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Leo Lesser Jacobsohn * 1881
Schlüterstraße 22 (Eimsbüttel, Rotherbaum)
1941 Minsk
Weitere Stolpersteine in Schlüterstraße 22:
Lothar Bauer, Jolanthe Fromm, Wilhelm Samson, Bianca Wolff, Alfred Wolff
Jacobsohn Leo Lesser, geb. 24.6.1881, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Der Kaufmann und Gastwirt betrieb vor 1933 in der Kleinen Theaterstr. 8 "Hellmanns Gaststätte" und dann in der Großen Theaterstr. 41 ein Restaurant. Er lebte in kinderloser Mischehe mit der Protestantin Minna J. in der Kl. Rosenstraße/Neustadt, den Colonnaden, der Fröbelstraße und schließlich ab Juni 1939 in der Schlüterstr. 22.
Dass Minna einen jüdischen Ehemann geheiratet hatte, sei – so eine nichtjüdische Verwandte – weder ein Problem noch ein Thema in der Familie gewesen. Leo J. sei ein wenig religiöser, sehr geselliger Mensch gewesen, der gern Karten gespielt, gefeiert und viel Wert auf sein Äußeres gelegt habe. Wenn er wegen seines Restaurantbetriebes nicht an Familienfesten teilnehmen konnte, sei er doch zum frischgebackenen mitternächtlichen Butterkuchen erschienen.
Während Minna J. sich nicht beruflich betätigte, habe er mit seinen Lokalen großen Erfolg gehabt, zuletzt mit einem Restaurant auf St. Pauli, das schnell wohlsituierte Gäste in das Vergnügungsviertel gezogen habe. Minna J. verstarb – vermutlich Mitte 1941 - an Leukämie, so daß der (sehr begrenzte) Schutz der Mischehe für Leo Lesser J. nicht mehr galt, als die Deportationen anliefen.
Er erhielt den Deportationsbefehl in der Schlüterstr. 22. In der Deportationsliste war er als "Kellner" registriert. Nach der Familienerzählung übergab er am Vorabend des Transportes seine Uhr, ein wenig Schmuck und einige Dokumente an den Schwiegervater, wobei er nicht in großer Sorge gewesen sei, sondern vermutet habe, er käme in ein Arbeitslager und müsse nicht für immer Abschied nehmen.
Eine ebenfalls in Mischehe verheiratete Schwester Leo J.s verwitwete 1935, wurde jedoch nicht deportiert, sondern starb am 17. März 1943 in Hamburg und wurde auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.
© Beate Meyer
Quellen: StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; ebd., 522-1 Jüdische Gemeinden 992e;Adressbücher 1931, 1932, 1933, 1938, 1942; Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Hamburg 1995; Schr. L.F. v. 12.11.03, Auskunft L.F. v. 18.11.2005 u. 29.12.2005