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Erna Cohn * 1892
Bismarckstraße 93 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
1941 Lodz
Weitere Stolpersteine in Bismarckstraße 93:
Judith Cohn
Deborah Cohn, geb. am 2.9.1888 in Rawitsch, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, dort ermordet am 12.4.1942
Erna Cohn, geb. am 17.2.1892 in Chemnitz, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert
Judith Cohn, geb. am 10.11.1889 in Rawitsch, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert
Bismarckstraße 93
In der Bismarckstraße 93 wohnte bis zu ihrem Tod Louise Cohn – zumindest zeitweise – mit ihren drei unverheirateten Töchtern Deborah, Judith und Erna zusammen. Als Louise Levy wurde sie 1857 in Randers in Dänemark geboren. Ihre Eltern waren der Bandagist Joseph und seine Ehefrau Brigitte Levy, geb. Philippson.
Louise war verheiratet mit dem in Neustadt bei Pinne in Posen schon früh verstorbenen Cantor und Lehrer Lesser Cohn, dem Vater ihrer Töchter. Die älteren beiden Töchter wurden in Rawitsch geboren. Rawitsch lag im ehemals polnischen Teil von Preußen und gehörte seit 1871 bis nach dem Ersten Weltkrieg zum Deutschen Reich. Wann die Familie aus dem Osten nach Hamburg zuwanderte, ist nicht bekannt. Um 1900 begannen die Juden jedenfalls aus Rawitsch abzuwandern. 1905 waren nur noch 363 von ungefähr 9.000 Einwohnern jüdisch. Die dritte Tochter Erna wurde nicht mehr in Rawitsch, sondern in Chemnitz in Sachsen geboren. Louise Cohn starb im November 1940 mit 83 Jahren, so dass ihr die Deportation erspart blieb, nicht aber ihren drei Töchtern.
Judith Cohn betrieb in der Bismarckstraße 93 einen Briefmarkenhandel. Außerdem war sie bei der Firma Bensien & Co GmbH in den Hohen Bleichen angestellt. Ende 1938 wurde auf Bitte der Oberfinanzdirektion eine Buchprüfung veranlasst. Zu diesem Zeitpunkt lag Judith Cohn nach einer Magenoperation im Krankenhaus. Am 12. Dezember 1938 waren die Bestände an Briefmarken auf Betreiben der Behörde für Handel, Schiffahrt und Gewerbe beschlagnahmt worden. Da die getätigten Umsätze gering waren und kein größeres Vermögen existierte, hatte die Buchprüfung keine weiteren Folgen. Judith Cohn hatte wohl in geringem Umfang Briefmarken an Großhändler geliefert und Tauschgeschäfte mit ausländischen Geschäftspartnern getätigt. Dennoch sorgte sie für den Lebensunterhalt ihrer Mutter, ihrer Schwester Erna und zuletzt auch für ihre Schwester Deborah. Deborah war berufstätig gewesen (die Angaben auf der Karteikarte der Jüdischen Gemeinde sind aber kaum noch leserlich), aber ab April 1939 erwerbslos. Zeitweise arbeitete sie als Hausangestellte. Das war möglicherweise schon eine Notlösung, weil sie verfolgungsbedingt nicht mehr im Büro arbeiten durfte. Erna scheint nie berufstätig gewesen zu sein. Deborah wohnte nicht immer in der Bismarckstraße. Auf der Kultussteuerkarteikarte sind außerdem die Adressen Schwanenwik 26 II und Rothenbaumchaussee 187 (bei Delbanco) vermerkt, wo sie Ende 1940 wohnte.
Alle drei Schwestern wurden am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Nach ihrer Ankunft im Getto wurden sie in die Blattbinderstraße 7 a 3/5 eingewiesen. Die Straße heißt heute Snycerska.
© Susanne Lohmeyer
Quellen: 1; 2 (2998/38); 4; 5; StaH 332-5 Standesämter, 8171 und 729/1940; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992e2 Deportationsliste; HAB II 1940; Deportationsliste Litzmannstadt, Gedenkstätte Lodz Radegast.