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Bereits verlegte Stolpersteine



Majer Martin Friedmann * 1905

Wohlers Allee 62 (Altona, Altona-Altstadt)


HIER WOHNTE
MAJER MARTIN
FRIEDMANN
JG. 1905
"POLENAKTION" 1938
BENTSCHEN / ZBASZYN
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN

Weitere Stolpersteine in Wohlers Allee 62:
Anna Friedmann, Taube Toni Friedmann, Chaja Susi Friedmann, Lea Lydia Friedmann, Zipora Rahel Friedmann

Adolf Uscher Friedmann, geb. am 18.11.1907 in Liesicz (Lysiecz) nahe Tschenstochau
Bertha (Brandla) Friedmann, geb. Lundner, geb. am 15.3.1903
Hanna Toni Friedmann, geb. am 31.7.1928 in Altona
Bertha Ruth Friedmann, geb. am 15.4.1930 in Altona
Siegbert Friedmann, geb. am 4.11.1931 in Altona
Golda Freide Friedmann, geb. am 21.8.1933 in Altona
Rebecka (Mirjam) Friedmann, geb. am 23.11.1934 in Altona
alle ausgewiesen am 28.10.1938 nach Zbaszyn/Bentschen, Polen, und ermordet im besetzten Polen

Wohlers Allee 38, Altona-Altstadt

Martin (Meir Marcus Majer) Friedmann, geb. am 28.2.1905 in Solotwina, Galizien
Anna Friedmann, geborene Weissmann, geb. am 28.5.1904 in Wybranowka, Galizien
Taube Toni (Tilly) Friedmann, geb. am 9.5.1927 in Altona
Susi (Sara Chaja) Friedmann, geb. am 20.2.1929 in Altona
Lea (Lydia) Friedmann, geb. am 25.9.1930 in Altona
Rahel (Zipora) Friedmann, geb. am 8.2.1935 in Altona
alle ausgewiesen am 28.10.1938 nach Zbaszyn/Bentschen, Polen, und ermordet im besetzten Polen

Wohlers Allee 62, Altona-Altstadt)

Die Familie Friedmann wanderte 1909 aus dem ehemaligen Österreich-Ungarn in das damals preußische Altona ein. Sie bestand derzeit aus Salomon Friedmann, geboren am 21. August 1876 in Bohorodzany im österreichischen Galizien, seiner Ehefrau Golde Freide (Frieda), geborene Tyger (Tiger), geboren am 4. Februar 1881 in Solotwina, einem kleinen Ort im damaligen Königreich Ungarn, und den Söhnen Meir Marcus (auch Martin, Majer), geboren am 28. Februar 1905 in Solotwina, 100 km nordwestlich von Lviv (Lemberg) gelegen, sowie Adolf Uscher Friedmann, geboren am 18. November 1907 in dem Dorf Liesicz (Lysiecz), das sich 14 km von Tschenstochau im Süden Polens (Kongresspolen oder Russisch-Polen) befand.

Salomon Friedmann und Golde Freide Tyger hatten 1905 geheiratet. Zur Zeit seiner Einwanderung nach Altona war Salomon Friedmann österreichischer Staatsangehöriger. Im späteren Wiedergutmachungsverfahren wurde behauptet, Salomon Friedmann sei nach dem Ersten Weltkrieg automatisch polnischer Staatsangehöriger geworden. In der Legitimationskarte von 1930 jedoch heißt es "Staatsangehörigkeit Osterreich". Dies wurde damit erklärt, dass Salomon Friedmann auch nach 1918 als österreichischer Staatsangehöriger geführt wurde und sich nie um die Richtigstellung seiner Nationalität gekümmert habe. Am 17. April 1928 erhielt er vom polnischen Konsulat einen Fremdenpass, in dem es übersetzt hieß, "Dieser Pass ist gültig für Reisen nach Polen und ins Ausland". Das Legitimationsdokument wurde jährlich bis zum Oktober 1934 verlängert. Mit der Heirat erhielt Golde Freide Tyger die Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes.

Salomon Friedmann war zunächst als Reisender (Vertreter) unterwegs. Er gründete dann in Altona ein Weißwarengeschäft (Weisswaren: frühere Bezeichnung für Wäsche/ Unterwäsche) und einen Handel mit gebrauchten Säcken, die er gegen Ratenzahlung verkaufte. Im Adressbuch von 1914 wurde Salomon Friedmann in der Lerchenstraße 65, Terrasse D, aufgeführt. Nach mehreren Wohnungswechseln, u.a. in die Adolphstraße 158 (heute Bernstorffstraße) gab er seinen Wohnsitz ab 1920 mit der Adolphstraße 95 an.

In der Ausgabe des Altonaer Adressbuches von 1929 wurde Salomon Friedmann als Eigentümer des Wohngebäudes Allee 254 (heute Max-Brauer-Allee) angeführt. Im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses bewohnte die Familie Friedmann eine geräumige Vier-Zimmer-Wohnung mit Nebenräumen, in der ein Zimmer als Geschäftsraum genutzt wurde. Die Tochter Bertha (Brane) berichtete später, die Geschäfte seien so profitabel gelaufen, dass Salomon Friedmann das Gebäude Allee 254 habe kaufen können.

Die während des Zuzugs nach Altona vierköpfige Familie vergrößerte sich in den folgenden Jahren: Am 18. April 1911 wurden Toni Taube, am 13. Juni 1913 Bertha (Brane), am 16. September 1918 Oskar (Osias Jehoshua) und am 26. Februar 1921 Josef Samuel geboren. Als sie schulpflichtig wurden, besuchten die Kinder die Israelitische Gemeindeschule in der Grüne Straße 5 (heute Kirchenstraße) und im Anschluss die Grohne’sche bzw. die Frick’sche Handelsschule in Hamburg.

Die Familie Friedmann traf ein schwerer Schicksalsschlag, als Golde Freide Friedmann am 12. April 1932 im Alter von 51 Jahren starb. Der jüngste Sohn, Josef Samuel, war zu dieser Zeit erst elf Jahre alt.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten war Salomon Friedmann als frommer Jude mit Vollbart, Schläfenlocken und langem Kaftan auf der Straße angegriffen und misshandelt worden. Er sah sich gezwungen, sein Geschäft infolge der von der NS-Regierung ausgehenden Boykotte und Diskriminierungen aufzugeben und wollte Deutschland verlassen. Doch es gelang ihm nicht, seine sehr bedeutenden Außenstände, die in die Zehntausende Reichsmark gingen, einzukassieren, da die Schuldner nun vielfach die Zahlungen verweigerten. Möglicherweise fühlte er sich in seinem Hause in der Allee 254 nicht mehr sicher. Bis zu seiner Flucht aus Deutschland wohnte er bei seinem Sohn Martin in der Wohlersallee 62 (Wohlers Allee).

Salomon Friedmann und seine Söhne Oskar (Osias Jehoshua) sowie Josef Samuel verließen Deutschland am 4. November 1934. Sie erreichten Palästina am 12. November. Der Verkauf des Hauses in der Allee 254 kam erst 1935 zustande. Die Verkaufssumme wurde bis auf einen geringen Rest, der zur Bezahlung der Passage benötigt wurde, beschlagnahmt.

In Palästina wohnte der nun dauerhaft erkrankte Salomon Friedmann bei seiner Tochter Toni Taube, die Deutschland ebenfalls verlassen hatte. Er starb am 3. April 1940.

Familie Martin Friedmann
Salomon Friedmanns ältester Sohn Martin (Meir Marcus), dessen Vorname in der Heiratsurkunde als "Majer" angegeben ist, arbeitete zunächst in dem Geschäft seines Vaters. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre machte er sich selbständig und betrieb in seiner Wohnung ein Weißwaren- und Garderobengeschäft. Er war seit dem 18. September 1925 mit Anna Weissmann verheiratet, geboren am 28. Mai 1904 in Wybranowka in der Nähe von Lemberg. Zur Zeit der Eheschließung wohnte Martin Friedmann in der Jägerstraße 13 in St. Pauli (heute Wohlwillstraße), Anna Weissmann bei ihrem Bruder Oskar Weissmann in Altona in der Sedanstraße 29 (heute Duschweg).

Am 9. Mai 1927 bekam das Ehepaar seine erste Tochter, Toni (Taube, Tilly), geboren am 9. Mai 1927. Ihr folgten Susi Chana Chaja, geboren am 20. Februar 1929, Lea Lydia, geboren am 25. September 1930 und Zipora Rahel, geboren am 8. Februar 1935.

Dann verheiratet, wohnten Martin und Anna Friedmann zunächst in der Straße Am Schulterblatt. Sie mieteten im Juni 1928 eine Wohnung in der Wohlersallee 62. Das Gebäude gehörte dem ostjüdischen Verein Ahavat Thora (Israelitisches Bethaus e.V.), der dort 1934 eine kleine orthodoxe Synagoge eingerichtet hatte. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern mit den zugehörigen Nebenräumen. Außerdem standen zwei große Bodenräume zur Verfügung, in denen Martin Friedmann sein Lager eingerichtet hatte. Der Kundenkreis bestand aus Angestellten und Beamten aus Altona, Ottensen, Bahrenfeld, Groß Flottbek und Klein Flottbek. Im Adressbuch von 1929 ist eingetragen, dass Martin Friedmann nicht nur als Kaufmann, sondern auch als Maler tätig war.

Auch das Geschäft von Martin Friedmann wurde ab 1933 durch Diskriminierung und Boykotte stark beeinträchtigt. Seinem Bruder Oskar gegenüber, der Deutschland im Jahre 1934 verlassen hatte und nach Palästina emigriert war, berichtete Martin Friedmann aber noch 1938, dass er sein Geschäft habe aufrechterhalten können. Aus diesem Grunde habe er Deutschland nicht verlassen.

Familie Adolf Uscher Friedmann
Adolf Uscher Friedmann, Salomon Friedmanns zweiter Sohn, besuchte acht Jahre die Israelitische Gemeindeschule in der Grünestraße 5 in Altona und anschließend die Grohne’sche Handelsschule in Hamburg. Danach arbeitete er bei einer Chemikalienfirma in Hamburg. Etwa 1925 machte er sich selbständig, indem er in der Wohnung seiner Eltern in der Adolfstraße 95 I. eine Maschinenstrickerei aufzog und die Erzeugnisse an Einzelhändler verkaufte. Zusätzlich erwarb er Konfektionsware von Großhändlern und veräußerte sie an Kunden auf Abzahlung.

Im September 1927 zog er in die Kleine Papagoyenstraße 3. Sein Geschäft betrieb er weiter von der Wohnung seiner Eltern in der Adolphstraße 95 aus.

Adolf Uscher Friedmann und Bertha (Brandla), geborene Lundner, geboren am 15. März 1903 in Chrzanow, Galizien, heirateten am 12. April 1927. Sie bekamen am 31. Juli 1928 ihr erstes Kind, Hanna Toni. Am 15. April 1930 folgte Bertha Ruth.

Die Gewerbetätigkeit aus Produktion und Handel muss zu namhaften Erträgen geführt haben, denn Adolf Uscher Friedmann konnte sich 1929 für etwa 60.000 RM das Mehrfamilienhaus Wohlersallee 38 mit 14 Wohnungen kaufen. Im März 1931 bezog die Familie dort eine 3-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss. Hier kamen weitere drei Kinder zur Welt: Siegbert am 4. November 1931, Golda Freide am 21. August 1933 und Rebecka (Mirjam) am 23. November 1934.

Adolf Uscher Friedmann galt als ein seriöser, anständiger und sehr gut situierter Kaufmann und war dafür bekannt, dass man zu ihm niemals vergebens mit seinen Anliegen kommen würde. Er spendete großzügig für jüdische Zwecke.

Wir wissen nicht, wie sich das Leben von Adolf Uscher Friedmann nach der Machtübergabe an Adolf Hitler im Einzelnen darstellte. Auch diese Familie wird unter den Boykotten, Schikanen und Ausgrenzungen gelitten haben. An seine Verwandten in Palästina soll er 1937 geschrieben haben, es lohne sich für ihn nicht, dorthin zu kommen, weil er sein Geschäft nicht für einen minimalen Preis verschleudern wolle.

Am 3. Oktober 1938 verkaufte Adolf Uscher Friedmann das Grundstück Wohlersallee 38 dann doch, und zwar an das NSDAP-Mitglied Bernhard Gottlob. Die genauen Umstände, die Adolf Uscher Friedmann zu diesem Zeitpunkt zum Verkauf veranlasst haben, kennen wir nicht. Der Kaufpreis von 48.000 RM lag deutlich unter dem damaligen Verkehrswert von mindestens 55.700 RM, wie sich im späteren Restitutionsverfahren herausstellte. Nach Abzug von Hypothekenschulden, Grundsteuern, Maklercourtage und Notarkosten sollen noch annähernd 2500 RM an Adolf Uscher Friedmann bar ausgezahlt worden sein.

Abschiebung nach Zbaszyn/Bentschen (Polen)
Am 28. Oktober 1938 wurden ca. 17000 Jüdinnen und Juden polnischer Herkunft im Rahmen der sogenannten Polenaktion aus dem Deutschen Reich nach Polen abgeschoben. Die polnische Regierung hatte zuvor gedroht, den im Ausland lebenden Polen die Pässe nicht zu verlängern. Diese wären dadurch zu Staatenlosen geworden. Die NS-Regierung befürchtete, Tausende "Ostjuden" würden dauerhaft auf deutschem Territorium bleiben. Ohne Vorwarnung und ohne Ansehen der Person wurden daraufhin im gesamten Deutschen Reich Männer, Frauen und Kinder von ihren Arbeitsplätzen oder aus ihren Wohnungen geholt, an verschiedenen Plätzen zusammengefasst und noch am selben Tag mit der Eisenbahn bei Zbaszyn (Bentschen), Chojnice (Konitz) in Pommern und Beuthen in Oberschlesien über die polnische Grenze abgeschoben. Die Kosten für die Ausweisungsaktion sollten vom Reichshaushalt getragen werden, "soweit sie nicht […] von den abgeschobenen Ausländern eingezogen werden können".

Die etwa 1000 Menschen aus Groß-Hamburg wurden zunächst nach Neu Bentschen (heute Zbąszynek) gebracht und von dort mit Gewalt über die polnische Grenze nach Zbaszyn (Bentschen) getrieben. Zu ihnen gehörte auch die Familie von Martin Friedmann mit sechs Personen und die Familie von Adolf Uscher Friedmann mit sieben Personen. Aus dem Wohnhaus Wohlersallee 38 waren außerdem die Familie von Szyja Osias Schullerer mit sechs Personen und das Ehepaar Nechemiah und Scheindel Sabina Weissmann betroffen (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Wir wissen aus Zeugenaussagen nur bruchstückhaft, wie die Abschiebung der beiden Familien Friedmann abgelaufen ist. Sie sollen, wie die meisten anderen Betroffenen, frühmorgens festgenommen, auf Lastwagen verladen und weggefahren worden sein. Die Menschen wurden teils im Gefängnis an der Straße Hütten in der Neustadt, teils in einer großen Halle in Altona, aber auch auf einem Schulhof, von dem Bertha Schullerer später berichtete, gesammelt. Mit einem Zug, der um ½ 8 Uhr abends Altona verließ, wurden sie nach Neu Bentschen gebracht, das sie morgens um 5 Uhr erreichten. Nach einem längeren Marsch gelangten sie ins Niemandsland an der polnischen Grenze und wurden von deutschen Sicherheitskräften mit zum Teil aufgepflanzten Bajonetten über die polnische Grenze gedrängt. Erst nach einem mehrere Stunden dauernden Aufenthalt in einem Waldstück auf polnischer Seite durften sie nach Zbaszyn (Bentschen) hinein. Ihnen wurden leerstehende Pferdeställe in einer ehemaligen Kaserne zugewiesen. In diesem Lager mussten viele unter unwürdigen Bedingungen zum Teil bis zum Spätsommer 1939 ausharren.

Nach ihrer Abschiebung im Oktober 1938 nach Zbaszyn gab es von Martin (Majer, Meir, Marcus) Friedmann, seiner Ehefrau Anna, und den Kindern Taube Toni, Susi (Sara Chaja), Lea (Lydia), Rahel (Zipora) kein Lebenszeichen mehr.

Das Schicksal der Familie von Adolf Uscher Friedmann kann noch bis Ende 1940 nachverfolgt werden:
Aufgrund einer Vereinbarung zwischen der deutschen und der polnischen Regierung vom 24. Januar 1939 durften einige der abgeschobenen Juden "zur Liquidierung ihres zurückgebliebenen Vermögens vorübergehend zurückkehren". Berta Brandla Friedmann, Adolf Uschers Ehefrau, kehrte am 12. Juni 1939 nach Altona zurück. Während ihrer kurzzeitigen Rückkehr - sie sollte Deutschland bis zum 25. Juli 1939 wieder verlassen – kam sie in der Wohnung des jüdischen Lederhändlers Moritz Blank in der General-Litzmann-Straße 93 (heute Stresemannstraße) unter. Es ist nicht überliefert, wie dies möglich war, denn auch die Familie von Moritz Blank war am 28. Oktober 1938 nach Polen abgeschoben worden. Die Vollzugsbeamten hatten die Wohnung, wie bei allen anderen auch, verschlossen und die Schlüssel an sich genommen.

Berta Brandla Friedmann versuchte, beim Oberfinanzpräsidenten die Zustimmung zur Transferierung von Geld und Einrichtungsgegenständen nach Polen zu erreichen. Am 16. Juni 1939 stimmte die Reichsbankstelle Hamburg-Altona der Mitnahme von gesperrten 2500 RM aus dem Verkauf des Hauses Wohlersallee 38 nach Polen gegenüber dem Oberfinanzpräsidenten mit der Randnotiz zu: "Eilt sehr, muss bis zum 25.7.1939 aus Deutschland raus. Polnische Staatsangehörige". Ein von Berta Brandla Friedmann unterschriebener "Antrag auf Mitnahme von Umzugsgut", aufgeführt in zwei Listen mit insgesamt 203 Positionen und datiert vom 10. Juli 1939, wurde von der Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten genehmigt.

Dem früheren jüdischen Rechtsanwalt Hugo Möller, der sich jetzt "Konsulent" nennen musste und nur Mandate von Juden übernehmen durfte, wurde im Dezember 1940 verwehrt, einen Betrag von 7,27 RM an Adolf Uscher Friedmann nach Tarnow, Slowackistraße 6a, Generalgouvernement, zu überweisen. Deshalb kann vermutet werden, dass auch das gesperrte Bankguthaben und das Umzugsgut nie in den Besitz der Familie Adolf Uscher Friedmann gelangt sind.

Nach dem Dezember 1940 gab es nie mehr ein Lebenszeichen von Adolf Uscher Friedmann, seiner Ehefrau Bertha Brandla und ihren Kindern Hanna Toni, Bertha Ruth, Siegbert, Golda Freide und Rebecka (Mirjam). Sie wurden auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Martin und Adolf Uscher Friedmanns Geschwister überlebten die Zeit der NS-Herrschaft. Wie oben berichtet, waren Osias Oskar (Jehoshua) und Josef Samuel Friedmann bereits 1934 mit ihrem Vater nach Palästina geflüchtet. Auch die 1911 geborene Toni Taube Friedmann emigrierte dorthin. Sie war mit Menacham Gafne und Israel Halpert verheiratet, mit denen sie insgesamt drei Kinder hatte.

Berta Brane Friedmann heiratete am 2. Juni 1933 den nichtjüdischen Karl-Heinz Kuhse, geboren am 16. Dezember 1908. Durch die Eheschließung erhielt sie die deutsche Staatsangehörigkeit. Wie sie später berichtete, entzog sie sich der Meldepflicht und lebte illegal – oft unter falschem Namen. Wahrscheinlich wurde sie von Nachbarn denunziert, die Anstoß an ihrer antifaschistischen Einstellung genommen und in ihr eine Jüdin vermutet haben sollen.

Vom 15. August 1944 bis 22. April 1945 war sie in einem Arbeitserziehungslager und anschließend in Untersuchungshaft im Polizeigefängnis in Schneidemühl (heute Pila) inhaftiert. Sie musste dort schwere Erdarbeiten verrichten und erkrankte durch mangelhafte Ernährung mehrmals ernsthaft, erlebte aber die Befreiung. Auch ihre lt. Wiedergutmachungsunterlagen 1930 geborene Tochter Rosemarie, die als "jüdischer Mischling" angesehen wurde, überstand die Zeit des Nationalsozialismus.

Stand: Oktober 2021
© Ingo Wille

Quellen: 1; 4; 5; StaH 213-13 Landgericht Hamburg – Wiedergutmachung 5300 Adolf Uscher Friedmann, 33731 Friedmann Josef, 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) F 2387 Nechemia Weissmann, FVg 5243 Uscher Friedmann, 332-5 Standesämter 3511 Heiratsregister Nr. 526/1925 Majer Friedmann/Anna Weissmann, 5387 Sterberegister Nr. 516/1932 Golde Frieda Friedmann, 14028 Heiratsregister Nr. 97 Karl-Heinz Kuhse/Brane Friedmann, 351-11 Wiedergutmachung 3212 Salomon Friedmann, 33024 Adolf Uscher Friedmann, 39075 Bertha Kuhse, 48789 Hannah Toni Friedmann, 50355 Golde Friedmann, 50388 Rebecca Friedmann, 424-11 Amtsgericht Altona 6121 Adolf Friedmann, 6782 Anna Friedmann,741-4_K 4428 Einwohnermeldedaten Friedmann; Ina Lorenz/Jörg Berkemann, Die Hamburger Juden im NS-Staat 1933 bis 1938/39, Band II, S. 1096-1107, Göttingen 2016; Beate Meyer (Hrsg.), Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933-1945, 2. Aufl., Hamburg 2007, S. 25, 115-117. Michael Studemund-Halévy, Im jüdischen Hamburg Ein Stadtführer von A bis Z, Hamburg 2011, S. 140f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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