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Bereits verlegte Stolpersteine



Semjon Pogrebnikow * 1918

Langenhorner Chaussee 625 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


SEMJON
POGREBNIKOW
JG. 1918
RUSSLAND
ZWANGSARBEIT
EINGEWIESEN 14.2.1944
KRANKENHAUS ALSTERDORF
TOT 2.3.1944

Weitere Stolpersteine in Langenhorner Chaussee 625:
Mina Buijs, Alexandera Daschewskaja, Leonid Dubik, Grigor Gonsarenko, Ewgenia Masalewskaja, Prokop Moskalenko, Sofia Nietrzebka, Albino Pietrogiovanna, Marija Tschechanowitsch, Dimitri Woloschin

Semjon Pogrebnikow, geb. am 24.12.1918 Leningrad, verstorben am 2.3.1944 in Hamburg

Langenhorner Chaussee neben 625, Gedenkort

Semjon Pogrebnikow (geb. 24.12.1918 in Leningrad) und Galina Pogrebnikowa (geb. 12.5.1922 in Molodga) waren verheiratet und römisch-orthodoxen Glaubens. Aus Russland verschleppt, mussten sie in Hamburg-Langenhorn für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK) Zwangsarbeit leisten. Sie waren getrennt voneinander im Frauen- und Männerlager des "Ostarbeiterlagers Tannenkoppel" untergebracht. Galina Pogrebnikowa war in dieser Zeit schwanger. Ihre Tochter Damara wurde am 14. August 1943 in diesem Zwangsarbeitslager geboren.

Semjon Pogrebnikow kam am 14. Februar 1944 mit der Diagnose "Pneumonie" (Lungenentzündung) zur Aufnahme in das Krankenhaus Alsterdorf. Wenige Wochen später verstarb er dort am 2. März 1944. Semjon Pogrebnikow war 26 Jahre alt. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Lungenabscess, Kreislaufschwäche" angegeben.

Dreizehn Tage später fand seine Beisetzung durch die Großhamburgische Bestattungsgesellschaft (GBG) am 15. März 1944 um 10:00 Uhr "mit Dekoration und Harmonium- bzw. Orgelmusik" auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage Bp 73, Reihe 5, Nr. 29. Eine Grabsteinplatte mit seinem eingemeißelten Namen, jedoch anders als in der Sterbeurkunde, mit dem Nachnamen "Togrebnikow", und den Geburts- und Sterbedaten erinnert dort noch heute an ihn.

Einen Monat nach seinem Tod, am 5. April 1944 kam seine Tochter Damara (geb. 14.8.1943) mit der Diagnose "Dyspepsie" (Verdauungsstörung) in das Hamburger Ausweichkrankenhaus Wintermoor. Während ihres dortigen Aufenthaltes wurde ihre Mutter Galina Pogrebnikowa am 15. Mai 1944 mit der Diagnose "Diphterie" in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingewiesen und nach zwölf Tagen am 23. Mai 1944 wieder zurück in das Zwangsarbeitslager Tannenkoppel entlassen.

Damara kehrte nach viereinhalbwöchigem Aufenthalt im Ausweichkrankenhaus Wintermoor am 13. Juni 1944 ebenfalls zurück in das Lager Tannenkoppel. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie dort völlig unzureichend.

Vier Monate später erkrankte sie erneut und wurde am 5. Oktober 1944 in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn mit der Diagnose "Ernährungsstörung" eingeliefert. Dort verstarb sie am 29. Oktober 1944 um 7:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Ernährungsstörung Lungentbc" und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Damara wurde 1 Jahr, 2 Monate und 15 Tage alt.

Acht Tage nach ihrem Tod fand ihre Beisetzung durch die Großhamburgische Bestattungsgesellschaft (GBG) am 6. November 1944 um 9:00 Uhr auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage Bo 63, Reihe 33, Nr. 16. Ihr Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 30 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Bo 63 eingeebnet.

Galina Pogrebnikowa hatte innerhalb von acht Monaten ihren Ehemann und ihre Tochter verloren.

Ein Stolperstein erinnert an Damara, zusammen mit weiteren 48 Stolpersteinen für die verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus dem Lager Tannenkoppel, in der Essener Straße 54 (Siehe Biographien www.stolpersteine-hamburg.de).

Für Galina Pogrebnikowa erfolgte am 14. November 1944 die Verlegung zur Zwangsarbeit bei der Deutschen Werft bis zum Kriegsende am 3. Mai 1945.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: StaH, 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 94, 267, u. 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 221; StaH, 332-5 Standesämter, Sterbefallsammelakten, 64351 u. 1560/1944 Damara Pogrebnikowa; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9951 u. 361/1944 Semjon Pogrebnikow, 9954 u. 1560/1944 Damara Pogrebnikowa; StaH, 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Bd. 2, S. 95; Standesamt Hamburg 1b, Geburtsregister, 737/1943 Damara Pogrebnikowa; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944 Nr. 1613; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Krankenhaus Alsterdorf 2.1.2.1 / 70646057, Krankenhausliste Krankenhaus Wintermoor 2.1.2.1 / 70646173, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 77024757 Damara Pogrebnikowa, Sterbeurkunde 2.2.2.4 /77098409 Damara Pogrebnikowa; Arolsen Archives Online-Collections, 2.1.2 Britische Besatzungszone in Deutschland/Namenlisten über Ausländer, die sich auf dem ehemaligen Reichsgebiet aufgehalten haben, Sig. 10004867, Russisches Rotes Kreuz, Moskau, 2.2.2 Verschiedene Behörden und Firmen (Einzelpersonen-bezogene Unterlagen)/Dokumente ohne zugeordnete Sig. 02020202 oS, DE ITS 2.1.2.1 HA 001 11 RUS ZM/70648729; Margot Löhr: Ein Gedenkbuch. Die vergessenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Hamburg – ermordet durch Vernachlässigung und Unterernährung, 2 Bde., Hamburg 2020, Bd. 2, S. 490 f. (Damara Pogrebnikowa); Friederike Littmann: Zwangsarbeit in der Hamburger Kriegswirtschaft 1939–1945, http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen am: 28.2.2022.

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