Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Gustav Jordan * 1869

Horstlooge 35 (Wandsbek, Volksdorf)

1942 Theresienstadt
1942 Treblinka
ermordet

Weitere Stolpersteine in Horstlooge 35:
Gella Streim, Clara Tuch, Dr. Theodor Tuch

Gustav Jordan, geb. 13.8.1869 in Hechingen, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiter deportiert am 21.9.1942 nach Treblinka, dort ermordet.

Gustav Jordan besaß eine Kaffeegroßhandlung an der Kattrepelbrücke 1 in der Hamburger Altstadt. Als er nach 1933 sein Geschäft nicht weiterführen durfte, war er bereits Mitte sechzig und zog sich nach Volksdorf zurück, wo er am Ende der Straße Horstlooge ein Haus mit großem Garten bewohnte. Hier lebte der Witwer Jordan allein und wohl eher unauffällig, bis 1939 die Lehrerin Gella Streim und das Ehepaar Clara und Dr. Theodor Tuch bei ihm eingewiesen wurden. In Volksdorf sprach man seither vom "Judenhaus", wenn man die Horstlooge 35 meinte, wenngleich das Haus nach dem Krieg nicht auf der Liste der für die Wiedergutmachung anerkannten "Judenhäuser" stand.

Die vier Hausbewohner kämpften gemeinsam gegen Hunger und Kälte – aber in dem erzwungenen engen Zusammenleben oft auch gegeneinander. Beides findet sich dokumentiert in Theodor Tuchs tagebuchartigen Aufzeichnungen "An meine Tochter Edith Blumenfeld". Am 7. März 1942 heißt es beispielsweise: "Heute Morgen -17°C. Wir sind seit Dec. wie Polarforscher, die mit ihrem Schiff im Eise festgefroren, nichts hören, nichts sehen und sich am liebsten gegenseitig auffressen möchten."

Der "landlord", wie Theodor Tuch den Hauswirt Jordan nannte, hatte aus Sicht seiner unfreiwilligen Untermieter zwei Seiten. "Ein gefälliger Mensch, der psychische Hemmungen empfindet, wenn er die schönen Kohlen, die teuren, ins Feuer werfen soll." (22.1.42)

Von der vierköpfigen Hausgemeinschaft überlebte niemand. Am 19. Juli 1942 musste der fast 73jährige Gustav Jordan zusammen mit dem Ehepaar Tuch die Horstlooge verlassen, seinen Hausschlüssel auf der Polizeidienststelle am Rockenhof abgeben und am Hannöverschen Bahnhof den Deportationszug nach Theresienstadt besteigen. Am 21. September 1942 wurde er ins Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.

© Ursula Pietsch

Quellen: 1; 7; Theodor Tuch, An meine Tochter, Aufzeichnungen eines Hamburger Juden 1941/42, hrsg. von Ursula Randt, in: Bulletin des Leo Baeck Instituts, Jerusalem, 1985, S. 6–32; Yael Seligmann, Brief vom 22.8. an den Hrsg. des Leo Baeck Instituts.

druckansicht  / Seitenanfang