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Max Aron * 1869
Markusstraße 10 (Hamburg-Mitte, Neustadt)
HIER WOHNTE
MAX ARON
JG. 1869
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Weitere Stolpersteine in Markusstraße 10:
Rachel Johanna Aron, Wilhelm Bünger, Jette Heymann, Alfred Neumann, Ursula Neumann, Judis Neumann, Uri Neumann, Siegfried Rosenblum, Paul Günther Rosenblum, Margot Rosenblum, Albert Zirz
Max Aron, geb. 20.4.1869 in Waldenburg/Schlesien, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 21.9.1942 ins Vernichtungslager Treblinka
Rachel/Johanna Aron, geb. Hurtig, geb. 16.3.1869 in Modlnica, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 21.9.1942 ins Vernichtungslager Treblinka
Markusstraße 10 (Marcusstraße 23)
Die Stolpersteine für das Ehepaar Aron können in der Markusstraße nicht dort verlegt werden, wo sie über 30 Jahre in einer Ladenwohnung lebten. Die damalige Markusstraße führte vom Großneumarkt bis zur Kurze Straße/Ecke Hütten. Sie wurde nach ihrer Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges nicht wieder komplett bebaut, zudem erhielt sie einen anderen Verlauf.
Das jüdische Ehepaar Max und Rachel/Johanna Aron, geb. Hurtig, wohnte schon in der Marcusstraße 23 (heute Markusstraße), bevor es am 26. August 1910 heiratete. Beide waren keine gebürtigen Hamburger, Max Aron stammte aus Waldenburg (heute Wałbrzych/Polen) in Niederschlesien, wo sein Vater Michael Aron verstorben war und seine Mutter Johanne, geb. Riess, noch lebte und in zweiter Ehe Grünfeld hieß.
Max Aron kam im Jahre 1900 nach Hamburg, und als er eine Wohnung in der zweiten Etage der Elbstraße 40 (heute Neanderstraße) in der Nähe der ehemaligen Synagoge der Deutsch-Israelitischen Gemeinde fand, führte seine zukünftige Frau Rachel Hurtig im Parterre des Hauses einen "Mittagstisch". Schon ihr Vater, der Koch Isaak/Josef Hurtig, der aus Ronska bei Krakau stammte, betrieb seit 1887 eine Gastwirtschaft im Alten Steinweg 8, zuletzt in der Straße Bei den Hütten 116 (heute Hütten). Er starb am 7. November 1895, seine Witwe Petrine Pessel, geb. Feldbrunn, starb am 7. Juni 1901. Ihre Gräber befinden sich auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Ohlsdorf.
Max Aron und Rachel Hurtig zogen 1907 in die Marcusstraße 23, Max zunächst in die erste Etage und Rachel in die Ladenwohnung des Hauses, wo sie ihren Mittagstisch weiterbetrieb. Nach der Heirat gab Rachel Aron ihr Geschäft zugunsten der Kunsthandlung ihres Mannes auf.
Während der Weltwirtschaftskrise geriet das kinderlose Ehepaar in finanzielle Not. Ihre Ersparnisse verloren sie durch die Inflation. Die Kriegsanleihe von 2000 Mark war bereits verpfändet. Im August 1932 wandte sich Max Aron mit der Bitte um Mietbeihilfe an das Wohlfahrtsamt. In seinem Schreiben legte er verschiedene Bescheinigungen über geleistete Wohltätigkeiten der letzten Jahre bei, so hatte er dem Roten Kreuz während des Krieges sechs eiserne Bettgestelle gestiftet: "Bisher bin ich noch nicht mit dem Wohlfahrtsamt in Berührung gekommen, obwohl mein Einkommen sich allmählich immer verschlechtert hat. Ich bin 63 Jahre alt und betreibe seit 1901 eine Bilderhandlung. Infolge der allgemein schlechten Konjunktur ist mein Geschäft in den letzten Jahren zurückgegangen. Seit Anfang diesen Jahres war es mir nicht mehr möglich, die Miete pünktlich zu bezahlen."
Das Hamburger Wohlfahrtsamt gewährte einen Unterhalt, zunächst für vier Wochen.
Nach einer wirtschaftlichen Prüfung und persönlichen Einschätzung eines Mitarbeiters der Detaillistenkammer (einer Interessenvertretung des Einzelhandels, die 1938 in der Handelskammer aufging) war Max Arons Lagerbestand so gut wie wertlos. "Es befanden sich lediglich einige Bilder (Wiedergaben) dort, die an den Wänden angelehnt waren, und die nicht einmal dem schlechten Geschmack unserer Zeit entsprechen." Das Kunstverständnis hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg verändert, die alten Motive waren nicht mehr gefragt.
Die Vermieterin der Arons, die Hausbesitzerin Frau Hüsing, erließ ihren langjährigen Mietern für das Jahr 1933 die Miete, und in den folgenden Jahren konnte das Ehepaar seine Miete wieder pünktlich zahlen.
In bescheidenem Umfang betrieb Max Aron seine Kunsthandlung noch bis 1937, dann wurde ihm als Jude der Handel mit Ölbildern untersagt. Vermutlich wurde Max Aron beim Handeln auf der Straße denunziert, denn ein Beamter der Gestapo suchte ihn in seiner Wohnung auf und drohte ihm, falls er nochmals dabei angetroffen würde, werde er für mindestens ½ Jahr ins KZ verbracht.
Ende 1939 musste Max Aron seinen Gewerbeschein abgeben. Ohne Einkommen war das Ehepaar Aron nun auf die Einnahmen aus Zimmervermietungen angewiesen, und so nahmen sie Jette Heymann (s. www.stolpersteine-hamburg.de) als Untermieterin bei sich auf. Nachdem ihre Mitbewohnerin am 11. Juni 1942 nach Auschwitz deportiert wurde, mussten Max und Rachel Aron ihre langjährige Wohnung verlassen und wurden zunächst ins nahegelegene Herz-Joseph-Levy-Stift, Großneumarkt 56 eingewiesen. Von dort kamen sie in das ehemalige Lazarus-Gumpel-Stift, Schlachterstraße 46/47 Haus 6, Wohnung 42. Beides waren sogenannte Judenhäuser und dienten als Sammelstelle kurz vor den Deportationen. Die vorherigen Bewohnerinnen und Bewohner in der Schlachterstraße, Recha Josephsohn (Stolperstein in der Sternstraße 67), ihre Tochter Johanna Stern und Schwiegersohn Moses Stern (Stolperstein An der Alster 28, s. www.stolpersteine-hamburg.de) waren am 8. November 1941 nach Minsk deportiert worden.
Das Ehepaar Aron erhielt den Deportationsbefehl dann für den 19. Juli 1942 nach Theresienstadt. Es wurde am 21. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Rachel Aron hatte zwei Schwestern, die beide verwitwet waren: Sara Werker, geb. Hurtig (geb. 6.2.1866), wurde am 4. Oktober 1942 von Berlin-Schöneberg nach Theresienstadt deportiert, sie verstarb am 2. November 1942, wie auf der Todesfallmeldung vermerkt, im Getto an einer Lungenentzündung.
Rosa Drewes, geb. Hurtig (geb. 16.2.1863), wurde in Theresienstadt befreit. Sie war im Sommer 1943 nach der schweren Luftangriffsserie auf Hamburg, durch die sie ihre Wohnung am Johannesbollwerk 14 verlor, zu ihrer verheirateten Tochter in die Feldherrenstraße 9 nach Dresden geflüchtet. Dort wurde sie am 8. Januar 1944 von der Gestapo abgeholt und nach Theresienstadt deportiert. Rosa Drewes verstarb am 3. Mai 1947 in Dresden.
Stand: März 2017
© Susanne Rosendahl
Quellen: 1; 3; StaH 332-5 Standesämter 2942 u 158/1900; StaH 332-5 Standesämter 381 u 2343/1895; StaH 332-5 Standesämter 3151 u 461/1910; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 4; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 5; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 859 (Aron, Max); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1270 (Heymann, Jette); StaH 351-11 AfW 32587 (Heymann, Ludwig); StaH 351-11 AfW 14372 (Drewes, Hermann); Nationalarchiv in Prag/Theresienstädter Initiative, Jüdische Matriken, Todesfallanzeigen Theresienstadt (Sara Werker); Stein: Stiftung, S. 192.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.