine Jüdische Gemeinde. Die Stadt wurde 1621 unter dem Gottorfer Herzog Friedrich III. von holländischen Glaubensflüchtlingen, den sogenannten Remonstranten, gegründet. Ihre Glaubensrichtung war ausgesprochen friedlich und auf religiöse Duldung ausgerichtet. So kam es, dass in Friedrichstadt fünf Konfessionen miteinander lebten: Lutheraner, Katholiken, Mennoniten, Remonstranten, Juden. Von der Aktivität jüdischer Händler versprach sich der Herzog wirtschaftliche Impulse für sein Land. Deshalb bedurften die Juden keines besonderen Privilegs, um sich in Friedrichstadt anzusiedeln. In ihrer Blütezeit verfügte die Jüdische Gemeinde über eine Synagoge, ein Ritualbad, einen Friedhof, eine Schule und einen Schächter. Es gab vielfältige Kontakte zwischen Christen und Juden. Mitte des 19. Jahrhunderts waren von den 2472 Friedrichstädter Einwohnern 421 Juden, also 17 Prozent. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zogen etliche Juden aus Friedrichstadt weg, weil sie sich im Zuge der allgemeinen bürgerlichen Gleichstellung nun an für sie attraktiveren Orten niederlassen konnten. Die Gesamtbevölkerung des Landstädtchens nahm ab. Am Ort blieben die alteingesessenen Familien, zu denen die Wolffs gehörten. Julius Wolff, der 1887 geborene Bruder von Willy Wolff, arbeitete als Schächter und leitete die männliche Beerdigungsbruderschaft; er war betraut mit dem Aufgabenbereich der Unterstützung von Bedürftigen und Kranken und mit Bestattungsangelegenheiten. Die ganze Familie Wolff hielt sich noch streng an die jüdischen Gebote, an Speiseregeln und an die Arbeitsruhe am Schabbat.

Willy Wolff besuchte von Frühjahr 1897 bis April 1903 die Bürgerschule in Friedrichstadt. Mit guten bis sehr guten Zeugnissen wurde er in die berufsbildende Rackowschule abgemeldet. 1905 schrieb er in Schönschrift seinem christlichen Freund Georg Behlau ins Poesiealbum "Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht." 1906 wohnte er als Kaufmannslehrling in der Westermarktstraße 17; am Jahresende meldete er sich nach Kitzingen am Main ab. Dort war er Lehrling bei der Wein- und Getreidehandlung Gerseck & Sohn. Während der Ausbildung erhielt er Wäsche, Kleidung und Taschengeld von seinen Eltern. Erst als Geselle hatte er ein eigenes Einkommen. Als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg erhielt der Gefreite Willy Wolff das Eiserne Kreuz für Tapferkeit und wurde 1915 zum Unteroffizier befördert. In dieses Jahr fiel auch seine Eheschließung. Am 2. Mai 1915 wurden Willy Wolff und die in Hackenbroich bei Neuss am 8.2.1889 geborene Thekla Franken in Dormagen getraut. Ihre gemeinsame Tochter Johanna (Henny) war schon 1911 in Hackenbroich geboren worden. Im Dezember 1915 hielt sich das Paar in Friedrichstadt auf, wo die junge Frau nun polizeilich gemeldet war. Schon bald kehrten beide wieder nach Kitzingen zurück. Der Sohn Emil (Emanuel) kam am 14.6.1917 in Hackenbroich zur Welt. Ob Thekla Wolff nur zur Geburt in ihre Heimatstadt ging, oder ob sie schon vorher längere Zeit dort lebte, lässt sich nicht feststellen. Jedenfalls zogen beide Eheleute noch im selben Jahr mit zwei Kindern nach Friedrichstadt, wo die folgenden fünf Töchter zur Welt kamen: Fränze, geb. 2.12.1919; Bertha, geb. 26.1.1922, gestorben im Dezember 1930; Ruth, geb. 8.4.1924; Margot, geb. 2.5.1926; Renate, geb. 11.4.1931.

Willy Wolff fiel die Existenzgründung in seiner Vaterstadt nicht leicht. 1919 erhielt er als Kaufmann einen Wandergewerbeschein ausgestellt, der ihn als "zuverlässig im Handel" auswies. Erlaubt wurde ihm der Handel mit Wein, Zigarren, Eiern und bezugsfreien Manufakturwaren, verboten der Handel mit geistigen Getränken. Den An- und Verkauf von Eiern gegen Bezugskarten in der Westermarktstraße 17 machte er durch Inserate in der Ortszeitung bekannt. Nach einer Personenbeschreibung können wir uns den 28-jährigen Willy Wolff so vorstellen: 1,62 Meter groß, blaue Augen und blonde Haare. Er begegnet uns als Viehhändler, dann als Vertreter der Textilgroßhandlung von Bruno Levy, zeitweilig auch der jüdischen Großfirma M.&E. Gans für Schneider- und Kleidungs-Zubehör in Borken/Westfalen. In der Friedrichstädter Gesellschaft war Willy Wolff fest integriert. Er trat 1920 in die Ringreitergilde ein, eine sportliche Besonderheit des Orts, wurde Ersatzmann eines Elternbeirats, im Kegelverein gewann er gelegentlich den Tagespreis und wurde 1928 in den Friedrichstädter Kriegerverein aufgenommen. Im selben Jahr zeigte er seine Geschäftsübernahme des neu instand gesetzten Restaurants "Friedrichstädter Hof" an, das "Gute Speisen und Getränke zu jeder Tageszeit" anbot. Lange scheint Wolff das Restaurant nicht betrieben zu haben, er arbeitete vor allem in seinem Beruf als Handelsvertreter. Die Familie lebte in der Westerhafenstraße 14 zur Miete in einer 3½ Zimmer Wohnung. Die berufliche Tätigkeit des Vaters erlaubte der kinderreichen Familie einen gut bürgerlichen Lebenszuschnitt. Als Beleg dafür galt, dass die Mutter nicht erwerbstätig sein musste. Allerdings traf ihn die große Wirtschaftskrise wie viele andere Unternehmer, in den Jahren 1932 und 1933 erhielt er vorübergehend Fürsorgeunterstützung.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten änderte sich auch in Friedrichstadt die bis dahin tolerante Stimmung. Für Juden wurde das Leben merklich schwieriger. Die Bevölkerung wurde zum Boykott gegen jüdische Geschäfte am Ort aufgerufen. Ein Kaufmann, der sich dem "Judenboykott" nicht anschloss, musste unter SA-Begleitung und Trommelwirbel durch die Stadt gehen, um den Hals ein Schild mit der Aufschrift "Ich bin ein Lump". Willy Wolff ließ sich nicht einschüchtern. In der "Friedrichstädter Zeitung" vom 3. April 1933 unterzeichnete er namentlich als "Staatsangehöriger jüdischen Glaubens und Frontkämpfer" folgenden Artikel: "Man beschuldigt uns, dass die Kampagne des Hasses und der Lügenhetze von den deutschen Juden ausgehe: bei den Juden läge es, die Lügner zurechtzuweisen, die deutschen Juden wollten dies aber nicht. Gegen diese Beschuldigung legen wir 565.000 deutschen Juden vor ganz Deutschland feierliche Verwahrung ein. Die deutschen Juden haben niemanden in Deutschland und in der Welt mittelbar oder unmittelbar zu schändlichen Verleumdungen oder gar zu irgendeiner Handlung gegen Deutschland veranlasst. Die deutschen Juden haben, soweit sie es vermochten, dagegen sofort das Äußerste getan, um jede Beleidigung des Heimatlandes, jede Beschimpfung der Regierung, jede Beschädigung der Volkswirtschaft unmöglich zu machen. Vor Gott und den Menschen stehen wir so gerechtfertigt da. Mit Würde und mit Mut werden wir die mitleidlosen Maßnahmen Deutscher gegen Deutsche auf eigener Heimaterde zu ertragen wissen."

Willy Wolffs öffentliches Bekenntnis zum Deutschtum wurde vom nationalsozialistischen Bürgermeister als "Großsprecherei" und staatsfeindlicher Umtrieb gewertet. In seiner Eigenschaft als "Ortspolizeibehörde" richtete er eine Anzeige an den Herrn Landrat in Schleswig. Darin wurden acht "besonders gefährliche Staatsfeinde" aufgeführt: vier Bibelforscher, drei Kommunisten und als letzter, handschriftlich angefügt, "Willi Wolff – Jude."

Waren die Arbeitsbedingungen jüdischer Händler durch antisemitische Maßnahmen auch stark eingeschränkt, weil Juden der Verkauf auf Bezugsscheine für Aussteuerwaren verboten wurde, so konnte Willy Wolff doch immer noch, wenn auch kümmerlich, die Familie ernähren. Im August 1938 aber verlor Wolff seine Arbeitsgrundlage. Sein Antrag auf Verlängerung des Wandergewerbescheins wurde mit "endgültigem Bescheid" abgelehnt. Der Bürgermeister bediente sich in seiner Begründung aller landläufigen Phrasen: "Nach Judenart gut getarnt" habe Wolff seine staatsfeindliche Einstellung, "nach der bekannten Judenmoral" habe er seinen Geschäftspartner übervorteilt, er sei Heuchler, Alkoholiker, Schürzenjäger usw. Als bewusste Demütigung wirkt das Fazit: "Obwohl Wolff nach Abgabe seines Wandergewerbescheines am 1.10.38 sofort der öffentlichen Fürsorge anheimfallen würde und aus diesem Grunde die Belassung des Wandergewerbescheines wünschenswert wäre, kann sie jedoch in politischer und spionagepolizeilicher Hinsicht nicht befürwortet werden."

Das wirkt wie ein Auftakt zum Pogrom vom 9./10. November 1938, das wie überall auch in Friedrichstadt grausame Schäden unter den Juden anrichtete. Die Zeugenaussagen einstiger Nachbarn spiegelten deren Unbehagen am Geschehenen: SA-Männer aus Husum seien in die Wohnung der Familie Wolff eingedrungen, hätten Familienbilder aus dem Fenster geworfen, Möbel umgestoßen und dabei die guten Gläser zerbrochen, das Radio auf dem Boden zertreten und Einrichtungsgegenstände demoliert. Andere Nachbarn widersprachen: Ganz so schlimm sei es nicht gewesen, die Schränke seien nur durchwühlt, nicht umgekippt worden. Vollends gingen die Meinungen auseinander, als es um die Frage ging, was denn aus den Möbeln und Gebrauchsgegenständen geworden sei, welche die Wolffs bei ihrem Wegzug aus Friedrichstadt zurückgelassen hatten.

Während des Pogroms wurden Willy Wolff und sein Sohn nach Flensburg und von dort ins KZ Sachsenhausen gebracht. Erst nach Wochen kamen sie wieder frei. Anschließend wurde Willy Wolff als "Arbeiter" zwangsweise zum Straßenbau an der B 5 nach Flensburg abkommandiert. In dieser Zeit wohnten er und seine Frau Thekla, der Sohn Emil und die 85-jährige Mutter von Willy, Betty, geb. Behrend, in der Prinzessstraße 17. Als Willy Wolff auf dem Weg zur Arbeitsstätte einen leichten Verkehrsunfall erlitt, wurde der Fall so bürokratisch korrekt behandelt wie bei jedem anderen Staatsbürger. Aber ständige kleine und große Schikanen machten den Juden das Leben in Friedrichstadt unerträglich. Eine jüdische Familie nach der anderen wich nach Hamburg aus. In der Großstadt, so hofften sie, würden einzelne Juden weniger auffallen. Am 22. Juni 1940 zogen auch die Eltern Wolff nach Hamburg zu ihrer Tochter Johanna zur Untermiete in die Kellerwohnung der Brahmsallee 12. Viel mehr als die Schlafzimmermöbel hatten sie nicht mitnehmen können. Sohn Emil war zwar schon unter dem 26. Oktober 1937 nach Hamburg, Brahmsallee 12, abgemeldet worden. Während des Novembers 1938 war er jedoch "stellenlos" wieder bei seinen Eltern in Friedrichstadt.

Der Sohn und die sechs Töchter von Thekla und Willy Wolff hatten unterschiedliche Schicksale. Die 1922 geborene Bertha starb im Alter von acht Jahren an einer septischen Angina. Johanna, genannt Henny, die Älteste, besuchte nach den Volksschuljahren die Talmud Tora Schule in Hamburg. 1926 begann sie eine Schneiderlehre und wurde im Atelier von Fräulein Lachmann zur Damenschneiderin ausgebildet. Johanna Wolff wohnte in Hamburg unter verschiedenen Adressen – Rappstraße 2, Wrangelstraße 14b, Grindelallee 188. Ihre Schwester Margot berichtete, Johanna habe auch ein französisches Diplom erworben. In Hamburg arbeitete sie für eine exklusive Kundschaft und verfügte über entsprechende Verdienstmöglichkeit. Sie wurde Mitglied der Hamburger Jüdischen Gemeinde, aber nicht zur Kultussteuer veranlagt. 1937 heiratete sie den Kolonialwarenhändler Ludwig Wolff, geboren am 12.12.1913 in Hamburg als Sohn von Willy Wolff und Emilie, geb. Budensberg. Offensichtlich war er nicht mit Johannas Familie verwandt. Johanna arbeitete nach ihrer Heirat weiter. Allerdings bekam sie als Jüdin nicht mehr viele Aufträge. Das junge Ehepaar lebte in der Brahmsallee 12, wo zwei Kinder geboren wurden: Karin am 27.12.1937 und Uri am 12.12.1940. Die Großeltern Thekla und Willy Wolff sollten nur diese zwei Enkel erleben und nichts mehr über ihre große Nachkommenschaft erfahren.

Tochter Fränze zog nach der Schulentlassung 1934 nach Stettin, um Haushaltsführung zu erlernen. Sie und auch ihre fünf Jahre jüngere Schwester Ruth konnten 1938 mit einem Visum für Hausangestellte nach England emigrieren. Die beiden Jüngsten, Margot und Renate, fanden über die Abteilung "Kinderauswanderung" der Reichsvereinigung Anfang 1939 Aufnahme in England. Alle vier Schwestern verheirateten sich später in England und gründeten Familien.

Auch Emil Wolff, der einzige Sohn, Schlachtergeselle, überlebte in verschiedenen Lagern die Schreckenszeit. Aus dem KZ Sachsenhausen wurde er zu seinen Eltern nach Friedrichstadt, Prinzessstraße 17 entlassen. Sofort beantragte und erhielt er einen Reisepass und zog nach Kiel. Dort arbeitete er im Seeschlachthof. Anfang 1940 wurde er als Jude entdeckt, floh zur dänischen Grenze und wurde dort gestellt, misshandelt und ins Gefängnis nach Kiel verbracht. In einem Sondergerichtsverfahren wurde ihm "Rassenschande" als "Verbrechen gehen das Blutschutzgesetz vom 15.9.1935" vorgeworfen. Das Urteil lautete auf acht Jahre Zuchthaus. In Auschwitz hatte er ein grauenhaftes Erlebnis, das er später eidesstattlich bekannt gab:
"Im November 1943 befand ich mich im Konzentrationslager Auschwitz. Ich war damals dem Kommando zugeteilt, das die Gaskammern auszuräumen und die Leichen zu verbrennen hatte. Unter den Leichen fand ich meinen Vater. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen und selbstverständlich sofort erkannt. Daher weiß ich, dass mein Vater im November 1943 in Ausch­witz vergast worden ist. Den Tag kann ich natürlich nicht angeben. Wir Gefangenen hatten keinen Kalender zur Verfügung." Aus Auschwitz nach Dachau verbracht, wurde er dort von den Amerikanern befreit. Am 15. August 1945 kehrte er nach Friedrichstadt zurück. Er heiratete die am 8.6.1922 geborene Genia Hechter aus Litauen. Zwei Kinder wurden geboren, Willy und Jacob Wolff. Die Familie wurde in Friedrichstadt gut aufgenommen. Sie wohnte "Am Binnenhaften 17". Emil Wolff trat 1947 in die Ringreitergilde ein und wurde 1949 "König". 1950 legte er die Meisterprüfung für das Schlachterhandwerk ab. Er nahm die zwölfjährige verwaiste Hannelore Jacoby bei sich auf. Sie war 1942 zusammen mit ihren Eltern nach Riga deportiert worden. Dort starb ihr Vater. Die Mutter, Clara Jacoby, geb. Behrend, erreichte auf dem Weg aus dem Lager Stutthof über die Ostsee gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter ihren Heimatort Friedrichstadt, wo sie kurz darauf an Typhus starb. Man brachte die Waise in den "Lemsterhof" bei Cismar, wo überlebende Kinder vorübergehend betreut wurden. Emil Wolff nahm das Mädchen in seine Familie auf. Aber in Deutschland bleiben wollte er nicht. Die Familie emigrierte nach Paraguay und lebte in Asunción, wo Emil Wolff 1999 starb.

In Hamburg, Brahmsallee 12, erhielten die Eltern Wolff und das junge Ehepaar mit den zwei Kindern den Deportationsbefehl nach Minsk im November 1941. Die Männer, Willy und sein Schwiegersohn Ludwig, wurden bereits dem Transport vom 8. November von insgesamt 968 Personen zugeteilt, die Frauen und Kinder zehn Tage später dem 407 Personen erfassenden Transport vom 18. November. Da für beide das Ziel Minsk angegeben war, hofften die Familien, sich dort wieder vereinigen zu können. Ob sie sich wirklich wiedergesehen haben, wo und wie sie den Tod erleiden mussten, wissen wir nicht.

Die Ansprüche an die Hansestadt Hamburg auf Wiedergutmachung für Schaden an Leben, Körper und Gesundheit, Eigentum und Vermögen, wirtschaftlichem und beruflichem Fortkommen betrieb Emil Wolff Ende der 1950er-, Anfang der 1960er-Jahre anwaltlich in Erbengemeinschaft mit drei seiner in England lebenden Schwestern. Für die inzwischen verstorbene Ruth gingen die Ansprüche auf ihren Witwer und ihren Sohn über.

In Friedrichstadt erinnern Stolpersteine an Willy Wolff, seinen Bruder Julius Wolff und an 23 weitere Friedrichstädter Juden, die von Hamburg aus in den Tod geschickt wurden.

Stand: September 2016
© Inge Grolle

Quellen: StaH 351-11/11161 = Erbengemeinschaft Wolff, Thekla; StaH 351-11/ 13740 Wiedergutmachungsakte Willy Wolff, Bl. 59; 351-11/42345, Anträge auf Wiedergutmachung von Renate Kessler und Fränze Swann nach Johanna, Karin, Uri Wolff; Parak, Juden in Friedrichstadt; Goldberg, Abseits; Christiane Thomsen: Auskünfte und Kopien aus dem Stadtarchiv Friedrichstadt.

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