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Hulda Kaufmann * 1890

Wandsbeker Königstraße 7 -11 (Wandsbek, Wandsbek)

1941 Lodz

Hulda Kaufmann, geb. 15.10.1890, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Wandsbeker Königstraße 7–11 (Königstraße 7)

Über Hulda Kaufmann wissen wir trotz intensiver Nachforschungen fast nichts. Lediglich die Eintragungen auf der Kultussteuerkarteikarte der Jüdischen Gemeinde und der Deportationsliste geben sparsame Hinweise. Erschwerend kommt hinzu, dass die wenigen auffindbaren Spuren, z. B. ihre Meldekarte, in den wichtigen Details unleserlich sind. Das trifft auch auf die Eintragung ihrer Berufsbezeichnung auf der Kultussteuerkarte zu.

Möglicherweise war Hulda Kaufmann ausgebildete Lehrerin, die ihren Beruf nicht mehr ausüben durfte und arbeitslos war. Doch gibt es keinen Hinweis, dass sie vor 1933 im Hamburger Raum tätig war, auch nicht an einer Privatschule.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehörte sie zu den allein stehenden Jüdinnen – sie war nicht verheiratet –, die in den 1930er Jahren aus kleineren Provinzstädten nach Hamburg kamen und in der Großstadt Schutz vor antisemitischen Übergriffen und bessere Existenzbedingungen wie Berufsmöglichkeiten oder Unterstützungsleistungen durch die jüdische Gemeinschaft suchten.

Während – wie schon erwähnt – über Hulda Kaufmann selbst wenig in Erfahrung gebracht werden konnte, ist es doch gelungen, ihre familiäre Herkunft zu beleuchten.

Hulda Kaufmann wurde am 15. Oktober 1890 als Tochter von Matthias (Max) Kaufmann
(Jg. 1854) und seiner Frau Dina, geb. Schiff, in Könnern an der Saale geboren. Zu dieser Zeit lebten dort knapp 30 Juden, 1905 nur noch sieben, die zur Synagogengemeinde in Halle gehörten. Es ist davon auszugehen, dass auch die Familie Kaufmann Könnern verlassen hat. Angehörige des Vaters lebten in Leipzig und Bernburg. Für Halle ergaben sich keine weiteren Hinweise.

Hulda Kaufmann hatte fünf Geschwister, zwei Brüder und drei Schwestern, die zwischen 1882 und 1894 geboren wurden. Sie war die zweitjüngste. Ihr Vater starb 1895, als sie fünf Jahre alt war. Eine ihrer Schwestern (Jg. 1886) ist 1980 in Frankfurt/Main verstorben.

Wann Hulda Kaufmann nach Hamburg kam, ist ebenso wenig bekannt wie das genaue Jahr ihrer Anmeldung in Wandsbek, das unleserlich ist. Sie meldete sich in der Königstraße 7 II. an. Dort wohnte die Witwe Malchen Spangenthal, geb. Jacob, bis zu ihrem Tod im Juli 1936. Diese war nach dem Eintrag auf der Meldekarte evangelischer Konfession, wurde jedoch neben ihrem Ehemann auf dem jüdischen Friedhof Jenfelder Straße bestattet. Ob Hulda Kaufmann bei ihr wohnte oder erst einzog, nachdem die Wohnung freigeworden war, ist nicht bekannt. Jedenfalls blieb sie in der Königstraße gemeldet, bis sie den Deportationsbefehl erhielt. In der Deportationsliste ist ihr Beruf mit Küchenmädchen angegeben, ebenso wie auf der Meldekarte. Ende Oktober 1941 musste sie Wandsbek verlassen. Mit neun weiteren jüdischen Wandsbekern fand sie sich in der Sammelstelle an der Moorweide ein. Sie gehörte zu den ersten etwa 1000 Juden, die aus Hamburg deportiert wurden. Am 25. Oktober 1941 bestieg sie den Zug nach Lodz. Wir wissen nicht, wie lange sie dort überleben konnte, denn auch im Getto Lodz hat sie keine Spur hinterlassen. Ihre dortige Adresse ist nicht aktenkundig geworden.

Das Beispiel Hulda Kaufmann zeigt, wie wenig wir trotz aller Bemühungen über jemanden erfahren, wenn keine Akten über Vermögensentziehung, über tatsächliche oder unterstellte kriminelle Aktivitäten, über gesundheitliche Probleme oder andere Fakten existieren, zumal wenn keine Verwandten überlebt haben, die an diese Person erinnert oder Wiedergutmachungsanträge gestellt haben.

© Astrid Louven

Quellen: 1; 4; StaHH Meldewesen 332-8 K 4466; Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abteilung Merseburg, Auskunft von Herrn Kirbs vom 28.9.2007; Standesamt Könnern, Auskunft von Frau Fabisch vom 15.11. 2007; Bundesarchiv Berlin, Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933–1945; Naphtali Bamberger, Memorbuch, Bd. 2, S. 36f.

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